Samstag, 23. November 2024

Pius XII.: Wider die Irrlehren der Zeit

Am 12. August 1950 veröffentlichte Papst Pius XII. die Enzyklika „Humani generis“ . Mit Blick auf die auch heute vorherrschenden Irrlehren scheint es geboten zu sein, an dieses Lehrschreiben zu erinnern. Pius XII. stellt fest, dass die „Grundlagen der christlichen Kultur“ erschüttert werden und spricht über die „moralische Notwendigkeit“ der göttlichen Offenbarung. Mit Blick auf seine Zeit benennt der Papst zunächst den Kommunismus, äußert sich aber zugleich über alle neuen Philosophien, die atheistischer Art sind und nennt diese Lehren summarisch einen „Wirrwarr von Anschauungen“.

Vernunftwidrig verhalten sich auch Theologen, die – wie heute auf dem „Synodalen Weg“ – mit biblischen Versatzstücken gegen die Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte argumentieren: „Doch ist es beklagenswert, dass dabei nicht wenige unter ihnen, je fester sie sich an das Wort Gottes halten, desto mehr die menschliche Vernunft beiseiteschieben, und je mehr sie geneigt sind, die Autorität des offenbarenden Gottes zu betonen, desto entschiedener das Lehramt der Kirche ablehnen, das doch Christus der Herr eingesetzt hat, um die von Gott geoffenbarte Wahrheit zu hüten und zu erklären. Ein solches Verhalten steht nicht nur in klarem Widerspruch zur Heiligen Schrift, sondern wird auch von der Erfahrung als falsch erwiesen. Oft genug klagen ja gerade die, die von der wahren Kirche getrennt sind, laut über ihre eigene Uneinigkeit in Fragen der Glaubenslehren und legen damit, ohne es zu wollen, Zeugnis ab für die Notwendigkeit eines lebendigen Lehramtes.“

Katholische Theologen und Philosophen dürfen nicht vom „rechten Weg“ abweichen. Wir wissen heute, dass die Abweichungen heute allgegenwärtig sind – man denke nur an die Abkehr von der biblischen Anthropologie auf dem „Synodalen Weg“. Pius XII. kritisiert die „verwerfliche Neuerungssucht“. Geradezu prophetisch schreibt er 1950: „Denn was die einen heute mehr verschleiert vorlegen in vorsichtig gewählten Wendungen und mit gewissen Unterscheidungen, lehren morgen andere mit größerer Kühnheit offen und hemmungslos, und das nicht ohne Anstoß für viele, insbesondere für den jungen Klerus, und nicht ohne Schädigung der kirchlichen Autorität.“ Er diagnostiziert einen theologischen und dogmatischen Relativismus. Der „Sinn der Dogmen“ werde abgeschwächt. Diese Theologen „halten es daher nicht für widersinnig, sondern für durchaus notwendig, dass die Theologie, entsprechend den verschiedenen philosophischen Systemen, deren sie sich im Lauf der Zeit als ihrer Werkzeuge bedient, die alten Begriffe durch neue ersetzt. Auf diesem Wege werde es gelingen, in zwar verschiedenen, in gewisser Hinsicht sogar entgegengesetzten, aber nach ihrer Meinung gleichwertigen Fassungen dieselben göttlichen Wahrheiten so wiederzugeben, wie es der Natur des Menschen entspricht“: „Sie fügen hinzu, die Dogmengeschichte bestehe in der Aufweisung der verschiedenen aufeinanderfolgenden Formen, in die die geoffenbarten Wahrheiten je nach den verschiedenen im Lauf der Jahrhunderte auftauchenden Lehrsystemen und Anschauungen gekleidet worden seien.“ Das alles sind Merkmale eines dogmatischen Relativismus, der mit der Geringschätzung der traditionellen Lehre einhergeht. So werde das Dogma „zu einem vom Winde hin und her bewegten Rohr“. Das kirchliche Lehramt werde nur als „Hemmschuh des Fortschritts“ und als „Hindernis der Wissenschaft“ angesehen. Pius XII. nennt Irrtümer der Zeit. Einige etwa „machen die Notwendigkeit, zur wahren Kirche zu gehören, um das ewige Heil zu erlangen, zu einer leeren Formel“.  Der Papst mahnt zur „Ehrfurcht“ gegenüber dem „kirchlichen Lehramt“ und setzt – man denke heute an den Lobpreis der von Michel Foucault inspirierten „Humanwissenschaften“ auf dem „Synodalen Weg“ – die Orientierung an der biblischen Anthropologie als unbedingt notwendig fest: „Das kirchliche Lehramt verbietet daher nicht, dass die Entwicklungslehre, entsprechend dem heutigen Stand der Profanwissenschaft und der Theologie, von den Fachleuten beider Gebiete in Forschung und Erörterung behandelt werde, insofern die Untersuchung den Ursprung des menschlichen Leibes aus schon vorliegender und belebter Materie betrifft; denn bezüglich der Seele gebietet uns der katholische Glaube, daran festzuhalten, dass sie unmittelbar von Gott geschaffen ist. Bei dieser Untersuchung soll man die Gründe für beide Ansichten, die zugunsten und die zuungunsten sprechenden, mit gebührendem Ernst, mit der gebührenden Besonnenheit und Mäßigung abwägen und beurteilen, und alle sollen bereit sein, sich dem Urteil der Kirche zu unterwerfen, der von Christus das Amt übertragen ist, die Heilige Schrift authentisch zu erklären und die Dogmen des Glaubens zu schützen.“

Es gelte, den „Fortschritt der Fächer“ zu beachten, aber den „Schutz der Wahrheit des Glaubens“ zu sichern: „Neuen Fragen, wie sie die moderne Kultur und der Fortschritt der Zeit gebracht haben, mögen sie mit vollem Einsatz ihre Forschungsarbeit zuwenden, aber unter Wahrung der erforderlichen Klugheit und Vorsicht. Endlich sollen sie nicht in falschem Irenismus meinen, die Außenstehenden und Irrenden könnten auf anderem Weg erfolgreich in den Schoß der Kirche zurückgeführt werden als dadurch, dass ihnen allen die volle Wahrheit, wie sie in der Kirche in Geltung ist, ohne jede Entstellung und jeden Abstrich vorgelegt wird.“

So zeigt der große Papst Pius XII. deutlich, dass die Kirche nicht dazu befugt ist, den Moden der Zeit zu folgen, sondern dass sie die Aufgabe hat, die anstößige Wahrheit des Glaubens zu verkünden und sich an der Schrift und Tradition zu orientieren. Heute bezeugen viele Theologen und Amtsträger der Kirche oft nur noch die eigene Abwendung und Entfremdung von Gott. Pius XII. zeigt, dass es die Sendung der Kirche ist, die Wahrheit des Glaubens nicht geschmeidig anzupassen, sondern durch Zeugnis und Beispiel zu verkünden, ob gelegen oder ungelegen – gegen die Irrtümer der Zeit. Die Gefahren des Relativismus hat der Papst 1950 klar erkannt und benannt. Sein Andenken wird bis heute oft geschmäht, gerade in Deutschland. Was mich selbst betrifft, so gestehe ich freimütig: Ich bete zu Pius XII. wie zu einem Heiligen.

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