Es geht menschlich zu in der Kirchenprovinz Deutschland, allzu menschlich. Trotz der russischen Invasion in die Ukraine und trotz des Elends der Millionen Flüchtlinge im Osten Europas scheint in der synodalistisch-deutschkatholischen Welt manche Amtsträger und Kirchenfunktionäre immer noch Zeit zu sein für bunt illuminierte Gedanken und Fantasien. Dem bekannten Boulevardmagazin namens „Bunte“ gab der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing ein Interview. Begeistert davon ist das von der Bischofskonferenz und damit aus Kirchensteuermitteln finanzierte Nachrichtenportal katholisch.de. Berichtet wird unter der markanten Überschrift „Bätzing: Sexualität ist Gottesgabe und keine Sünde“. So wird der verbindlich gültige Katechismus der Kirche sogleich in die Sphäre der Literatur verwiesen. Wir lesen: Der „Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing, will Änderungen in der Sexuallehre der Kirche“. Das kann er wollen, mag man denken. Das ist persönlich aufgrund der Meinungsfreiheit erlaubt, mit Blick auf das Amt problematisch, im Ganzen aber unerheblich – so wie jede Privatmeinung von anderen prominenten Zeitgenossen. Ebenso wie die zitierte Forderung: „Wir müssen den Katechismus da teilweise ändern“, sagte der Limburger Bischof der „Bunten“ am Donnerstag.“ Es scheint mittlerweile, dass über Sexualität und die möglichen Formen, diese auszuleben, in bestimmten Bereichen der katholischen Kirche in Deutschland mehr diskutiert wird als in der Boulevardpresse. Wer möchte darüber hinaus zu Bätzings „Wir“ gehören?
Dass Sexualität eine „Gottesgabe“ und grundsätzlich „keine Sünde“ sei, bestreitet kein Katholik, nicht einmal der Katechismus. Schauen wir doch einmal hinein, was meinen Sie? Zitiert wird im Katechismus etwa aus „Familiaris consortio“ und „Gaudium et spes“:
„2360 Die Geschlechtlichkeit ist auf die eheliche Liebe von Mann und Frau hingeordnet. In der Ehe wird die leibliche Intimität der Gatten zum Zeichen und Unterpfand der geistigen Gemeinschaft. Das Eheband zwischen Getauften wird durch das Sakrament geheiligt.
2361 „Infolgedessen ist die Sexualität, in welcher sich Mann und Frau durch die den Eheleuten eigenen und vorbehaltenen Akte einander schenken, keineswegs etwas rein Biologisches, sondern betrifft den innersten Kern der menschlichen Person als solcher. Auf wahrhaft menschliche Weise wird sie nur vollzogen, wenn sie in jene Liebe integriert ist, mit der Mann und Frau sich bis zum Tod vorbehaltlos einander verpflichten“ (FC 11).
2362 „Jene Akte also, durch die Eheleute innigst und lauter eins werden, sind von sittlicher Würde; sie bringen, wenn sie human vollzogen werden, jenes gegenseitige Übereignetsein zum Ausdruck und vertiefen es, durch das sich die Gatten gegenseitig in Freude und Dankbarkeit reich machen“ (GS 49,2). Die Geschlechtlichkeit ist eine Quelle der Freude und Lust.“
Dies bezieht sich freilich – entsprechend dem Evangelium Jesu Christi und der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte – auf die sakramental verbundenen Ehepartner. Betont wird ausdrücklich die Schönheit, die Würde und die Freude, die die sexuelle Begegnung in der Ehe in sich trägt. Dieses Positive sollte vielleicht öfter betont werden. Zitiert sei weiterhin folgender Abschnitt:
„2366 Die Fruchtbarkeit ist eine Gabe, ein Zweck der Ehe, denn die eheliche Liebe neigt von Natur aus dazu, fruchtbar zu sein. Das Kind kommt nicht von außen zu der gegenseitigen Liebe der Gatten hinzu; es entspringt im Herzen dieser gegenseitigen Hingabe, deren Frucht und Erfüllung es ist.“
Der Katechismus ist eine Hilfe für alle Katholiken und auch für alle, die im Glauben der Kirche zu Hause sein möchten.
Bischof Bätzing spricht sich zudem für ein Ende des Pflichtzölibats aus und könne sich gut vorstellen, „dass Frauen ins Weiheamt kommen, Diakoninnen wären ein erster Schritt“. Viele hätten die Berufung dazu in sich. „Die Tradition, dass vorn immer ein Mann steht, verfängt nicht mehr, das spüre ich in unseren Gemeinden. Wir brauchen die Kraft der Frauen. Und sollten ihnen alles zutrauen.““ Was Bischof Dr. Bätzing hier ausführt, entspricht einem gewissen Mainstream und vielleicht auch irgendwelchen Mehrheitsmeinungen, aber nicht der Lehre der römisch-katholischen Kirche. Man könnte die Lehre der Kirche auch als eine Art Radarfalle bezeichnen, bildhaft gesprochen. Natürlich gilt das eher für Geschwindigkeitsübertretungen. Doch wer von der verbindlich gültigen Lehre der Kirche eigensinnig oder reformatorisch abweicht, könnte von einer katholischen Radarfalle geblitzt werden. Eine zitierte Aussage Bischof Bätzings lädt dazu ein, dieses Bild zu verwenden: „“Ich lebe einfach, fahre einen Peugeot 308. Manchmal sogar in die Radarfalle.““ Nicht nur mit dem Auto, werden manche Christen in Deutschland, die römisch-katholisch sind und bleiben und auch nicht mehr deutsch-katholisch werden wollen, dabei denken. Darum also: Achten wir auf alle Radarfallen – und bleiben unbelehrbar lehramtstreu und einfach nur zu Hause in der Kirche des Herrn. Machen Sie mit? Das wäre doch auch ein guter Vorsatz für die Quadragesima und darüber hinaus.
Sehr notwendig ihre Ausführung! Papst Franz aber schweigt und ermutigt so zu solchen Irrtümern