Eine unglaubliche Geschichte erzählt der Evangelist Johannes. Von Wundern ist schon zuvor die Rede. Eine große Menschenmenge folgt Jesus staunend. Von Heilungen wird berichtet. Am See von Galiläa, der auch der See von Tiberias heißt, versammeln sich etwa fünftausend Menschen.
Andreas, der Bruder von Simon Petrus, sagt: „Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele?“ Ich kann Andreas gut verstehen. Er ist ein skeptischer Realist. Ich kann ihn gut verstehen – Sie vielleicht auch? Heute würden wir vielleicht sagen: Er kennt die Lebenswirklichkeit, denn er hat diese doch vor Augen. Von fünf Broten und zwei Fischen würden vielleicht nicht einmal die Jünger Jesu selbst satt werden, geschweige denn 5000. Sollte der Herr nicht die Leute vernünftigerweise fortschicken?
Was tut Jesus? Er sagt, alle sollten sich setzen. Er spricht das Dankgebet und alle, die da waren, bekamen so viel, wie sie wollten. Die Menge wird satt. Es bleibt auch noch einiges übrig, das aufbewahrt werden soll. Nun staunen die Leute noch viel mehr über Jesus – und die Jünger wahrscheinlich auch. Der Evangelist berichtet weiter, dass der Herr sich nach dem Zeichen zurückzieht.
Als Kind habe ich mich immer sehr gefreut, wenn diese Wundergeschichte, die so viel mehr ist als eine Geschichte, vom Pfarrer verkündigt wurde. Ganz einfach dachte und denke ich: Vertrau auf Gott und seine Kirche, und es ist gut. Das genügt.
Wer sich zu Christus bekennt und, in rechter Weise disponiert, nach dem Brot des Lebens sehnt, den Leib Christi empfängt, der geht niemals leer aus. Auch wir werden heute überreich beschenkt, wenn wir in der Feier der heiligen Messe die Kommunion empfangen. Ist uns das bewusst, wenn wir nach vorne gehen?
Und weiter gefragt: was tun wir selbst, wenn wir – „Ite, missa est.“ – gesandt sind in die Welt? Zeigen wir unsere Freude am Glauben? Erzählen wir durch das Beispiel und Zeugnis unseres Lebens von Gott? Sind wir in unserem Tun lichtdurchlässig, also transparent für Christus, das Licht der Welt?
Was vermehren wir? Die Frohe Botschaft? Auf vielen Kirchplätzen dieser Welt wird oft sehr nett miteinander gesprochen, aber nicht immer. Jeder kennt das Grummeln und Grollen, auch das falsche Lächeln. Grimm und Übellaunigkeit haben viele Gesichter. Wir leiden alle unter schlechten Nachrichten, unter Anfeindungen, unter Gerüchten, unter Zynismus und Missmut. Manchmal geben wir zügig das weiter, was gar nicht gut ist, niemanden bereichert und froh macht.
Ich mag die Frohe Botschaft wegen der guten Nachrichten in ihr. Auch Leiden, Schmerz und das Jüngste Gericht gehören mit dazu. Wir vergessen manchmal nur – auch verständlicherweise – dankbar zu sein für das, was uns widerfährt, dankbar nicht, weil wir den Schmerz lieben müssten, sondern dankbar dafür, dass wir teilhaben dürfen an der Passionsgemeinschaft mit Christus. Wie wenig ist heute von guten Nachrichten die Rede, und wir selbst tragen mit dazu bei. Die guten Nachrichten schenken Freude, künden von Hoffnung und sättigen uns.
Ein Freund von mir, der als Berufsschullehrer für Pflegekräfte im Fach Ethik tätig ist, erzählte mir vor einigen Jahren, dass ihn die vielen Kümmernisse in der Welt traurig machen und dass er all das Negative gar nicht mehr hören möchte. Er berichtete auch davon, dass die Menschen, die er unterrichtete, davon sehr belastet waren. Darum gab er seinen Schülern die folgende Hausaufgabe: Jeder sollte zur nächsten Stunde eine gute Nachricht mitbringen. Die Schüler waren von der Idee sehr angetan, ja förmlich begeistert – und die nächste Stunde war überreich an guten Nachrichten. Wie schön!
Vielleicht können wir uns ein Beispiel daran nehmen, auch wenn wir keine Lehrer sind? Die Neuevangelisierung, die sich Katholiken in ganz Deutschland so sehr wünschen, gelingt ganz einfach. Fürchten Sie sich nicht davor, von Gutem zu berichten. Haben Sie keine Angst davor, glücklich katholisch zu sein. Scheuen Sie sich nicht, die Kirche mit gläubigem Herzen zu lieben.
Strahlen Sie Dankbarkeit aus, im Credo verwurzelt und geborgen zu sein. Schenken Sie anderen Menschen Freude durch gute Nachrichten: Sie können auch gern vom lieben Gott erzählen, zum Beispiel. Deswegen müssen Sie nicht große Worte machen oder Theologie studiert haben. Es genügt das Beispiel des eigenen Lebens. Werke der Barmherzigkeit sind immer schön, wichtig und wertvoll. Aus ihnen leuchtet Gottes Liebe hervor.
Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika „Deus caritas est“: „Wir haben der Liebe geglaubt: So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluß oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt. … Die Liebe ist nun dadurch, daß Gott uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4, 10), nicht mehr nur ein Gebot, sondern Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins, mit dem Gott uns entgegengeht.“
Viele Katholiken, die sich der „Alten Messe“ verbunden wissen, erinnern sich an Erzbischof Marcel Lefebvre, den Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X. Sein Wappenspruch lautete: „Credidimus caritati“ (= Wir haben der Liebe geglaubt.). Empfehlend hinweisen möchte ich zugleich auf den lesenswerten Beitrag von Pater Engelbert Recktenwald.
Es genügt vollkommen, an die Liebe zu glauben, ganz still im Glauben der Kirche aller Zeiten und Orte zu leben und sich nach dem Brot des Lebens zu verzehren. Wer das tut – ob öffentlich sichtbar oder verborgen vor der Welt –, wird selbst zu einem Boten der guten Nachricht, der Frohen Botschaft. So zeigen wir gemeinsam: Wir haben der Liebe geglaubt.