Am 13. März 2023, dem 10-jährigen Jubiläum von Papst Franziskus besuchte ich das Internationale Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen für den Cathwalk. Während der langen Autofahrt hörte ich gregorianische Hymnen, um mich auf die heiligen Hallen vorzubereiten: Attende, Domine, et miserere, Kyrie eleison, Te deum laudamus …
Ich war aufgeregt. Wie würde das Priesterseminar aussehen? Welche Strenge würde mich erwarten? Kann ich einfach hineingehen oder brauche ich eine Erlaubnis? Legendär und sagenumwoben ist Zaitzkofen ohnehin wegen der alljährlichen Priesterweihen und der beschaulichen Lage. Das Seminar wirkt auf Bildern und Videos wie ein Real-Life-Bruchtal. Anstatt Elben sieht man Männer in Soutane, was heute aber nicht unwirklicher scheint als Fantasiegestalten in „Der Herr der Ringe.“
Pünktlich zur Abendmesse um 17:15 kam ich im Priesterseminar an. Leicht „lost“ stand ich im Eingang und sah direkt einen Seminaristen, der draußen in Soutane betete. Ein Anblick wie im Bilderbuch. Seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft überraschten mich. Er zeigte mir den Eingang zur Kapelle und freute sich, dass ich die Heilige Messe besuchen wollte.
Die Kapelle des Priesterseminars war kleiner als gedacht. Ich kannte sie von den Livestreams. Die Seminaristen zogen geordnet in Soutane ein. Im hinteren Teil saßen Besucher, Männer, Frauen und ich in Blue Jeans. Mir kam der Hit des „Frank Popp Ensembles“ in den Kopf, dann betete ich weiter.
Anschließend bekam ich eine Seminarführung. Das Priesterseminar ist nicht nur eine Stätte des Betens und Lernens, es gibt auch einen Hühnerstall, einen Garten und eine Schreinerei, in der die Brüder der Priesterbruderschaft Holzarbeiten durchführen.
Mit über 40 Seminaristen ist Zaitzkofen komplett voll. Es gibt viele kleine Räume, in denen Hochaltäre stehen, damit Priester, die das Seminar besuchen, eine eigene Messe feiern können. Neben neueren Möbeln gibt es auch noch einiges Antikes und einen Fitness-Raum.
Das Priesterseminar im Schloss Zaitzkofen wurde entsprechend für die Bedürfnisse der Priesterausbildung umgebaut. Es ist fromm und ländlich, aber nicht total abgelegen. Der Ort Zaitzkofen ist ein kleines Dorf mit weniger als 300 Einwohnern, das Seminar liegt direkt an einer Hauptstraße, der Bahnhof in Eggmühl ist keine 3 km weit entfernt, in weniger als anderthalb Stunden ist man in München.
Abends um 18:30 ist das Rosenkranzgebet – auf Latein: Ave Maria, gratia plena; Dominus tecum; benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, Jesus. Nach dem Gebet ziehen die Seminaristen aus und prozessieren gleichsam wieder ins Priesterseminar. Ein Bild für die Ewigkeit. Diese Ordnung, Struktur und Disziplin, das Ganze selbstbewusste Auftreten, alle diese Dinge hinterlassen bei mir den Eindruck, dass hier die katholischen Navy Seals ausgebildet werden.
In der Bibliothek findet man alles über die scholastische Theologie und den katholischen Glauben. Hans Küng hat in so einer Atmosphäre keine Chance. Wahrscheinlich gibt es aktuell keinen besseren Ort in Deutschland, um Priester zu werden.
Das Seminar ist voll, Anbauten sind in Planung und jedes Jahr wächst die Anzahl der Alten Messen. Man kann es lieben oder hassen, aber an diesem Fakt kommt niemand vorbei: Die Tradition ist die Zukunft der Kirche.
Naja, vielleicht, betrunken von der Liebe Gottes, vom Geist Christi, halte ich mich auch fest an Jesus Christus, dem Licht der Welt. Wo Christus ist, da ist die Kirche und wo die Kirche ist, ist Christus. Es wird wieder ein eucharistischen Triumphzug geben, nachdem das unbefleckte Herz Mariens gesiegt hat, glaube ich. Hat Don Bosco uns nicht auch ein solches Bild gegeben? Jetzt ist Krieg, aber dann wird Frieden sein. Leben wird schon jetzt in diesem unsagbaren christlichen Frieden, denn wir sind Erlöste. Unser Herr ist größer, als der, der in der Welt ist und umhergeht, wie ein brüllender Löwe. Seien wir getrost und werfen all unsere Sorgen auf Ihn, denn Er (Jesus Christus) kümmert sich um uns und unsere Sorgen, dann schmilzen Berge dahin, von Schuld, Sorgen, sogar Feinde der Kirche!
Vielen Dank für den Bericht. Ich habe schon eine Doku gesehen und war richtig berührt. Ja, die Tradition ist die Zukunft.
Traditionen sind wie Laternen die uns den Weg leuchten. Und nur Betrunkene halten sich daran fest.
Was soll das denn bedeuten? Dass nur Leute, die nicht mehr Herr ihrer Sinne sind, Traditionen als Lichtquelle (Richtschnur, Stütze) empfinden?
Das war eine Lästerung wider dem traditionellen katholischen Glauben. Sie müssen es nicht mögen, aber durch den Kakao ziehen auch nicht !
Sehr schönes Bericht. Danke
Ich glaube es hat Zukunft
Ich genieße es jedes Jahr bei den Priesterweihen aufs neue.
Deine Eindrücke kann ich nur bestätigen. Die Priesterbruderschaft lebt zwar auf dieser Erde, gehört ihr aber nicht.
Vergelt‘s Gott🙏
Kommen Sie wieder!