{"id":8704,"date":"2018-11-15T08:35:00","date_gmt":"2018-11-15T07:35:00","guid":{"rendered":"http:\/\/thecathwalk.de\/?p=8704"},"modified":"2019-02-11T15:29:00","modified_gmt":"2019-02-11T14:29:00","slug":"der-sonne-entgegen-ein-kommentar-zum-hoehenflug-des-heiligen-albert-des-grossen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.thecathwalk.de\/2018\/11\/15\/der-sonne-entgegen-ein-kommentar-zum-hoehenflug-des-heiligen-albert-des-grossen\/","title":{"rendered":"Der Sonne entgegen \u2013 Ein Kommentar zum H\u00f6henflug des heiligen Albert des Gro\u00dfen"},"content":{"rendered":"\n
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„Mittelalter“, „Aberglaube“ und „Katholische Kirche“ sind f\u00fcr nicht wenige Synonyme einer dunklen Zeit, in der die Menschen \u2013 bis endlich das Licht der Aufkl\u00e4rung sie befreien sollte \u2013 in Unwissen und Unm\u00fcndigkeit lebten. Bis heute glauben viele ohne es zu wissen, dass damals nur wenig gewu\u00dft und daher fast alles geglaubt wurde.<\/p>\n\n\n\n
Und immer noch halten die klugen Geister unserer Zeit die Kirche mit all ihren Dogmen und Moralvorstellungen f\u00fcr das letzte Relikt einer finsteren Zeit, die l\u00e4ngst \u00fcberwunden gilt. Dabei vergisst man, dass es gerade die Kirche war, die in ihren Kl\u00f6stern Kultur und Wissenschaft vorangetrieben und die W\u00fcrde des Menschen gegen\u00fcber Ausbeutung seitens staatlicher Willk\u00fcr verteidigt hat.<\/p>\n\n\n\n
Ohne die christlichen Wurzeln Europas w\u00e4re dieser Kontinent niemals zu seiner geistigen H\u00f6he gelangt. Einer der gro\u00dfen Wegbereiter und keineswegs ein sinisterer Kirchenmann des Mittelalters ist der heilige Albertus Magnus (um 1200-1280) \u2013 Kirchenlehrer, Wissenschaftler und Bischof von Regensburg \u2013 dessen die Kirche heute gedenkt.<\/p>\n\n\n\n\n\n\n\n
Albert der Gro\u00dfe war eine der vielen Lichtgestalten der Geschichte. Sein gro\u00dfe Gelehrsamkeit verschaffte ihm den Titel Doctor universalis<\/em>. In ihm begegnen wir einem Mann, der in herausragender Weise zeigt, dass die menschliche Seele sich mit den „Fl\u00fcgeln der Vernunft und des Glaubens“ \u2013 dieses Bild gebraucht der Heilige Johannes Paul II in seiner Enzyklika „Fides et Ratio“ \u2013 zu Gott emporschwingen kann. Albert war ein gro\u00dfartiger Naturwissenschaftler, von dem man sagt, er habe das ganze damalige Wissen studiert und sei so der letzte wahrhafte Universalgelehrte gewesen. Er war, im Gegensatz mancher seiner Zeitgenossen, auch ein wirklich kritischer Geist, der zum Beispiel sehr deutlich die M\u00f6glichkeit leugnete, aus Blei Gold herzustellen, was manche Alchimisten immer wieder behaupteten. Albert war es, der bereits die M\u00f6glichkeit erwogen hatte, dass es westw\u00e4rts des Ozeans eine gro\u00dfe, von Menschen bewohnte Insel geben k\u00f6nne, das zwei Jahrhunderte sp\u00e4ter entdeckte Amerika\u2026<\/p>\n\n\n\n Wer die Natur betrachtet \u2013 sei es mit dem Fernrohr, um die unendlichen Weiten des Alls zu durchmessen; sei es mit dem Mikroskop, um den Reichtum ihrer Vielfalt zu erkennen \u2013 st\u00f6\u00dft unweigerlich auf die Frage nach dem Ursprung all dessen, was uns umgibt. Wer diese Frage nicht verdr\u00e4ngt und krampfhaft ausklammert wird auch zu der Erkenntnis gelangen, dass diese Ursache all dessen, was ist, alles Geschaffene \u00fcberragt \u2013 ja ganz anders sein muss: ewig, das hei\u00dft ohne Anfang und Ende, ohne Ursprung und Abh\u00e4ngigkeit.<\/p>\n\n\n\n Wenn ein aufrichtiger Wissenschaftler \u00fcber den \u00fcberbordenden Reichtum der Welt mit all ihren Pflanzen und Lebewesen ins Staunen kommt, dass es solche Vielfalt und Sch\u00f6nheit gibt, die sich nicht in Zahlen fassen l\u00e4sst, so ahnt er unweigerlich von der Gr\u00f6\u00dfe und G\u00fcte des Ursprungs aller Dinge. Die suchende Vernunft f\u00fchrt den Menschen \u00fcber sich selbst hinaus und bringt ihn zur Erkenntnis, dass sich diese Welt nicht selbst verdankt, sondern von einem Sch\u00f6pfer ins Dasein gerufen worden ist. Freilich vollzieht sich diese Suche nach dem Grund allen Seins nur in menschlicher Freiheit, die sich \u00f6ffnet und offenh\u00e4lt f\u00fcr die Wahrheit.<\/p>\n\n\n\n Eben daher ist es dem Menschen m\u00f6glich, die Frage nach Gott auch auszuklammern und das Staunen \u00fcber die Sch\u00f6nheit eines Sonnenuntergangs mit der Aussch\u00fcttung irgendwelcher Hormone zu banalisieren. Und nat\u00fcrlich kann ein Mensch vor Gott davonlaufen, noch ehe er ihm begegnet ist, weil er unausgesprochen ahnt, dass seine Existenz nicht gleichg\u00fcltig bleibt f\u00fcr den Sinn und das Ziel seines Lebens. Noch ehe also jemand \u00fcberhaupt zum Glauben kommt, kann er sich Gott verschlie\u00dfen und seiner suchenden Vernunft Grenzen setzen, die sie in diese materielle Welt einsperren.<\/p>\n\n\n\n Atheisten \u2013 so die gewagte Behauptung \u2013 gibt es gar nicht mehr. Die Leugnung einer ewigen Ursache des Kosmos ist wissenschaftlich nicht zu beweisen, ja die Entstehung des Kosmos ist nur denkbar, wenn es ein sinnstiftendes Ewiges gibt. Kein Naturwissenschaftler kann sagen, warum es etwas gibt und nicht vielmehr nichts. Kein Philosoph kann die Wirklichkeit begr\u00fcnden nimmt er nicht an, dass alles g\u00f6ttlich sei oder alles, was ist, von dem einen G\u00f6ttlichen kommt und getragen wird.<\/p>\n\n\n\n Die Leugnung Gottes ist wissenschaftlich (!) unsinnig, weswegen die meisten sich stolz Agnostiker nennen, um zu sagen, dass diese Frage nicht zu l\u00f6sen sei. Was nicht sichtbar und messbar sei, z\u00e4hle nicht und f\u00e4nde keine befriedigende Antwort. Doch! Aber anstatt „Gott“ zu sagen \u2013 das h\u00e4tte ja erschreckende Konsequenzen \u2013 zucken die sonst so eifrig Forschenden mit den Achseln und h\u00f6ren auf wie kleine Kinder immer weiter „warum?“ zu fragen. Selbst die Kleinsten wissen, dass ein Gem\u00e4lde nicht von selbst an der Wand h\u00e4ngt, sondern an einem „unsichtbaren“ Nagel, der es tr\u00e4gt. Die Welt schwebt nicht von allein im All, sonder wird von einer Macht gehalten, die wir Gott nennen. Eigentlich sonnenklar!<\/p>\n\n\n\n Die Vernunft sagt uns \u2013 wenn wir diese wunderbare Welt betrachten \u2013 dass es Gott gibt; der Glaube aber, jener zweite Fl\u00fcgel der menschlichen Seele, hilft uns zu erkennen, wer dieser Sch\u00f6pfer ist. Albert der Grosse hat beide Dimensionen klar unterschieden, aber nicht getrennt und gegeneindar gesetzt. Jeder Mensch erkennt mit Gewissheit die Existenz Gottes, wie das Erste Vatikanische Konzil feierlich lehrt; aber nur der Glaubende, dank der Offenbarung Gottes, wei\u00df wer und wie dieser Gott wirklich ist. Glaube und Offenbarung sind die zwei Seiten einer Medaille. Paulus sagt: Scio cui credidi<\/em> \u2013 Ich wei\u00df, wem ich geglaubt habe. Ich wei\u00df, dass Gott Wirklichkeit ist. Und nicht nur eine geheimnisvolle Macht, sondern liebende Person, die zu mir spricht.<\/p>\n\n\n\n W\u00fcrde sich Gott nicht aus freier Initiative offenbaren und sagen, wer er ist, so w\u00e4re Glaube nicht Zustimmung zur Wahrheit, sondern blo\u00dfe Meinung, Spekulation, vielleicht sogar Wunschdenken und Projektion. Vielfach wird „glauben“ heute als Idee und pers\u00f6nliche \u00dcberzeugung verstanden. In Wahrheit meint es aber \u2013 wie das lateinische Wort daf\u00fcr credere \u2013 cor dare<\/em>andeutet \u2013 das Herz schenken. Und zwar jemanden. Ich glaube jemanden das, was er mir sagt. Ich glaube Gott das, was er mir offenbart, was mich die Kirche in seinem Namen lehrt. Ich verstehe manches vielleicht nicht, aber ich vertraue, dass Gott nicht l\u00fcgt und die Kirche nicht irrt.<\/p>\n\n\n\n Dieses Vertrauen ist nicht einfach blind und stumpf, denn auch hier kommt uns wieder die Vernunft zu Hilfe, die zwar ein Dogma niemals beweisen, wohl aber erkl\u00e4ren und verst\u00e4ndlicher machen kann, ja alle Einw\u00e4nde dagegen zu widerlegen wei\u00df. Alle Versuche, die Wahrheit von „einem Gott in drei Personen“, von der jungfr\u00e4ulichen Geburt Jesu, wahrer Gott und wahrer Mensch, der Existenz der Engel und der armen Seelen und aller anderen Dogmen, wei\u00df der gl\u00e4ubige Verstand zu entkr\u00e4ften.<\/p>\n\n\n\n So bleibt das Dogma zwar immer sinnvoll, aber doch nie beweisbar. Der Verstand bereitet den Weg, aber der Glaube bekennt. Wir glauben \u2013 und daran erinnern uns der Hl. Albert und sein gro\u00dfer Sch\u00fcler Thomas von Aqzin – was die Vernunft \u00fcbersteigt, nicht aber, was ihr widerspricht! Immer m\u00fcssen wir beide Fl\u00fcgel gebrauchen \u2013 Glaube und Vernunft \u2013 um zu Gott emporzukommen. Der Glaube hat die Wissenschaft nicht zu f\u00fcrchten, so wie die wahre Wissenschaft nicht besorgt sein muss, dass der Glaube sie ihrer Methodik und Sachlichkeit beraube.<\/p>\n\n\n\n An uns ist es, den Fl\u00fcgelschlag zu \u00fcben, der im Zusammenspiel von Glaube und Vernunft, Hirn und Herz, Gnade und menschliches Tun uns immer n\u00e4her zu Gott bringt.<\/p>\n\n\n\n Blindes Vertrauen und der klare Blick auf die Wirklichkeit sind f\u00fcr einen Christen kein Widerspruch. So blind und klar, so verr\u00fcckt und logisch wie die Liebe ist auch der Glaube. Zwei Liebende kennen sich und deshalb wagen sie, einander zu vertrauen. Sie wissen um die St\u00e4rken und Schw\u00e4chen des anderen und gleichzeitig, werfen sie sich ohne Absicherungen in die Arme des Geliebten. W\u00fcrde sie nur dem Verstand folgen, so bleiben sie wohl ein Leben lang allein und einsam. W\u00fcrden sie freilich nur blind dem Herzen \u2013 oder schlimmer noch den Hormonen folgen \u2013 so bliebe es bei kurzen romantischen Episoden, die immer wieder in Schmerz und Trauer enden.<\/p>\n\n\n\n Christen sind Gottliebende, die es wagen zu glauben \u2013 credere, cor dare \u2013 das Herz zu verschenken. Sie sind Staunende, die \u2013 wie Albert und Thomas und mit ihnen alle Lehrer der Kirche \u2013 immer mehr von Gott erkennen und gleichzeitig ahnen, dass er viel gr\u00f6\u00dfer, sch\u00f6ner und m\u00e4chtiger ist. Sie stehen nicht im Dunkel der Unvernunft, sondern im Licht, das nicht selten so stark ist, dass es die Vernunft, es nicht direkt betrachten kann, sondern an ihre Grenzen kommt. Glauben hei\u00dft nicht, in der Finsternis der Unwissenheit zu wandern, sondern im Leuchten zu gehen, dass manchmal so hell ist, dass es blenden kann.<\/p>\n\n\n\n Auf diesen Wegst\u00fccken ist es gut, sich von den Heiligen f\u00fchren zu lassen, die vor uns der Sonne entgegen gegangen sind, ohne vom Weg abzukommen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" \u00dcber das finstere Mittelalter und seine gro\u00dfen Geistesleuchten Von Monsignore Florian Kolfhaus \/ CNA Deutsch „Mittelalter“, „Aberglaube“ und „Katholische Kirche“ sind f\u00fcr nicht wenige Synonyme einer dunklen Zeit, in der die Menschen \u2013 bis endlich das Licht der Aufkl\u00e4rung sie befreien sollte \u2013 in Unwissen und Unm\u00fcndigkeit lebten. 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Atheisten sind, dank der Wissenschaft, l\u00e4ngst ausgestorbene Dinosaurier<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Wir wissen um Gottes Dasein, wir glauben an Seine Liebe<\/strong><\/h2>\n\n\n\n
Von Sinn und Unsinn der Liebe <\/strong><\/h2>\n\n\n\n