Es ist die absolute Ironie der Gegenwart: Bischöfe und Priester wissen nicht mehr, was die Kirche ist, wofür sie da ist (Stichwort: „Synodaler Weg“). Jordan Peterson, der protestantisch getauft wurde, mit der katholischen Kirche sympathisiert (Katholizismus, das ist so vernünftig, wie Menschen sein können) und nach eigenen Aussagen nicht zur Kirche geht, scheint weiser als Kardinal Marx, Bischof Bätzing und alle ZdK-Lobbyisten zusammen.
Peterson analysiert im Video (s.u.) zuerst die Stimmung der Zeit. Heute würden vor allem junge Männer eine unvergleichbare „Demoralisierung“ erleben. Diese manifestiere sich vor allem in drei Vorwürfen. 1. Vorwurf: Die Menschliche Kultur, besonders im Westen, sei am besten mit dem Begriff „repressives Patriarchat“ beschrieben. Macht sei der Hauptfaktor dabei, die Ehe sei mit Sklaverei verwandt, Freundschaft mit Ausbeutung, politische Meinungsverschiedenheiten mit Krieg und wirtschaftliche Vereinbarungen mit Täuschung und Diebstahl. Das sei auch die fundamentale Realität der Geschichte. 2. Vorwurf: Das menschliche Dasein sei vor allem ein Unternehmen, das den Planeten ausbeute. Die menschliche Rasse sei eine Bedrohung für das ökologische Utopia. Menschen würden als Krebsgeschwür des Ökosystems interpretiert. Wir stünden vor einer malthusianischen Katastrophe der Überbevölkerung und müssten uns massiv einschränken, damit wir überleben könnten. 3. Vorwurf: Die Ursache für all diese Katastrophen sei der verabscheuungswürdige männliche Ehrgeiz, wetteifernd und dominierend, machthungrig und egoistisch, ausbeuterisch, vergewaltigend und plündernd.
Das klingt hart und Peterson sagt selbst, man könnte meinen, er übertreibe. Seine Antwort darauf aber ist klar: „Denk erneut, sunshine“. Wir würden im Westen einen kompromisslosen Angriff auf die tiefsten Ebenen führen, ein Angriff auf das, was Jacques Derrida den „Phallogozentrismus“ der Zivilisation nannte. Das sei ein Angriff gegen den göttlichen Logos selbst. Sollen wir, fragt Peterson, stattdessen den Massenmörder Karl Marx anbeten?
Was ist nun die Aufgabe der Kirchen? Die Kirchen seien da, um die Menschen daran zu erinnern, junge Männer eingeschlossen, und vielleicht sogar in der Linie, dass sie eine Frau finden, eine Familie versorgen und eine Arche bauen sollen. Sie müssen den Katastrophen des Lebens begegnen, sich in Wahrheit der Liebe hingeben und keine Angst haben. „Ladet die jungen Männer wieder ein“, so Petersons Bitte. Die Kirchen sollen ihnen sagen: „Ihr seid hier willkommen. Wir rufen euch zum höchsten Sinn eures Lebens. Wir wollen die Dinge besser machen für euch und eure Familie.“ Die Kirchen sollen mehr von den jungen Männern fordern als es alle anderen jemals getan haben. Sie sollen die jungen Männer daran erinnern, wer sie sind, im tiefsten Sinn. Am Ende kommt ein klarer Appell: „Kämpft nicht für soziale Gerechtigkeit, rettet nicht den Planeten, kümmert euch um die Seelen.“
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