The Quest for Shakespeare<\/u>: The Bard of Avon and the Church of Rome<\/a>\u201c (\u201eDie Suche nach Shakespeare: Der Dichter aus Avon und die Kirche von Rom\u201c), und im Verlag \u201eIgnatius Press\u201c herausgekommen ist. In diesem Werk unternimmt der Autor den Versuch, aus Shakespeares Leben und Werk Beweise f\u00fcr dessen katholischen Glauben zusammenzustellen.<\/p>\n\n\n\nZENIT: Clare Asquith geh\u00f6rt mit ihrem Buch \u201eShadowplay: The Hidden Beliefs and Coded Politics of Shakespeare\u201c (\u201eSchattenspiel: Der versteckte Glaube und die verschl\u00fcsselte politische Einstellung Shakespeares\u201c) m\u00f6glicherweise zu den bekanntesten Autoren, die die These vertreten, dass William Shakespeare katholisch war. Gab es im Lauf der Geschichte auch andere, die dieser Auffassung gewesen sind?
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\nPearce: Es gibt eine lange, illustre Geschichte von Shakespeare-Forschern, die zum Schluss gekommen sind, dass der Dichter ein gl\u00e4ubiger Katholik war. Von Richard Simpsons Pionierwerk im 19. Jahrhundert an wurde diese \u00dcberzeugung durch eine wissenschaftliche Detektiv-Arbeit untermauert. Zu diesen \u201eWissenschaftsdetektiven\u201c geh\u00f6ren die Jesuitenpatres Herbert Thurston, Mutschmann und Wentersdorf, John Henry de Groot, Ian Wilson, noch ein Jesuit, Pater Peter Milward, Hildegard Hammerschmidt-Hummel und nat\u00fcrlich die bereits erw\u00e4hnte Clare Asquith.<\/p>\n\n\n\n
\nZENIT: Warum wurde dieser Faktor im Leben Shakespeares von den meisten Shakespeare-Kennern \u00fcbersehen? Warum meinten viele, er stehe \u00fcber der Religion; er sei so etwas wie ein s\u00e4kularer Humanist oder aufgekl\u00e4rter Atheist?<\/i><\/p>\n\n\n\n
Pearce: In den letzten Jahren sahen sich sogar s\u00e4kulare Wissenschaftler dazu gezwungen, die sich mehrenden Beweise daf\u00fcr, dass Shakespeare Katholik war, zur Kenntnis zu nehmen; viele allerdings bleiben hartn\u00e4ckig bei ihrer Leugnung dieser Tatsache. Der Grund daf\u00fcr, dass Shakespeares katholischer Glaube weitgehend unbekannt geblieben ist, ist in einer Kombination von Faktoren zu suchen.<\/p>\n\n\n\n
Erstens war der katholische Glaube zu Shakespeares Zeiten illegal, was notwendiger Weise mit sich brachte, dass Katholiken ihren Glauben nicht \u00f6ffentlich praktizieren konnten. Zweitens wurden die Beweise f\u00fcr die katholische Gesinnung des Dichters auf Grund des anti-katholischen Vorurteils der Shakespeare-Forscher, das w\u00e4hrend der zwei Jahrhunderte nach dessen Tod herrschte, geflissentlich ignoriert. Drittens kam ein gro\u00dfer Teil der unwiderlegbaren dokumentarischen Beweise f\u00fcr Shakespeares katholischen Glauben bis hinein in die j\u00fcngste Zeit nicht ans Licht oder wurde nicht richtig gedeutet. Und schlie\u00dflich verdankt sich die Meinung, dass Shakespeare ein s\u00e4kularer Humanist oder Atheist war, den subjektiven Missdeutungen seines Werkes durch s\u00e4kulare Rezensenten, die in seinen Dramen nur ihre eigenen Voreingenommenheiten wiederfanden.<\/p>\n\n\n\n
Diese Missdeutungen werden nun durch das Gewicht der dokumentierten historischen Beweise daf\u00fcr, dass Shakespeare gl\u00e4ubiger Katholik war, aufgedeckt.<\/p>\n\n\n\n
ZENIT: Welche neuen Forschungsergebnisse und Kenntnisse konnten Sie als Katholik und Engl\u00e4nder zu dem \u201ePuzzle\u201c des katholischen Lebens Shakespeares, wie Sie es nennen, zusammenstellen?<\/i><\/p>\n\n\n\n
Pearce: Ich bin \u00fcberzeugt, dass mir mein Blickwinkel als katholischer Engl\u00e4nder bei meiner Forschung \u00fcber Shakespeares katholischen Glauben geholfen hat. Ich kenne die Geschichte meines Landes und f\u00fchle mich in der elisabethanischen und der jakobinischen Periode, die Gegenstand meines Buches sind, sehr \u201ezu Hause\u201c.<\/p>\n\n\n\n
Der Hauptvorteil meines Buches aber besteht darin, dass es die enorme F\u00fclle von Beweisen auf die Seiten eines einzigen Bandes bannt. Bevor \u201eThe Quest for Shakespeare\u201c ver\u00f6ffentlicht wurde, musste man viele verschiedene Werke lesen, um alle St\u00fccke des Puzzles zusammenzubekommen. Jetzt hat man alle Puzzleteile an einem einzigen Platz zur Verf\u00fcgung!<\/p>\n\n\n\n
Was neue Einblicke anbelangt, so glaube ich, dass mein Buch eine Anzahl solcher Einsichten enth\u00e4lt, da es das Beweismaterial auf eine Weise interpretiert, die man vorher nicht angewendet hat. Vielleicht ist das Augenf\u00e4lligste, worin sich meine Kenntnisse von denen der meisten anderen Forscher \u00fcber Shakespeares katholischen Glauben unterscheiden, meine These, dass er von K\u00f6nigin Elisabeth und K\u00f6nig James als \u201esafe Catholic\u201c, also als \u201eungef\u00e4hrlicher Katholik\u201c betrachtet wurde. Nach meiner \u00dcberzeugung war sein Glaube nicht unbekannt, sondern ein offenes Geheimnis, das von den \u201epowers-that-be\u201c, den Herrschenden geduldet wurde.<\/p>\n\n\n\n
ZENIT: Welche Art von Beweisen kann man f\u00fcr seinen katholischen Glauben in seiner Familie finden?<\/i><\/p>\n\n\n\n
Pearce: Das Beweismaterial daf\u00fcr, dass Shakespeares Familie k\u00e4mpferisch und tiefgl\u00e4ubig katholisch war, ist \u00fcberw\u00e4ltigend. Die Familie seiner Mutter war eine der \u00f6ffentlich bekanntesten katholischen Familien ganz Englands, und mehrere von Shakespeares Cousins wurden wegen ihrer Verwicklung in so genannte \u201eCatholic plots\u201c (katholische Verschw\u00f6rungen) hingerichtet.<\/p>\n\n\n\n
Shakespeares Vater musste f\u00fcr seinen katholischen Glauben Bu\u00dfgeld zahlen, ebenso wie seine Tochter Susanna. Die Entdeckung eines geistlichen Testaments, unterzeichnet von Shakespeares Vater, weist ebenfalls eindeutig auf seinen katholischen Glauben hin.
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\nZENIT: War die Zulassung seiner Theaterst\u00fccke am Hof K\u00f6nigin Elisabeths nicht ein Beweis daf\u00fcr, dass er die Staatsreligion des Anglikanismus angenommen hatte?<\/i><\/p>\n\n\n\n
Pearce: Viele namhafte Pers\u00f6nlichkeiten, die als Katholiken bekannt waren und von der K\u00f6nigin als \u201esafe\u201c betrachtet wurden, hatten Zugang zum Hof. Dazu geh\u00f6ren William Byrd, der Hofkomponist, der ein bekannter, unerschrockener Katholik war, und auch der Earl von Southampton, Shakespeares G\u00f6nner, der trotz seines Glaubens ein G\u00fcnstling der K\u00f6nigin war. Daher ist es kein Argument gegen Shakespeares katholischen Glauben, dass seine Theaterst\u00fccke vor der K\u00f6nigin aufgef\u00fchrt wurden.<\/p>\n\n\n\n
ZENIT: Sie geben triftige Gr\u00fcnde daf\u00fcr an, dass Shakespeares Leben ein st\u00e4ndiger Seiltanz zwischen pers\u00f6nlichem Vorteil und eigener \u00dcberzeugung war. Wie kommen Sie zu dieser Annahme? L\u00e4sst sich das an seinen St\u00fccken zeigen?<\/i><\/p>\n\n\n\n
Pearce: Die Spannung dieses \u201eSeiles\u201c, auf dem Shakespeare seine Balance zwischen der Bekundung seiner pers\u00f6nlichen Glaubens\u00fcberzeugungen und der Bem\u00fchung, um ihretwillen nicht verurteilt zu werden, zu halten versucht, ist an der gewundenen Spannung in seinen St\u00fccken erkennbar. Auch wenn der katholische Glaube deutlich feststellbar ist, ist der Dichter gleichsam stets auf der Hut, und diese subtile, indirekte Art und Vorsicht sind der Grund daf\u00fcr, dass er von seinen s\u00e4kularen Rezensenten so oft missdeutet wurde und wird. Der katholische Glaube ist jedoch ganz gewiss in den Dramen enthalten, und eine wahrhaftige, kritische Lekt\u00fcre wird den Reichtum katholischer Ethik entdecken lassen, der sich in ihnen findet.
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[Das Interview f\u00fchrte Carrie Gress; \u00dcbertragung ins Deutsche <\/i>von<\/i> Christine und Gerhard Gutberlet. Es erschien hier<\/a> auf Zenit.org]<\/i><\/p>\n\n\n\n