{"id":33314,"date":"2022-02-19T06:00:00","date_gmt":"2022-02-19T05:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/www.thecathwalk.de\/?p=33314"},"modified":"2022-06-03T12:34:39","modified_gmt":"2022-06-03T10:34:39","slug":"nostra-aetate-soll-man-nichtchristliche-religionen-nicht-mehr-missionieren","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.thecathwalk.de\/2022\/02\/19\/nostra-aetate-soll-man-nichtchristliche-religionen-nicht-mehr-missionieren\/","title":{"rendered":"Nostra Aetate: Soll man \u201enichtchristliche Religionen\u201c nicht mehr missionieren?"},"content":{"rendered":"\n
Papst Benedikt XVI. hat bei einer Begegnung mit Jerusalemer Gro\u00df-Rabbinern in Castelgandolfo (DT vom 17. Sept. 2005, S. 4) den Fortschritt in den gegenseitigen Beziehungen gelobt, der u. a. durch das Dokument \u201eNostra aetate\u201c des II. Vatikanums erm\u00f6glicht worden sei. Sein Nachfolger ist in der Anerkennung des Islam beim Abkommen von Abu Dhabi mit dem Gro\u00dfimam der Al Azhar-Universit\u00e4t in Kairo noch erheblich weiter gegangen. Sicher ist es als Gewinn zu verbuchen, wenn verschiedene Religionen nicht mehr im offenen Streit miteinander leben. Doch bedarf es f\u00fcr einen echten Frieden der Gerechtigkeit, wie immerhin noch das das letzte Konzil unter Heranziehung von Jes 32,17 (\u201eopus iustitiae pax\u201c) herausstellte (GS 78) (Wahlspruch des Papstes Pius XII.) Problematische Kompromisse oder gar falsche Aussagen widersprechen der Gerechtigkeit, die ihrerseits nicht ohne Wahrheit denkbar ist. <\/p>\n\n\n\n
Gerade Papst Benedikt XVI. hat immer wieder in seinen zahlreichen Publikationen auf die Bedeutung der Wahrheit hingewiesen. Ein Beispiel m\u00f6ge hier gen\u00fcgen: \u201eEs ist die Eigenart des christlichen Glaubens in der Welt der Religionen, da\u00df er behauptet, uns die Wahrheit \u00fcber Gott, Welt und Mensch zu sagen und da\u00df er beansprucht, die religio vera, die Religion der Wahrheit zu sein. \u201aIch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben\u2019, in diesem Wort Christi aus dem Johannes-Evangelium (14,6) ist der grundlegende Anspruch des christlichen Glaubens ausgedr\u00fcckt. Auf diesem Anspruch gr\u00fcndet die missionarische Tendenz des Glaubens: Nur wenn der christliche Glaube Wahrheit ist, geht er alle Menschen an.\u201c (Glaube, Wahrheit und Kultur \u2013 Reflexionen im Anschlu\u00df an die Enzyklika \u201eFides et ratio\u201c, in: Joseph Kardinal Ratzinger, Glaube, Wahrheit, Toleranz: Das Christentum und die Weltreligionen, Freibg.\/B. 2003, 148). <\/p>\n\n\n\n
Wir greifen hier nur einige besonders auff\u00e4llige Texte zu drei Weltreligionen heraus. Im R\u00f6merbrief (11,28) ist knapp das ganze Spannungsgef\u00fcge vorgestellt, in dem die Jesus Christus ablehnenden Juden leben: \u201eIm Hinblick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen, doch im Hinblick auf die Erw\u00e4hlung sind sie geliebt um der V\u00e4ter willen.\u201c (Vulgata: \u201eSecundum evangelium quidem inimici propter vos, secundum electionem autem carissimi propter patres\u201c) Man ger\u00e4t wohl kaum in den Verdacht des Antisemitismus, den die Kirche mehrfach aufs sch\u00e4rfste verurteilt hat (siehe Johannes Oesterreicher, Rassenha\u00df ist Christusha\u00df, Klagenfurt usw. 1993, 91-112), wenn man diese Worte des Juden Paulus zitiert.[1]<\/sup> Der bedeutende (\u00fcbrigens sogar von Kardinal Lehmann prinzipiell gesch\u00e4tzte!) Theologe und Konvertit Erik Peterson hat den Sinn dieses zweigeteilten Satzes klar herausgearbeitet: „So ist seine (d.h. des Juden) ganze Existenz zweideu\u00adtig, und die Zweideutigkeit dieser j\u00fcdischen Existenz wird erst dann aufh\u00f6ren, wenn ganz Israel gl\u00e4ubig geworden ist und unser Herr vom Himmel wiederge\u00adkommen sein wird.“ (Die Kirche aus Juden und Heiden, erstmals erschienen Salzburg 1933, nachgedruckt in Theologische Traktate, hg. von Barbara Nichtwei\u00df, W\u00fcrzburg 1994, 169) <\/p>\n\n\n\n Sollte nun ein moderner Theologe einwenden, Petersons Analyse sei aber \u00fcberholt, dann werfe er einen Blick in ein neueres Standardwerk des protestantischen Theologen Folker Siegert. Zun\u00e4chst mu\u00df der entscheidende Satz im griechischen Original (mit lateinischer Transkription) zitiert werden, da eine sprachliche Beobachtung von Belang ist: \u201ekata men to euangelion echthroi di\u2019 hymas, kata de ten eklogen agapetoi dia tous pateras.\u201c Siegert schreibt nun: \u201eZwei entgegengesetzte Pr\u00e4dikationen Israels (gemeint ist das nicht christgl\u00e4ubige Israel) werden kontrastiert\u2026; jede gilt in gewisser Hinsicht (kata men\u2026\/kata de\u2026) und um eines gewissen Zieles oder Wertes willen (dia\u2026\/dia\u2026). Selbst die Endungen der Satzglieder sind gleichklingend (echthroi\/\/agapetoi; hymas\/\/pateras); sie ergeben ein Homoeopt\u014dton, und der ganze Satz eine vollkommene Parhomoe\u014dsis. Die klangliche Einpr\u00e4gsamkeit ist offenbar gewollt.\u201c (Argumentation bei Paulus, gezeigt an R\u00f6m 9-11, T\u00fcbingen 1985, 173 f.) <\/p>\n\n\n\n Sowohl in Nostra Aetate 4 als auch in Lumen Gentium 16 zitiert das II. Vatikanum nun verk\u00fcrzt nur den zweiten Teil des Bibelsatzes, obwohl wir gerade auch durch die sprachliche Beobachtung Siegerts festgestellt haben, wie eng die beiden Satzglieder miteinander verzahnt sind. Hier handelt es sich um eine klare und durch nichts zu rechtfertigende Manipulation um eines \u00f6kumenistischen bzw. interreligi\u00f6sen Zieles willen! Es wundert uns nicht, da\u00df \u00fcber keine Aussage des II. Vatikanums Juden, die heute noch ihren und unseren Messias Jesus Christus ablehnen, gr\u00f6\u00dfere Genugtuung empfinden. Schon bald nach dem letzten Konzil, um nur eine Stimme anzuf\u00fchren, f\u00fchrte Ernst Ludwig Ehrlich in einem Aufsatz mit dem Titel \u201eWas bedeutet das Zweite Vatikanische Konzil f\u00fcr uns Juden?\u201c folgenden Satz als aus seiner Sicht wichtigste Neuerkenntnis der Konzilsv\u00e4ter an, er erscheint als Nr. 1 in einer Aufz\u00e4hlung von angeblichen Fortschritten: \u201eDie Juden bleiben von Gott um der V\u00e4ter willen erw\u00e4hlt und geliebt.\u201c (in: Was bedeutet das Zweite Vatikanische Konzil f\u00fcr uns? Sechs Vortr\u00e4ge, hg. von Werner Schatz, Basel o. J. , 197). Einer der Hauptfehler des Dokumentes liegt darin, da\u00df nicht sauber zwischen dem noch f\u00fcr die Dreifaltigkeit und die Gottessohnschaft Jesu Christi offenen Judentum des AT und des heutigen verschlossenen Judentums rabbinisch-talmudischer Pr\u00e4gung unterschieden wird. <\/p>\n\n\n\n Damit man uns nicht des Antisemitismus bezichtigen kann, was bei einem Deutschen besonders schnell passiert, seien S\u00e4tze des Judenchristen P\u00fclz vollst\u00e4ndig zitiert:<\/p>\n\n\n\n \u201e\u2019Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte um der V\u00e4ter willen\u2019 (R\u00f6m 11,28) Dies ist gewi\u00df ein schmerzliches Kapitel in der Heilsgeschichte, wenn wir uns mit dem Verh\u00e4ltnis Israels zu seinem Messias Jeschua auseinandersetzen. Denn noch heute sieht Israels Obergericht „bagatz“ einen Juden, der an den verachtungsw\u00fcrdigen „Jesus Christus“ glaubt und auf ihn getauft ist, nicht mehr als Juden an, auch wenn die „Halacha“ (j\u00fcdische V\u00e4tertradition) davon ausgeht, da\u00df ein Jude niemals sein Judesein verlieren kann. Niemand in Israel wird demgegen\u00fcber einem Massenm\u00f6rder oder einer Hure die Zugeh\u00f6rigkeit zum j\u00fcdischen Volke absprechen, aber der Glaube an „Jesus“ ist allein Grund genug, diesen Menschen nicht mehr dem Volke Israel zuzurechnen. Vielmehr k\u00e4mpfen nicht nur die Rabbis im heutigen Israel gegen jede Art der messianisch-christlichen Unterwanderung durch Missionare und vor allem durch israelische Judenchristen, die als H\u00e4retiker (Abtr\u00fcnnige) gesehen und diffamiert werden, sondern auch die \u201aJad le-Achim\u2019.<\/em> Selbst Petrus und Paulus mu\u00dften diese folgenschweren Erfahrungen am eigenen K\u00f6rper erfahren. Dennoch versuchte bereits Paulus den Blick auf Israel gerichtet zu halten, auch wenn die Strafzumessungen f\u00fcr das ungehorsame Volk hinsichtlich seiner Verwerfung ihres Erl\u00f6sers un\u00fcberh\u00f6rbar waren und eigentlich noch sind (Matth. 23,37-39). Denn nichts Schlimmeres konnte dem j\u00fcdischen Volke widerfahren als die Zerst\u00f6rung ihres Tempels, die Vertreibung unter alle V\u00f6lker und die Preisgabe an jene Gastv\u00f6lker, die in ihrer Willk\u00fcr „Israel im Exil“ m\u00f6rderisch verfolgten \u2013 und dies insbesondere im ver\u00admeintlich christlichen Abendland. Paulus betont daher, da\u00df die Juden „nach dem Evangelium Feinde um euretwillen“ sind. Dies mag mi\u00dfverst\u00e4ndlich klingen, denn mit dieser \u00c4u\u00dferung sind die Juden selbstverst\u00e4ndlich nicht aus ihrer Verantwortung be\u00adz\u00fcglich der Verwerfung und Er\u00admordung ihres eigenen Messias in seiner Knechtsgestalt entlas\u00adsen. Es bleibt vielmehr bei der notvollen Gegenwart, die t\u00e4glich zu durchleiden ist. Denn noch immer ist es so, wie es Paulus den Thessalonichern \u00fcber die Juden schrieb, \u201adie auch den HERRN get\u00f6tet haben, Jesus, und ihre eigenen Propheten und uns heftig verfolgen und Gott nicht gefallen und allen Men\u00adschen feindselig sind\u2019 (1.Thess. 2,15-16), weil sie eben keine Juden, sondern (nur) \u201agoim\u2019 sind. Auch Petrus hatte in seiner Pfingstansprache keinen Hehl aus Israels Schuld gemacht, wenn er betonte, den \u201aihr gekreu\u00adzigt habt\u2019 (Apg. 2,23b). Da ist \u00fcberhaupt nicht von der Schuld der R\u00f6mer die Rede, denn es ist und bleibt die Schuld Israels – bis zum Tag der reuigen Umkehr (Sach. 12,10). (Im direkten Sinn schuldig waren nat\u00fcrlich damals nur die j\u00fcdischen Autorit\u00e4ten und die von ihnen aufgehetzten Teile des Volkes, H-L B)<\/em>. Mit ihrer Verwerfung Jeschuas verwarfen sie auch Gottes Heils\u00adplan mit ihnen, denn ein anderes Heil gibt es weder f\u00fcr Juden noch f\u00fcr die gesamte Menschheit, was Petrus ebenfalls in Apg. 4,10-12 deutlich zum Ausdruck brachte. Daher, wer den Juden aus wel\u00adchen Gr\u00fcnden auch immer das Evangelium vorenth\u00e4lt, ist nicht aus Gott und hat auch nicht den Heiligen Geist! Doch bei alledem d\u00fcrfen wir nicht die Bemerkung „um euretwillen“ \u00fcberlesen. Die Verwerfung des Messias Jeschua ist zwar schon bei Jesaja Kap. 53 vorhergesehen, aber dennoch nicht gewollt, denn Gott will nicht den Tod des S\u00fcnders, sondern da\u00df er umkehre – und dies trifft in besonderem Ma\u00dfe auf Israel zu. Denn h\u00e4tte Israel Jeschua als Messias angenommen, w\u00e4re er Bestandteil des j\u00fcdischen Glaubens geworden, den wie\u00adderum Israel privatisiert h\u00e4tte, so da\u00df der Glaube an Jeschua im Judentum vereinnahmt worden w\u00e4re – und wohl kaum zu den Na\u00adtionen h\u00e4tte gelangen k\u00f6nnen. Erst durch die Verwerfung seiner Heils- und Friedensbotschaft durch die Juden gelangte diese Frohbotschaft nun auch zu den V\u00f6lkern. Mit anderen Worten: nur weil die Juden das Evangelium abwiesen, wurden die R\u00f6mer letztendlich zu Christen.<\/em> Es geh\u00f6rt unzweifelhaft zu den Geheimnissen Gottes, da\u00df diese „Feinde nach dem Evange\u00adlium“, zu denen Gott in seinem Gericht NEIN sagen mu\u00df, den\u00adnoch \u201aGeliebte um der V\u00e4ter wil\u00adlen\u2019 sind und bleiben, \u201adenn un\u00adwiderruflich sind die Gnadenga\u00adben und die Berufung Gottes\u2019. Auch wenn der Ewige aus tief\u00adstem Herzen die Grausamkeit gegen seinen eigenen Sohn durch den damaligen j\u00fcdischen Klerus bedauert und auch ahn\u00adden wird, steht Gottes Treue und Zuverl\u00e4ssigkeit seiner Zusagen und Verhei\u00dfungen zu keiner Zeit und Stunde zur Disposition (Psalm 106,45). Auch wenn Is\u00adrael untreu ist, bleibt Gott in sei\u00adnen Zusagen treu und zuverl\u00e4s\u00adsig. Dies bedeutet jedoch keines\u00adwegs, da\u00df Israel aus jedweder Schuld an seinem Messias ent\u00adlassen w\u00e4re, denn w\u00fcrde Israel umkehren, w\u00fcrde die \u201aDecke Mo\u00adsches\u2019 von ihrem Angesicht ge\u00adnommen werden! (2.Kor. 3,16)\u201c<\/em>[2]<\/sup><\/p>\n\n\n\n Jedenfalls den aus NA 4 und LG 16 zitierten Satz zum Status der christusfernen Juden wird man wohl kaum der Kategorie \u201evertiefte Meditation \u00fcber die Kirche\u201c zuordnen, zu der nach Christoph Kardinal Sch\u00f6nborn die Texte des II. Vatikanums zu den Fragen der Religionsfreiheit, des Dialogs und des Lebens mit Bibel und Liturgie geh\u00f6ren, sondern sie haben etwas mit \u201evordergr\u00fcndiger Anpassung\u201c zu tun, was der Wiener Erzbischof als Motiv f\u00fcr das letzte Konzil pauschal ablehnt. Immerhin gestand Sch\u00f6nborn in seinem Festvortrag zum \u201eDies facultatis\u201c der Wiener Katholisch-Theologischen Fakult\u00e4t ein, er habe die Zeit nach dem II. Vatikanum \u201enicht nur als Aufbruch, sondern auch als Abbruch erlebt, als Niedergang in dramatischem Ausma\u00df, in dem sich freilich auch Hoffnungsvolles zeigte. Im folgenden beklagte der Kardinal vor allem den massiven Schwund an Priestern und Ordensleuten \u2013 Dinge, die uns allen l\u00e4ngst bekannt sind und wo es nur darum gehen kann, nicht an den Symptomen herumzukurieren, sondern die Krankheit an der Wurzel zu packen. Hier blieb Sch\u00f6nborn offenbar, wie es meist \u00fcblich ist, recht bedeckt, Immerhin kommt es einer kleinen Sensation gleich, da\u00df er, der zuvor noch so edle Motive f\u00fcr alle Texte des II. Vatikanums reklamiert hatte, eingestand, da\u00df die Frage, ob das Konzil zumindest \u201eMitverursacher\u201c der Kirchenkrise war, offen sei.[3]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n Beten wir denselben Gott an?<\/strong><\/p>\n\n\n\n Den Muslimen wird vom Konzil pauschal die Verehrung des wahren Gottes attestiert: \u201e…die mit uns den einzigen Gott anbeten\u201c (\u201equi\u2026 nobiscum Deum adorant unicum\u201c, Lumen Gentium 16). Es ist offenbar der wahre, christliche Gott gemeint, wie auch die Gro\u00dfschreibung des Begriffs \u201eDeum\u201c im Lateinischen zeigt. Es m\u00fc\u00dfte klargestellt werden, da\u00df Gott in der Wahrheit angebetet werden will (Joh 4,24) und da\u00df man nach der Offenbarung durch seinen Sohn nur durch diesen zu ihm kommen kann (Joh 14,6; Apg 4,12). Der Koran aber verh\u00e4lt sich hierzu nicht etwa wenigstens indifferent oder offen, sondern er ist vielmehr gerade gezielt gegen die Dreifaltigkeit und die Menschwerdung der Zweiten Person gerichtet (Sure 4, 171 f. Paret; 5, 116 P. und eine F\u00fclle weiterer Stellen). <\/p>\n\n\n\n Gef\u00e4hrlich ist es auch, zu erkl\u00e4ren, die Muslime beteten \u201eden einzigen Gott an, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allm\u00e4chtigen, den Sch\u00f6pfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat\u201c (\u201equi unicum Deum adorant, viventem et substistentem, misericordem et omnipotentem, Creatorem caeli et terrae, homines allocutum\u201c, Nostra aetate 3,1). Alle anderen in dem Konzilstext unmittelbar zuvor genannten Pr\u00e4dikationen \u00fcber den Gott des Islam treffen auch auf den wahren Gott zu. Gilt f\u00fcr ihn nach christlichem Glauben also ebenso die Aussage \u201eder zu den Menschen gesprochen hat\u201c? Ist der Koran folglich Gottes Wort? Bewu\u00dft hatte man die Frage offengelassen, wie Hans Zirker feststellt (Der Koran, Darmstadt 1999, 18 f.). Keine Scheu scheint der Bonner Philosoph und Theologe Schlette schon im Jahre 1966 empfunden zu haben, die Pr\u00e4dikation „homines allocutum“ mit dem Offenbarungsbegriff in Verbindung zu bringen. In dem mit Imprimatur aus Trier versehenen Band „Dokumente des Zweiten Vatikani\u00adschen Konzils, hg. vom Paulinus-Verlag daselbst, schrieb er in der Einleitung zu „Nostra aetate“: „Die Erkl\u00e4rung begr\u00fcndet die Hoch\u00adsch\u00e4tzung des Islam, indem sie die fundamentalen Gemeinsamkeiten erw\u00e4hnt: den theistischen Sch\u00f6pfungs-, O f f e n b a r u n g s- und Gerichtsglauben,…(62, Hervorhebung H-L B). <\/p>\n\n\n\n Ein omin\u00f6ser Brief Gregors VII.<\/strong><\/p>\n\n\n\n Das Konzil konnte sich bei seiner Pr\u00e4dikation \u201ehomines allocutum\u201c jedenfalls auch auf nicht einen einzigen Traditions\u00adzeugen berufen. Dieses Manko erkennt man schon an der Stellung der Fu\u00dfnoten\u00adnummer 5, die sich an das vorletzte Attribut \u201eCreatorem caeli et terrae\u201c anschlie\u00dft. Denn f\u00fcr alles zuvor Gesagte st\u00fctzt man sich ja immer wieder[4]<\/sup> auf jenen omin\u00f6sen Brief des hei\u00adli\u00adgen Gregors VII. an Al-Nasir, einen mauri\u00adschen K\u00f6nig des 11. Jahr\u00adhun\u00adderts. In ihm dankte der Papst f\u00fcr den Schutz von Christen, wobei er bez\u00fcglich gemeinsa\u00admer Elemente der christlichen und muslimischen Gottesvor\u00adstellung gewisse Konzessionen macht. Die Aussage, Muslime und Christen w\u00fcrden denselben Gott anbe\u00adten („Unum Deum, licet diverso modo, credimus et confitemur, qui eum Creatorem seculorum et guber\u00adnatorem huius mundi cotidie laudamus et veneramur“[5]<\/sup>), ist ja inso\u00adfern richtig, als es objektiv eben nur einen Gott gibt, der allen Menschen gemein\u00adsam ist. Diese Einsicht kann man schon bei den fr\u00fchen christli\u00adchen Autoren nachlesen. So z\u00f6gerte Minucius Felix im 3. Jh. nicht, den Christen Octavius zu\u00adgestehen zu las\u00adsen: \u201eidem enim omnium deus est“.[6]<\/sup> Dieser Satz gilt zweifellos in gewis\u00adser Hinsicht f\u00fcr alle, jedenfalls f\u00fcr die mono\u00adtheistischen Religionen. Aber man darf eben keines\u00adwegs au\u00dfer acht lassen, da\u00df der eine wahre Gott nach seiner eigenen Wei\u00adsung, wie wir oben schon festgestellt haben, „im Geist und in der Wahr\u00adheit“ (Joh 4,24) angebetet werden will. Dement\u00adsprechend tadelte Minu\u00adcius Felix an der erw\u00e4hnten Stelle auch die Juden heftig wegen ihrer damaligen falschen Form der Gottesver\u00adehrung. <\/p>\n\n\n\n Insofern widerspricht es v\u00f6llig dem christlichen Glauben, wenn ich jenen Satz „Wir haben doch alle den\u00adselben Gott“ dazu benut\u00adze, um jede Art der Religion als mehr oder minder gleich\u00adwertig auszu\u00adweisen, wie es heute in populistischer Weise allenthalben geschieht. Es kommt eben sehr wesent\u00adlich darauf an, wie das ver\u00adnunft\u00adbegab\u00adte Ge\u00adsch\u00f6pf jenem einen Gott gegen\u00fcber\u00adtritt, ob die ihm ent\u00adgegengebrachte Liebe und Ver\u00adehrung seiner Offen\u00adbarung oder dem Men\u00adschenwerk (im besten Falle!) ent\u00adspricht. Denn das Chri\u00adstentum ist, so k\u00f6nnte man sagen, nicht nur eine monotheistische, sondern vor allem eine monotriadische Religion, ihm allein ist die Wahrheit Gottes anvertraut, soweit dieser sie seinen Gesch\u00f6pfen offenbaren wollte. <\/p>\n\n\n\n Gregor VII. verzichtete aus einleuchten\u00adden Gr\u00fcnden in seinem Brief auf eine solche Kritik an den Muslimen: Neben dem erw\u00e4hnten Dank dem muslimischen F\u00fcrsten gegen\u00fcber scheint er das Ziel verfolgt zu haben, mit dessen Hilfe f\u00fcr die Katholische Kirche Einflu\u00df in Nord\u00adafrika zur\u00fcckzugewinnen, wo immer\u00adhin noch kleine Reste des ehedem bl\u00fchenden Christentums existier\u00adten.[7]<\/sup> In ande\u00adren Dokumen\u00adten fand Gregor VII. nachweislich ganz ande\u00adre, d.h. wesent\u00adlich h\u00e4rte\u00adre Worte f\u00fcr den Islam und seine Anh\u00e4n\u00adger[8]<\/sup>, wovon man im II. Vati\u00adka\u00adnum nichts liest. Au\u00ad\u00dfer\u00addem war er der erste Papst, der nicht nur ein Rundschreiben ver\u00adfa\u00dfte, mit dem er zu einem Kreuzzug aufrief, sondern sogar im Dezem\u00adber 1074 als „F\u00fchrer und Bischof“ ein Heer von 50.000 Mann pers\u00f6nlich gegen die Ungl\u00e4ubi\u00adgen zu f\u00fchren gedachte.[9]<\/sup> Ob eine ver\u00adk\u00fcrzte Aus\u00adsage wie die erw\u00e4hnte Gregors VII. an Al-Nasir statt\u00adhaft ist, h\u00e4ngt also wesentlich von den Um\u00adst\u00e4nden ab. Denn es ist, und das mu\u00df in aller Deut\u00adlich\u00adkeit betont wer\u00adden, etwas v\u00f6llig ande\u00adres, ob man ad personam und in foro interno in einer besonde\u00adren Lage bestimmte Zu\u00adgest\u00e4n\u00addnisse macht, indem man nur Teila\u00adspekte der Wahrheit dar\u00adstellt, oder ob man solche zumindest h\u00f6chst mi\u00dfverst\u00e4nd\u00adlichen Formu\u00adlierungen in offiziel\u00adle Lehrtexten eines Konzils auf\u00adnimmt, also in foro externo vorlegt.[10]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n Jedenfalls trug die Deutsche Bischofskonferenz keine Bedenken, die problematische Aussage des II. Vatikanums weiter auszuziehen. Die von ihr herausgegebene Arbeitshilfe, die am 23. September 2003 unter dem Titel \u201eChristen und Muslime in Deutschland\u201c erschienen ist, stellt den Koran, was die Inspiration der Texte angeht, offenbar mit der Bibel irgendwie auf eine Stufe: \u201eWie die christliche steht auch die koranische Offenbarung in einem spezifischen historischen und sozialen Kontext\u201c (Nr. 254, S. 136). Eine Differenzierung nach subjektiver Ebene (Glaube der Muslime) und objektiver Wahrheit (christliche Offenbarung) findet nicht statt. Bibel und Koran werden dementsprechend als mehr oder minder gleichwertige Wege zu Gott \u2013 und damit ja auch zum Heil! \u2013 ausgewiesen: \u201eChristentum und Islam stellen zwei verschiedene Zug\u00e4nge zu demselben Gott dar\u201c (Nr. 355, S. 181). Unmittelbar zuvor haben die deutschen Bisch\u00f6fe sich \u00fcbrigens bezeichnenderweise gerade auf Lumen gentium<\/em> 16 des II. Vatikanums berufen. Man sieht an den immer deutlicher werdenden Fr\u00fcchten, welch gef\u00e4hrliche Saat damals ausgebracht worden war!<\/p>\n\n\n\n Nun k\u00f6nnte jemand sagen, das sind ja nur \u00c4u\u00dferungen der sowieso seit Jahrzehnten (man denke nur an die K\u00f6nigsteiner Erkl\u00e4rung zu Humanae vitae <\/em>und jetzt an den Synodalen Weg) <\/em>zum Progressismus neigenden deutschen Bisch\u00f6fe. Weit gefehlt! H\u00f6ren wir, was Papst Johannes Paul II. zu den falschen Religionen sagte, und zwar in seiner Christus-Enzyklika Redemptor hominis<\/em> (Nr. 6): „Was hier gesagt worden ist, mu\u00df man auf \u00e4hnliche Weise und mit den notwendigen Unterscheidungen auch auf jene Bem\u00fchungen anwen\u00adden, die auf eine Ann\u00e4herung mit den Vertretern der nichtchrist\u00adlichen Religio\u00adnen abzielen und im Dialog (colloquia haben\u00addo), in Kon\u00adtakten (commu\u00adnicando), im gemeinschaftlichen Gebet (simul orando) <\/em>und in der Suche nach den Sch\u00e4tzen der menschlichen Spiritua\u00adlit\u00e4t (huma\u00adnae religiosi\u00adtatis divitias exquirendo), die – wie wir wissen – auch bei den Mitgliedern dieser Religionen anzutreffen sind, ihren kon\u00adkreten Ausdruck fin\u00adden.“[11]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n Man lese auch Papst Johannes Paul II., Heilig Geist-Enzy\u00adklika Dominum et vivi\u00adfican\u00adtem (Nr. 65): „Es ist sch\u00f6n und heilsam, daran zu denken, da\u00df, wo immer man in der Welt betet, der Heilige Geist, der belebende Atem des Gebetes, gegenw\u00e4rtig ist.“[12]<\/sup> Die lateinische Fassung lautet: „Pulchrum sane ac salutare cogitare, ubicumque toto (!) mundo oretur, ibi Spiritum esse divinum, vitalem pietatis (allgemein m\u00fc\u00dfte es hei\u00dfen: „Fr\u00f6mmigkeit“, „Gebet“ ist zwar im kon\u00adkreten Zu\u00adsammenhang gemeint, aber semantisch zu eng) afflatum.“[13]<\/sup><\/p>\n\n\n\n Papst Johannes Paul II. nahm nun konsequenterweise eine wahre g\u00f6tt\u00adliche Inspira\u00adtion nicht nur f\u00fcr die Gebete in den falschen Religio\u00adnen, son\u00addern auch f\u00fcr deren Glaubenssysteme an: „Die feste \u00dcberzeu\u00adgung derje\u00adnigen, die nicht\u00adchristliche Religionen bekennen … geht auch ihrer\u00adseits vom Geist der Wahrheit aus, welcher au\u00dferhalb der sichtbaren Grenzen des Mysti\u00adschen Leibes wirkt“ (Redemptor homi\u00adnis Nr. 6). Dies ist die w\u00f6rtli\u00adche Wiedergabe des Originaltextes, der an dieser Stelle lautet: „firma persuasio non christianas religiones profitentium…et ipsa procedit a Spiritu veritatis, extra fines aspectabiles Corporis mystici operante“.[14]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n Der zitierte Satz scheint selbst \u00dcber\u00adsetzern, die nicht selten die modernistischen Ans\u00e4tze der Originaltexte noch steigern oder sogar derartige Elemente erst ihrer\u00adseits in die landes\u00adsprachli\u00adche Version hineinbringen, allzu starker Tobak gewesen zu sein. So liest \u00adman heute in RH 6 in der offiziellen deutschen Fas\u00adsung: „Die starken religi\u00f6sen \u00dcberzeugungen der Anh\u00e4nger der nicht\u00adchristlichen Religio\u00adnen…(sind) auch schon vom Geist der Wahrheit ber\u00fchrt worden\u00ad[15]<\/sup>. Man hat hier vermutlich gegen den Origi\u00adnaltext den Plural „\u00dcberzeugun\u00adgen“ gew\u00e4hlt, weil beim Singu\u00adlar die Gefahr noch gr\u00f6\u00dfer ist, da\u00df das Gesamtgeb\u00e4ude der von einem Anders\u00adgl\u00e4ubigen vertretenen Religion – und nicht etwa nur die in sich wahren Teilele\u00admente – als vom Hl. Geist durchwirkt angesehen wird. Au\u00dferdem stellt die Formulierung „sie sind auch schon vom Geist der Wahrheit ber\u00fchrt worden“ theolo\u00adgisch eine gewisse Abmilderung der p\u00e4pstlichen Origi\u00adnalversion dar. <\/p>\n\n\n\n Ist der Islam eine moralische Religion?<\/strong><\/p>\n\n\n\n Wir kommen noch einmal auf den Islam zu sprechen. Nostra aetate 3 erhebt undifferenziert f\u00fcr die Anh\u00e4nger der Religion Mohammeds den Anspruch: \u201eSie legen Wert auf sittliche Lebenshaltung\u201c (\u201evitam moralem aestimant\u201c). Sicher enth\u00e4lt der Islam anerkennenswerte Elemente einer gesunden Ethik, wie Aufrufe zum Almosengeben oder Ablehnung moderner Bev\u00f6lkerungsplanung. Aber darf man ein so generelles Lob einer Religion spenden, die beispielsweise der Frau gegen\u00fcber dem Mann einen seinsm\u00e4\u00dfig niedrigeren Rang zuweist (Sure 2,228 P., Sure 4,34 P.), die Polygynie (Vielweiberei) erlaubt (Sure 4,3 P.) und dabei dem Religionsstifter sogar noch zus\u00e4tzliche Privilegien einr\u00e4umt (Sure 33,50 P.) und die dem Mann gestattet, seine Frau zu schlagen, wenn sie sich ihm gegen\u00fcber unbotm\u00e4\u00dfig verh\u00e4lt (Sure 4,34 P.)? Im Paradies werden au\u00dferdem nach dem traditionellen Glauben der Muslime vor allem die Bed\u00fcrfnisse der M\u00e4nner befriedigt, denen, wann immer sie wollen, die \u201eHuris\u201c zur Verf\u00fcgung stehen, Jungfrauen \u201emit schwellenden Br\u00fcsten\u201c (Sure 78, 33 P.), ohne da\u00df diese dabei ihre Jungfrauenschaft verl\u00f6ren (so Sure 56, 36 P.[16]<\/sup>)\u2013 eine ersch\u00fctternde Perversion des Virginit\u00e4tsideals, wie sie dem Christentum eigen ist. Schlie\u00dflich sei noch an den \u201e\u011fih\u0101d\u201c, die \u201eGro\u00dfe Anstrengung\u201c im Sinne des Heiligen Krieges erinnert, der potentiell die ganze Welt, die in das \u201eHaus des Islam\u201c und das \u201eHaus des Krieges\u201c eingeteilt ist (dar al Islam – dar al harb), bedroht und die Muslime sogar gegen deren Willen zum Einsatz verpflichtet (Sure 2,216 P.; 9,123 P.; 47, 35 P.).[17]<\/sup> Auch die Christen, wenngleich sie als \u201eSchriftbesitzer\u201c einen etwas besseren Status als die normalen Polytheisten besitzen, werden letztlich als \u201eBeigeseller\u201c ihnen gleichgestellt. Allah m\u00f6ge sie \u201etotschlagen\u201c, so w\u00fcnscht es der Koran (Sure 9, 30, so richtig in der von Annemarie Schimmel edierten \u00dcbersetzung von Max Henning in der Reclam-Ausgabe). Raymond Leo Kardinal Burke hat noch j\u00fcngst die Ideologie des Islam unbesch\u00f6nigt so charakterisiert: \u201eLaut Koran – und laut den zuverl\u00e4ssigen Auslegungen des Korans durch verschiedene islamische Rechtsgelehrte \u2013 ist er zur Weltherrschaft bestimmt. In Wirklichkeit gibt es also keinen Platz f\u00fcr andere Religionen, selbst wenn sie toleriert werden, solange der Islam sein Ziel, die Errichtung seiner Herrschaft \u00fcber die V\u00f6lker und die ganze Erde, noch nicht erreicht hat. Es ist wichtig, dass sich die Christen der radikalen Unterschiede zwischen Islam und Christentum bewusst werden; insbesondere was die Lehre \u00fcber Gott, \u00fcber das Gewissen und so weiter anbelangt. Wenn man den Islam wirklich versteht, begreift man auch, dass die Kirche ihn in der Tat f\u00fcrchten muss.\u201c (Hoffnung der Welt, deutsche Ausgabe, Bad Schmiedeberg 2020, 72). Das sind andere Worte, als jene des II. Vatikanums, das uns in falscher Sicherheit wiegt!<\/p>\n\n\n\n Es d\u00fcrfte sich auch nicht g\u00fcnstig f\u00fcr die Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit der Anh\u00e4nger einer Religion auswirken, wenn ihr Gott als einer bezeichnet wird, der \u201eR\u00e4nke schmiedet\u201c (Sure 3,54 P.; 8,30 P.). Ein solches Gottesbild ist sicher mit daf\u00fcr verantwortlich, da\u00df den Muslimen \u2013 jedenfalls den Schiiten – zur Verteidigung des eigenen Glaubens gestattet ist, von der \u201etaqiyya\u201c\u201c Gebrauch zu machen, dem \u201eVerh\u00fcllen\u201c. Jene Methode erlaubt sogar ein Vorgehen, das die Grenze zu einer nach katholischer Moraltheologie immer verbotenen echten L\u00fcge \u00fcberschreitet. <\/p>\n\n\n\n Welche praktische Bedeutung diesem Verhalten, das man ja wohl kaum als ein moralisch hochwertiges wird bezeichnen k\u00f6nnen (\u201esie legen Wert auf sittliche Lebenshaltung\u201c?), f\u00fcr unsere heutige politische Landschaft zukommt, hat Bassam Tibi, Professor f\u00fcr Internationale Politik in G\u00f6ttingen und als liberaler Muslim im Dialog mit dem Christentum engagiert, klar dargestellt: \u201eStatt der erhofften Offenheit, die die Religionsfreiheit erlaubt, l\u00e4sst sich heute leider feststellen, dass selbst manche sunnitischen Muslime sich die Praxis der schiitischen Taqiyya angeeignet haben. Auch sie t\u00e4uschen und verbreiten in ihrem Einflusskreis die Haltung, dass eine \u201aIham\/T\u00e4uschung gegen\u00fcber Ungl\u00e4ubigen\u2019 legitim sei. Das Sprechen mit zwei Zungen (eine innerhalb der Moscheevereinskultur und eine entgegengesetzte nach au\u00dfen mit den Ungl\u00e4ubigen) schadet zutiefst dem islamisch-europ\u00e4ischen Dialog.\u201c[18]<\/sup> Aber jene Doppelz\u00fcngigkeit, so darf man erg\u00e4nzen, n\u00fctzt sehr einer klammheimlichen Ausbreitung des Islam in Europa auf friedliche Weise – \u00fcbrigens nat\u00fcrlich auch im Vertragswesen des privaten Bereichs, wie ich aus eigener Erfahrung wei\u00df. Mit einer ersch\u00fctternden F\u00fclle von Material hat Fran\u00e7ois Billot de Lochner die Bedrohungslage belegt, die in Frankreich herrscht: Chronique de l\u2019islamisation ordinaire de la France (Paris 2017). Der Autor geht von folgender Erkl\u00e4rung des Youssef al-Qaradawi vom 24. Januar 1999 auf dem Sender von Al-Jazira aus, eines einflu\u00dfreichen Vordenkers der Muslimbruderschaft, die mit ihren wichtigsten Vertretern und anderen in Frankreich t\u00e4tigen islamischen Organisationen im folgenden ausf\u00fchrlich vorgestellt werden (13\u201371): \u201eDer Islam ist dabei, nach Europa zur\u00fcckzukehren, als Eroberer und Sieger, nachdem er von dort zweimal vertrieben worden war \u2026 Diesmal wird die Eroberung nicht mit dem Schwert stattfinden, sondern durch den Proselytismus und die Ideologie \u2026 Wir wollen, da\u00df eine Armee von Predigern und Lehrern den Islam in allen Sprachen und allen Dialekten vorstellt.\u201c Drei Jahre sp\u00e4ter erkl\u00e4rte al-Qaradawi: \u201eMit euren demokratischen Gesetzen werden wir euch kolonisieren; mit unseren koranischen Gesetzen werden wir euch beherrschen.\u201c (13 f.)[19]<\/sup> Im folgenden (73\u2013105) macht Billot de Lochner die nachgiebigen und kraftlosen Beh\u00f6rden Frankreichs f\u00fcr die be\u00e4ngstigende Ausbreitung des Islam im Land verantwortlich <\/p>\n\n\n\n Kein Geringerer als der junge Theologieprofessor Joseph Ratzinger, der sp\u00e4tere Kardinal und Papst, hatte diesen Mangel schon kurz nach dem II. Vatikanum angesprochen, was heute kaum noch beachtet wird. Im Jahre 1966 \u00e4u\u00dferte er zu derartigen Konzeptionen folgende Kritik: \u201eWas die gro\u00dfen Missionare zu Beginn der Neuzeit in die Welt hinausgetrieben hat und sie mit heiliger Unruhe erf\u00fcllte, war das Bewu\u00dftsein, da\u00df nur in Christus Heil ist und da\u00df die unerme\u00dflichen Millionen von Menschen, die pl\u00f6tzlich vor dem Horizont aus unbekannten Welten aufgetaucht waren, rettungslos ewigem Verderben preisgegeben seien ohne die Botschaft, die als ein heiliges Mu\u00df auf den Gl\u00e4ubigen lastet … Inzwischen hat sich immer mehr eine Vorstellung durchgesetzt, die vordem nur als seltene Ausnahme angesehen worden war, da\u00df n\u00e4mlich Gott auch au\u00dferhalb der Kirche, wenngleich nicht letztlich ohne sie, retten will und kann. Dazu wird neuerdings ein optimistisches Verst\u00e4ndnis der Weltreligionen vorgetragen, dessen Betrachtung freilich wieder einmal deutlich machen kann, da\u00df nicht alle Lieblingsgedanken der modernen Theologie auch biblisch gepr\u00e4gt sind. Denn wenn irgendetwas der Heiligen Schrift (d.\u2005h. also dem Hl. Geist, der sie inspiriert hat! So noch Dei Verbum<\/em> 11 des II. Vatikanums, H-L B) fremd, ja entgegengesetzt genannt werden darf, dann ist es der gegenw\u00e4rtige Optimismus in bezug auf die Religionen der V\u00f6lker, der diese Religionen in einer Weise als Heilsfaktoren auffa\u00dft, wie es mit deren biblischer Wertung nun einmal nicht in Einklang zu bringen ist.\u201c[20]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n Im folgenden wollen wir uns exemplarisch die Einlassungen von Nostra aetate zum Buddhismus und dann noch ausf\u00fchrlicher zum Hinduismus anschauen, weil bei diesen beiden Religionen m. E. der dort eingeschlagene Irrweg besonders deutlich wird. <\/p>\n\n\n\n Das Dokument behauptete, die Buddhisten verm\u00f6chten nach eigener Vorstellung den Zustand h\u00f6chster Erleuchtung erlangen „sei es durch eigene Bem\u00fchung, sei es vermittels h\u00f6herer Hilfe“ („vel propriis conatibus vel superiore auxilio innixi“, NA 2,1; 2<\/sup>LThK 13, 488). Wenn die Aussage in ihrem zweiten Teil richtig sein soll, mu\u00df es nach buddhistischer Auffassung eine Instanz geben, die die \u201eh\u00f6here Hilfe\u201c vermitteln kann. Dies ist jedoch nicht der Fall. Man lese nur folgende Einsicht aus einem zusammen mit Vittorio Messori erstellten Buch Papst Johannes Pauls II. \u201eDie Schwelle der Hoffnung \u00fcberschreiten\u201c (deutsche Ausgabe Hamburg 1994, 113): \u201eDer Buddhismus ist in erheblichem Ma\u00df ein \u201aatheistisches\u2019 System.\u201c Zwar wenden sich buddhistische Gl\u00e4ubige teilweise an g\u00f6tter\u00e4hnliche Wesen, und zwar nach der einen der beiden Hauptstr\u00f6mungen jener Religion, dem sog. \u201eGro\u00dfen Fahrzeug\u201c. Nach der Konzeption der doppelten Wahrheit existieren jene Wesen aber im h\u00f6heren Sinne als Personen gar nicht, sondern stellen eine Projektion menschlicher Vorstel\u00adlungswelt dar, wenngleich sie auf einer vordergr\u00fcndigen Ebene wirksam werden k\u00f6nnen. Hierzu hat Rudolf Kaschewsky wichtige Gedanken ausgef\u00fchrt, und zwar in: Buddhismus und Christentum \u2013 Pl\u00e4doyer f\u00fcr eine zeitgem\u00e4\u00dfe Apologetik.[21]<\/sup> Der Buddhismus ist nun einmal letztlich eine Selbsterl\u00f6sungsreligion. \u201eEr (Buddha) suchte die Befreiung vom Leiden von dem Menschen selbst her.\u201c[22]<\/sup> Eine tragf\u00e4hige transzendente Perspektive existiert eigentlich gar nicht, wie Ulrich Schneider zu Recht betont: \u201eEs ist also eine skeptisch gewordene, ganz diesseitsbezogene Philosophie, die der Buddha zu bieten hat.\u201c[23]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n Wir haben \u00fcbrigens oben beim Zitat den Text des Konzils in einer leicht verharmlosten Interpretation vorgelegt. Denn dort hei\u00dft es eigentlich: \u201eIn Buddhismo \u2026 via docetur, qua homines \u2026 ad summam illuminationem pertingere valeant.\u201c Die \u00dcbersetzung m\u00fc\u00dfte etwa so lauten: \u201eIm Buddhismus \u2026 wird ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen \u2026 zu h\u00f6chster Erleuchtung zu gelangen verm\u00f6gen.\u201c Ist diese Aussage wirklich klar als die subjektive Annahme der Buddhisten zu werten? Man k\u00f6nnte sich f\u00fcr diese dem Konzil entgegenkommende Deutung auf die unmittelbare Fortsetzung berufen, wo es hei\u00dft: \u201eSo bem\u00fchen sich auch die \u00fcbrigen Religionen \u2026 der Unruhe des Herzens der Menschen auf vielf\u00e4ltige Weisen zu begegnen\u2026\u201c (\u201eSic ceterae quoque religiones \u2026 inquietudini cordis hominum variis modis occurrere nituntur\u201c). Liegt also beim Buddhismus auch nur eine \u201eBem\u00fchung\u201c vor? Aber dort ist ja von einem Weg die Rede, \u201eauf dem die Menschen \u2026 zu h\u00f6chster Erleuchtung zu gelangen verm\u00f6gen.\u201c Mit dem Konjunktiv \u201evaleant\u201c kann man schwer zugunsten einer subjektiven Komponente argumentieren, zumindest ist dies h\u00f6chst unsicher. Er ist n\u00e4mlich, jedenfalls prim\u00e4r, einfach als Konjunktiv in einem konsekutiven Relativsatz zu verstehen: \u201eeinen Weg dergestalt, da\u00df auf ihm die Menschen \u2026 zu h\u00f6chster Erleuchtung zu gelangen verm\u00f6gen.\u201c Ist der Buddhismus also hier als ein objektiver Heilsweg anerkannt? <\/p>\n\n\n\n Was den Hinduismus betrifft, so ist das Schweigen von Nostra aetate<\/em> \u00fcber die negativen Aspekte jener Religion noch unverst\u00e4ndlicher. Dort hat es zweifelsfrei sogar Menschen\u00adopfer gege\u00adben, was man in jedem Standardwerk nachlesen kann.[24]<\/sup> Si\u00adcher\u00adlich geh\u00f6rt dieses abscheuliche Ritual heute nicht mehr zum Alltag dieser Religion. Jedoch wird es bei Fanatikern gele\u00adgentlich noch prakti\u00adziert. So berichtete die Deutsche Tagespost<\/em> nach einer DPA-Meldung am 5. 5. 1998 unter der \u00dcberschrift: „Junge in Ostin\u00addien ermor\u00addet und geopfert“: „Ein sieben Jahre alter Junge ist im ostindischen Bundesstaat Orissa von einer Familie ent\u00adf\u00fchrt, ermor\u00addet und als Menschenopfer dargebracht werden… Daf\u00fcr hofften sie (die T\u00e4ter), von einem Hindu-Gott mit Reichtum belohnt zu werden.“ Welch widernat\u00fcrliche und absto\u00dfende Rituale zu vedischen Zeiten in der Religion Indiens gepflegt wurden, hat Eckard Schleberger in seinem Buch „Die indische G\u00f6tter\u00adwelt“[25]<\/sup> mit folgenden Worten beschrie\u00adben: „Das wohl zeitaufwendigste und kostspieligste Opfer war das Pferdeopfer (A_vamedha). Es wurde ein Hengst im Wert von tausend K\u00fchen ausgew\u00ad\u00e4hlt, an den Opferpfahl gebunden und rituell get\u00f6tet. Der H\u00f6hepunkt des Opferrituals sah vor, da\u00df eine der angesehensten Frauen des Landes sich zu dem verendenden Pferd legte und sein Glied in ihren Scho\u00df einf\u00fchrte und damit symbolisch einen Geschlechtsakt voll\u00adzog. Danach wurde der Pferdek\u00f6rper zerlegt und im Feuer darge\u00adbracht. \u00c4hnlich verhielt es sich beim Menschenopfer (Puru_amedha). Mit dem Mann, der am Opferpfahl starb, wurde das gleiche Ritual wie beim A_vamedha vollzogen.“ An derartige Greuel erinnern noch heute, wie Schleberger be\u00admerkt, die Opfers\u00e4ulen in hinduistischen Tempeln, die sich in der N\u00e4he des \u201eAllerheiligsten\u201c befinden, in dem die entsprechen\u00adde Gottheit verehrt wird. <\/p>\n\n\n\n Aber auch in unserem Zeitalter werden noch scheu\u00dfliche Rituale im Hinduismus g\u00e4ngigerweise vollzogen. \u00dcber sie berichtete Jakob Strobel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31. Mai 2007: \u201eNur deswegen kann es einen Ort wie in Kaligha geben, einen ungeheuerlichen, unfassbaren Ort, den man gesehen haben muss in seinem Leben, wenn man wissen will, was Leben alles sein kann. Sein Herzst\u00fcck ist der Tempel der Kali, der blutr\u00fcnstigen G\u00f6ttin des Todes, die in Kalkutta gl\u00fchender verehrt wird als \u00fcberall sonst in Indien\u2026 Am liebsten aber trinkt Kali Blut. Eine Ziege mindestens verlangt sie pro Tag, manchmal wird ihr eine in der Stunde geopfert: in einer Zementeinfassung, in der ein Priester im Unterhemd, der aussieht wie ein Metzger, den Kopf des Tieres in eine Art Astgabel klemmt und mit einem S\u00e4belhieb abtrennt. Minutenlang schl\u00e4gt die Ziege mit den Beinen um sich, als gebe es noch ein Entkommen, w\u00e4hrend die Gl\u00e4ubigen knietief im Blut stehen und Kali lauthals anbeten, um ein gl\u00fcckliches Leben bittend f\u00fcr den neugeborenen Sohn. Nichts And\u00e4chtiges hat hier der Tod, nichts Stilles, stattdessen ist alles Geschrei und Gedr\u00e4nge, ein Tohuwabohu aus dem Gebr\u00fcll der Devotionalienh\u00e4ndler, dem Geschubse der Pilger, dem Gezerre der Bettler, dem Gewimmer der Aller\u00e4rmsten, dem Meckern der Ziegen \u2013 Glaube ist in Kalis Tempel nichts f\u00fcr schwache Nerven\u2026\u201c Welch g\u00fctigen und menschenfreundlichen (siehe Tit 3,4) Kontrast bietet dazu die Welt des Christentums, die der Verfasser des FAZ-Artikels der Welt finstersten Heidentums im 21. Jahrhundert entgegenstellte: \u201eDoch der Balsam der barmherzigen Schwestern ist ganz nah. Unmittelbar neben dem Tempel steht, eingeh\u00fcllt in eine fast gespenstische Stille, das erste Sterbehaus, das Mutter Teresa und ihre Missionarinnen der N\u00e4chstenliebe in Kalkutta errichtet haben.\u201c Wie sagt die deutsche Sprache so sch\u00f6n zu jenem Gegensatz von Stille und Gebr\u00fcll (der nicht nur in diesem Fall, sondern f\u00fcr unsere ganze hektische und laute Welt auch und gerade im heutigen sog. christlichen Abendland gilt[26]<\/sup>): \u201eHimmlische Ruhe, h\u00f6llischer L\u00e4rm!\u201c <\/p>\n\n\n\n Zu den bereits erw\u00e4hnten Scheu\u00dflichkeiten kommt noch die ber\u00fchmt-ber\u00fcchtigte Witwenverbrennung und die T\u00f6tung von Kindern, vornehmlich M\u00e4dchen, bei der Geburt hinzu; letzteres Ph\u00e4nomen gab und gibt es auch in manchen anderen Kulturen. Erst das Christentum versuchte mit dieser Barbarei in Indien aufzur\u00e4umen, wie der spanische Oberst und Geheimdienstspezialist der europ\u00e4ischen Streitkr\u00e4fte Pedro Ba\u00f1os in seinem h\u00f6chst lesenswerten Buch So beherrscht man die Welt. Die geheimen Geostrategen der Weltpolitik erw\u00e4hnt. Die Stelle findet man in der spanischen Originalausgabe Asi se domina el mundo (12. Aufl. Barcelona 2019, 428 f.); die deutsche und die englische \u00dcbersetzung sind vom Markt genommen worden, weil dieses Werk bestimmten einflu\u00dfreichen Kreisen ihre Kreise st\u00f6rt! <\/p>\n\n\n\n Das Kastenwesen im Hinduismus<\/strong><\/p>\n\n\n\n Auch wenn man all jene schrecklichen Elemente des Hinduismus einmal au\u00dfer Acht l\u00e4\u00dft, die teilweise eher der Vergangenheit angeh\u00f6ren, handelt es sich um eine Religion, die die Menschenw\u00fcrde[27]<\/sup> heute noch allgemein grob mi\u00dfachtet. Dazu geh\u00f6rt beispielsweise die verbreitete Verheiratung von Kindern. Der in Indien t\u00e4tige evangelisch-freikirchliche Pfarrer Mathew Kurian f\u00fchrte aus eigenem t\u00e4glichen Erleben die ersch\u00fctternden Schw\u00e4chen dieser Religion vor, die auch massive gesellschaftliche Mi\u00dfst\u00e4nde mit sich bringen: \u201eDer Hinduismus ist unterteilt in vier Kasten: die Brahmanen (Priesterschaft), Kshatriyas (Krieger), die Vaishyas (H\u00e4ndler und Hirten) und die Shudras (dienende Kaste), die die gro\u00dfe Mehrheit ausmacht. Etwa f\u00fcnf Prozent der Oberschicht besitzen in Indien 95 Prozent des ganzen Reichtums und haben eben so viele Top-Positionen inne \u2026 Eine andere Ursache [f\u00fcr die soziale Ungerechtigkeit in Indien, H-L B] liegt ebenfalls im religi\u00f6sen Kosmos des Hinduismus, der komplett von der Vergeltungskausalit\u00e4t aller Taten, dem Karma, beherrscht wird. Wenn du beispielsweise als Armer geboren worden bist, dann warst du in deinem vorherigen Leben ein schlechter Mensch und zur L\u00e4uterung wurdest du jetzt arm geboren und mu\u00dft dein vorheriges schlechtes Leben abb\u00fc\u00dfen. Und viele glauben, in dem Moment, in dem ich versuche, Armen zu helfen, bringe ich den g\u00f6ttlichen Plan der Seelenwanderung durcheinander.\u201c[28]<\/sup> Was ist das f\u00fcr eine Religion, die die Angeh\u00f6rigen der zahlenm\u00e4\u00dfig gr\u00f6\u00dften untersten Kaste zu \u201eUnber\u00fchrbaren\u201c erkl\u00e4rt und sie aus der menschlichen Gemeinschaft der h\u00f6heren Kasten geradezu ausschlie\u00dft?[29]<\/sup> In diesem System sind gerade Christen stark benachteiligt. So schrieben J\u00f6rg Nowak und Dieter Tewes in der Zeitung Die Tagespost <\/em>(21. Oktober 2000) einen Artikel unter der \u00dcberschrift: Von Holzsammlern und \u201eStinkern\u201c \u2013 Katholiken sind in Indien die Untersten der Armen<\/em>. Au\u00dferdem geht es Frauen besonders schlecht. Als Neugeborene werden sie massenweise get\u00f6tet, weil man Buben haben m\u00f6chte, M\u00e4dchen (angeblich) nur finanziell belasten. Als Verheiratete k\u00f6nnen Frauen von ihren M\u00e4nnern, denen sie nicht mehr gefallen, wie Hunde aus dem Haus gejagt werden, oder man l\u00e4\u00dft sie einfach ermorden.[30]<\/sup> Als T\u00f6chter werden sie gelegentlich sogar zur Prostitution gezwungen.[31]<\/sup> Nach einer ganz besonders perversen Form m\u00fcssen sie ihre K\u00f6rper in den Heiligt\u00fcmern der G\u00f6tzen feilbieten. Das LVR-Landesmuseum Bonn widmete diesem scheu\u00dflichen Brauch jener Religion im Jahre 2011 eine eigene Ausstellung, die unter dem Titel lief: Als G\u00f6ttin verehrt \u2013 Als Frau mi\u00dfbraucht. Eine Expedition in die Welt der Tempelprostitution<\/em>. <\/p>\n\n\n\n Und was soll man dazu sagen, da\u00df jene Religion die Abermillionen Armen Indiens, anstatt ihnen, wie im Christentum vom Herrn vorgeschrieben ist, zu helfen, sie auch noch verh\u00f6hnt, indem man diesen j\u00e4mmerlichen Zustand zur Strafe der G\u00f6tter erkl\u00e4rt und damit rechtfertigt? Die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Verh\u00e4ltnisse k\u00f6nnen nur katastrophal sein, solang hier nicht eingegriffen wird. Nat\u00fcrlich sind die einzelnen Menschen zun\u00e4chst einmal nicht schuldig an einem derartigen Mi\u00dfstand, weil sie normalerweise in diese Religion hineingeboren werden. <\/p>\n\n\n\n Der Hinduismus in \u201eNostra aetate\u201c<\/strong><\/p>\n\n\n\n Wie man jene Religion mit den folgenden Worten einseitig loben kann, die in Nostra aetate <\/em>(Nr. 2,1) nachzulesen sind, ist mir nahezu unerfindlich: \u201eSo erforschen im Hinduismus die Menschen das g\u00f6ttliche Mysterium und dr\u00fccken es in einer unersch\u00f6pflichen Fruchtbarkeit an Mythen und durch scharfsinnige Versuche der Philosophie aus (inexhausta fecunditate mythorum et acutis conatibus philosophiae), und sie suchen Befreiung aus der Beschr\u00e4nktheit unserer Bedingung durch aszetische Lebensformen, durch tiefe Meditation oder durch die Zuflucht zu Gott mit Liebe und Vertrauen.\u201c Wie kann es das II. Vatikanum wagen, hier von \u201eGott\u201c im Singular zu sprechen und diesen Begriff auch noch gro\u00df zu schreiben (per refugium ad Deum), wo er so doch normalerweise f\u00fcr den christlichen Gott reserviert ist? <\/p>\n\n\n\n In Wahrheit sind die Verh\u00e4ltnisse in jener Religion viel komplexer. Peter Egger hat die hinduistische Glaubenslehre in seinem wichtigen Buch Die Weltreligionen. Mit einer kritischen W\u00fcrdigung aus christlicher Sicht <\/em>(Illertissen 2011, 13) mit folgenden Worten beschrieben: \u201eDas hinduistische Gottesbild, das sich heute mehrheitlich durchgesetzt hat, stellt eine Verbindung mehrerer Gottesvorstellungen dar. Dieses Gottesbild weist monotheistische und polytheistische Z\u00fcge auf: Das eine G\u00f6ttliche zeigt sich auch in vielen Gottheiten \u2026 Gott ist zun\u00e4chst das Brahman. <\/em>Das Brahman ist das eine G\u00f6ttliche, das Ganze und das Absolute. Es ist undefinierbar und unpers\u00f6nlich \u2026 Im Brahman existieren die drei Hochgottheiten Brahma<\/em>, Vischnu <\/em>und Shiva<\/em>. Bei diesen Hochg\u00f6ttern handelt es sich um personale Wesen. Diese Hochg\u00f6tter haben verschiedene Aufgaben: Brahma <\/em>ist der Weltsch\u00f6pfer, Vischnu <\/em>der Welterhalter und Shiva <\/em>der Weltzerst\u00f6rer. Um jeden dieser drei Hochg\u00f6tter scharen sich viele niedere G\u00f6tter, die f\u00fcr spezielle Bereiche zust\u00e4ndig sind. Es gibt niedere Gottheiten f\u00fcr die Liebe, die Wissenschaft, das Gl\u00fcck, die Sch\u00f6nheit, den Krieg usw.\u201c Nichts liest man von jener merkw\u00fcrdigen, sehr archaischen Konzeption, die entfernt an die heidnischen Religionen der Antike erinnert, in Nostra aetate <\/em>des II. Vatikanums!Man kann sie allenfalls in der Formulierung von den \u201eMythen\u201c angedeutet finden, die aber, als w\u00e4ren sie etwas ausschlie\u00dflich Positives, mit einer \u201eunersch\u00f6pflichen Fruchtbarkeit\u201c zusammengebracht werden. F\u00e4llt unter dieses Lob auch das Fabulieren \u00fcber Tierg\u00f6tter wie Affen, Elefanten und Schlangen?[32]<\/sup> Hier liegt der Grund daf\u00fcr, da\u00df, wie allgemein bekannt, heilige K\u00fche nicht geschlachtet werden d\u00fcrfen, weil sie zum Bereich des Sakralen geh\u00f6ren. So titelte der General-Anzeiger<\/em> vom 18. Juli 2007 (28) im Zusammenhang mit der Rinderwahnseuche: \u201eShambo muss jetzt doch nicht geschlachtet werden. Britischer Richter akzeptiert den infizierten Bullen als Heiligen der Hindus in Wales\u201c. Bei anderen Tieren h\u00e4lt das die Hindus allerdings nicht davon ab, ihren G\u00f6ttern tonnenweise Schafe, Ziegen und V\u00f6gel zu opfern. Siehe z. B. den Artikel in ideaSpektrum <\/em>51\/2009 (12): \u201eDas gr\u00f6\u00dfte Schlachtfest der Welt f\u00fcr eine \u201aG\u00f6ttin\u2019. Hinduistisches Ritual in Nepal kostet rund 300.000 Tieren das Leben \u2013 Proteste werden ignoriert.\u201c <\/p>\n\n\n\n Der Hinduismus: eine polytheistische Religion mit partieller Tendenz zum Henotheismus<\/strong><\/p>\n\n\n\n Man kann also beim Hinduismus allenfalls von einem Henotheismus sprechen, der, zumindest in Teilen jener Religion, hinter den einzelnen G\u00f6ttern ein g\u00f6ttliches Prinzip sieht.[33]<\/sup> Bei einem solchen zum Synkretismus neigenden Henotheismus <\/em>(es handelt sich \u00fcbrigens um ein Kunstwort der Neuzeit) wird zwar noch nicht ein einziger, personaler Gott (dann spr\u00e4che man vom Monotheismus<\/em>) geglaubt, aber hinter allen g\u00f6ttlichen Wesen und Elementen ein einheitliches g\u00f6ttliches Prinzip (von griechisch \u201ehen\u201c = eines + \u201etheos\u201c = Gott), eine Art von (nicht personaler) \u201eObergottheit\u201c, postuliert. Das kann bis in die N\u00e4he eines Monotheismus reichen, der aber nie ganz erreicht wird, zumal im Hinduismus eine Neigung zum \u201eimpersonalen Theopanismus\u201c besteht, wo alles irgendwie g\u00f6ttlich durchwirkt ist.[34]<\/sup> Kann man so etwas \u201eDeus\u201c nennen? <\/p>\n\n\n\n Au\u00dferdem h\u00e4tte Nostra aetate<\/em> nie undifferenziert eine \u201eBefreiung aus der Beschr\u00e4nktheit unserer Bedingung\u201c f\u00fcr den Hinduismus proklamieren d\u00fcrfen. Denn hier besteht ein gewaltiger Unterschied zur christlichen Konzeption einer richtigen Distanz zur Welt, den kein Geringerer als der protestantische Philologe, Theologe und Arzt Albert Schweizer trefflich so beschrieben hat: \u201eDie Brahmanen und Buddha sagen zu dem Menschen: Als ein Erstorbener, f\u00fcr den nichts in der nat\u00fcrlichen Welt mehr Interesse hat, lebe in der Welt der reinen Geistigkeit. Das Evangelium Jesu sagt zu ihm: Werde von der Welt und von dir selber frei, um als eine wirkende Kraft Gottes dich in der Welt zu bet\u00e4tigen.\u201c[35]<\/sup> Bei so viel unangemessener Wertsch\u00e4tzung gegen\u00fcber dem Hinduismus braucht man sich nicht zu wundern, da\u00df der Vatikan im Jahre 2019 seinen Anh\u00e4ngern sogar zum Lichterfest gratulierte[36]<\/sup> \u2013 wie dies immer wieder zu den verschiedenen Festen anderer Religionen geschieht, was deren Vertretern bestimmt nicht hilft, die Irrt\u00fcmer ihres Glaubens einzusehen und sich vielleicht der katholischen Wahrheit gegen\u00fcber zu \u00f6ffnen. Informationen, welchem abergl\u00e4ubischen Polytheismus bei dieser Feier gefr\u00f6nt wird, kann man z. B. folgendem Buch entnehmen: Elizabeth Breuilly \u2013 Joanne O\u2019Brien \u2013 Martin Palmer, Die religi\u00f6sen Feste der Welt (Deutsche Ausgabe Wien 2009, 100-103). <\/p>\n\n\n\n Und man soll nun, um zu einem letzten Punkt zu kommen, keineswegs glauben, der Hinduismus sei eine durchweg tolerante Religion, wie es der ber\u00fchmte \u00c4gyptologe Jan Assmann ja f\u00fcr den Polytheismus f\u00e4lschlicherweise mehr oder minder pauschal in Anspruch nimmt und wie es f\u00fcr die \u00f6stlichen Religionen gerne bei uns undifferenziert kolportiert wird.[37]<\/sup> Nat\u00fcrlich gibt es viele friedfertige und liebensw\u00fcrdige Menschen im Hinduismus und Buddhismus; man denke nur an Mahatma Gandhi. Immer wieder wird aber leider auch \u00fcber gewaltsame \u00dcbergriffe von Hindus gegen Christen berichtet, die katholische Zeitung Die Tagespost <\/em>bringt seit langem fast regelm\u00e4\u00dfig hierzu Artikel (z. B. Indien: Die Gewalt geht weiter, <\/em>DT vom 27. August 2009, 7). Selbst mit dem bei uns als besonders friedfertig geltenden Buddhismus gibt es manchmal erhebliche Spannungen. Hierzu konnte man z. B. in ideaSpektrum<\/em> 48\/2010 (11) einen Artikel unter der \u2013 etwas pauschalisierten – \u00dcberschrift lesen: \u201eHinduismus und Buddhismus sind nicht friedfertig\u201c. <\/p>\n\n\n\n Angesichts solcher Verh\u00e4ltnisse in anderen Religionen w\u00e4re es um so mehr die Pflicht wahrhaft katholischer Missionare, den dortigen Menschen aus ihrer Not herauszuhelfen. Aber wie wir wissen, ist ein echtes Apostolat seit dem II. Vatikanum aufgrund falscher theologischer Fundamente, wie sie vor allem in Nostra aetate<\/em> und \u00fcbrigens auch in der der Pastoralkonstitution Gaudium et spes <\/em>mit seinem Geist der Verweltlichung der Kirche gelegt wurden, weitgehend erlahmt. Wenn noch \u201eMissionare\u201c auftreten, geht es meistens mehr um soziale Aktivit\u00e4ten (die an sich durchaus wertvoll sein m\u00f6gen) als um Hinf\u00fchrung zum wahren Glauben, wie es dem Missionsauftrag Jesu Christi entspr\u00e4che (Mt 28, 16-20; Mk 16,14-18).<\/p>\n\n\n\n Ein aktuelles Beispiel f\u00fcr eine falsche Einstellung zur Mission sei angef\u00fchrt: Florian Kluger, Professor f\u00fcr Liturgie, Dogmatik und Verk\u00fcndigung in Eichst\u00e4tt, ist f\u00fcr die Kooperation seiner Universit\u00e4t mit dem Bildungsprogramm \u201eJesuit Worldwide Learning\u201c (JWL) verantwortlich. Dessen Aufgabe beschreibt er so: \u201eJWL ist keine missionarische Organisation. Ziel ist es nicht, den katholischen Glauben an die Studierenden heranzutragen, sondern ihnen durch eine gute Bildung eine Perspektive zu geben und ein besseres Leben zu erm\u00f6glichen. Der christliche Glaube ist hierbei die Motivation, sich f\u00fcr Menschen in Not oder an den gesellschaftlichen R\u00e4ndern einzusetzen.\u201c[38]<\/sup> Und man glaubt wahrhaftig, da\u00df ein solches Engagement auf Dauer tr\u00e4gt, ohne da\u00df man aus und mit dem Geist Jesu Christi lebt, den die jungen Leute erst einmal intensiv kennenlernen m\u00fc\u00dften? Was ist denn hier mit \u201egute Bildung\u201c gemeint, die anscheinend von der Vermittlung des katholischen Glaubens absieht? Ich frage mich, warum ich eigentlich als engagierter Katholik, der mithelfen m\u00f6chte, m\u00f6glichst viele Menschen nach Christi Missionsauftrag zu ihm durch seine Kirche zu f\u00fchren, solche stark verweltlichen Einrichtungen \u00fcber die Kirchensteuer direkt oder indirekt mitfinanzieren soll! <\/p>\n\n\n\n Wer nun entgegnet, hier handele es sich ja nur um die Auskunft eines f\u00fcr ein wissenschaftliches Projekt verantwortlichen Professors, der sei an ein j\u00fcngeres Dokument des deutschen Episkopates zur Mission erinnert. Hinrich E. Bues charakterisierte den Hauptfehler der Bisch\u00f6fe mit den Worten: \u201eIhnen ist die \u201asoziale Seite\u2019 des Evangeliums scheinbar [gemeint ist wohl anscheinend<\/em>, H-L B] wichtiger. \u201aSolidarit\u00e4t\u2019 mit den Armen, soziale Gerechtigkeit, der Weltfrieden und die Bewahrung der Sch\u00f6pfung liegt ihnen somit mehr am Herzen als der urspr\u00fcngliche Missionsauftrag Jesu.\u201c[39]<\/sup> <\/p>\n\n\n\n N\u00e4chste Woche behandeln wir die Frage, ob die Erkl\u00e4rung \u00abDignitatis humanae\u00bb das Recht postuliert, falsche Religionen zu f\u00f6rdern und zu verbreiten.<\/strong><\/p>\n\n\n\nHaltung des II. Vatikanums zum Islam: <\/h2>\n\n\n\n
Joseph Ratzingers Warnung vor allzu positiver Sicht der anderen Religionen <\/h2>\n\n\n\n
Der Buddhismus in \u201eNostra aetate\u201c<\/h2>\n\n\n\n
Der Opferkult im Hinduismus<\/h2>\n\n\n\n
Falscher Missionsansatz<\/h2>\n\n\n\n