Woran erkennt man eigentlich traditionelle Katholiken? Am Sonntag trifft man sie bevorzugt und je nach räumlicher Erreichbarkeit in der Alten Messe. In einigen Gemeinden halten sich die Herren an den klassischen Sonntagsstaat, während die Damen traditionell Röcke bevorzugen.
Doch auch hier ist zu beobachten, dass es vielerorts keine verbindlichen Vorgaben gibt und die Messbesucher – rein äußerlich – kaum als Besucher der Alten Messe zu identifizieren sind.
Erkennbar wird das im Zweifel erst, wenn traditionelle Katholiken sich beim Vorbeigehen oder – fahren vor einer Kirche bekreuzigen oder ganz selbstverständlich den ebenso selbstverständlich mitgeführten Rosenkranz aus der Tasche ziehen, nicht als Modeaccessoire, sondern zum guten Gebrauch.
Zweifellos sind uns neben dem geistlichen und leiblichen Wohlergehen unserer Nächsten auch die Liebe zur Natur und den tierischen Geschöpfen eigen – im modernen Duktus Umwelt- und Tierschutz.
Sind Tradis also auf eine Weise auch Ökos oder gar Hipster? Gar ‚Khipster‘?
Ich kann mir das gut vorstellen. Von anderen gesellschaftlichen Gruppen unterscheiden wir uns dennoch, teilweise fundamental, in unserer traditionell katholischen Auffassung von Ehe, Familie und Lebensschutz.
Dies berücksichtigt kann ich mir einen katholischen Tradi allerdings besser in gesunden Barfußlatschen und mit Hipster-Rauschebart vorstellen als einen bürgerlich-konservativen Katholiken, der in Bezug auf die Alte Messe noch immer die Nase rümpft.
Martin Mosebach bescheinigte katholischen Tradis kürzlich in einem Interview ein ‚anarchisches Temperament‘, welches sie in einiger Hinsicht von bürgerlichen Konservativen unterscheide.
Ich könnte mir vorstellen, diese Unterscheidung im Lichte eines anarchischen Temperaments durchaus auch auf gesellschaftliche Konventionen wie Kleidungsstile oder bestimmte bürgerliche Ansichten anzuwenden – hier ist bei der entsprechenden Wahl am Ende die Berücksichtigung sittlicher Grundhaltungen entscheidender als die unbedingte Krawatte am Sonntag.