Margareta R. und Elisabeth W. haben im Frühsommer am einzigen traditionell katholischen Mädchengymnasium Deutschlands, dem St.-Theresien-Gymnasium in Schönenberg, ihr Abitur gemacht. Was nehmen sie aus ihrer Schulzeit mit fürs Leben? Und warum sind sie froh, diese gerade hier verbracht zu haben? Wir haben die beiden gefragt!
Liebe Margareta, liebe Elisabeth: Ihr seid frischgebackene Absolventinnen – wie fühlt man sich da?
Elisabeth: Natürlich freut man sich darauf, jetzt etwas Neues zu erleben und in die „Welt“ zu gehen. Aber es fühlt sich auch komisch an, die Klasse und das Umfeld nicht mehr zu haben.
Margareta: Ja, die Gemeinschaft wird mir auch fehlen – Schönenberg zeichnet aus, dass alle auf einem gemeinsamen Fundament stehen, auf dem Bildung und Erziehung aufbauen.
Was sind Eure Pläne für die nahe Zukunft?
Elisabeth: Ich gehe jetzt in den Rettungsdienst, dann schaue ich weiter.
Margareta: Ab Oktober studiere ich Geschichte und Biologie auf Lehramt.
Wie fühlt Ihr Euch durch Schönenberg für die Zukunft gerüstet?
Elisabeth: Schönenberg vermittelt einem christliche Werte und Grundsätze. Man diskutiert mit vielen Leuten, wobei man mit anderen Meinungen automatisch konfrontiert wird. Man tritt diesen mit einer gewissen Offenheit gegenüber, wobei man dennoch seinen Prinzipien treu bleibt und so auch für den Glauben eintreten kann. Das schafft Sicherheit.
Margareta: Als Teil einer Internatsgemeinschaft ist mir bewusst geworden, wie wichtig Vorbilder sind, und ich habe versucht mich dementsprechend zu verhalten. Das ist eine wichtige Charakterbildung im Hinblick auf die Zukunft.
Was sind so konkrete Werte, die Euch mitgegeben wurden?
Elisabeth: Hilfsbereitschaft und die Glaubensgemeinschaft an sich. Man lernt, sich Gedanken zu machen und zu diskutieren.
Margareta: Für mich stehen die Nächstenliebe und der Zusammenhalt im Vordergrund. Das stärkt einen persönlich.
Wie kann man als Jugendliche in Schönenberg seine eigenen Ansichten einbringen?
Elisabeth: In der Unterstufe lernt man den Katechismus, aber ab der Mittelstufe fängt man an, die Dinge mehr zu hinterfragen. Dazu hilft auch das durchgängig erteilte Fach Philosophie. Aber es wird in allen Fächern offen diskutiert, eigene Gedanken werden gut angenommen.
Margareta: Gerade auch in Geschichte wird man aufgefordert, andere Perspektiven einzunehmen und zu argumentieren. Das ist eine interessante Erfahrung, die dazu hilft, Verständnis aufzubringen und den Blick aufs große Ganze schult.
Wie seid Ihr nach Schönenberg gekommen?
Margareta: Ich komme aus dem Münsterland und hatte die freie Wahl – meine Entscheidung stand nach der Probewoche fest. Ich war fasziniert von dem besonderen Lehrer-Schüler-Verhältnis und den kleinen Klassen. Der Schulwechsel zur 7. Klasse ergab sich daraus, dass ich gemeinsam mit meiner kleinen Schwester hinwollte, die gleichzeitig in die 5. Klasse eingeschult wurde.
Elisabeth: Von meinem Heimatort aus ist es nicht ganz so weit. Auch war es für mich klar, dass ich nach Schönenberg gehe, ich habe gleich in der 5. Klasse begonnen. Meine beiden Schwestern waren auch dort, deswegen hatte ich mich schon darauf gefreut.
Wie ist es, soweit weg von Zuhause zu sein?
Elisabeth: Für mich war es oft schwierig, wenn ich nach den Ferien oder auch nach dem Wochenende wieder wegmusste. Aber die Freundschaften in Schönenberg haben einen schnell wieder heimisch fühlen lassen. Und umgekehrt ist es dann auch traurig, der Schule den Rücken zuzukehren.
Margareta: Die Entfernung spürt man natürlich, wenn man zum Beispiel mal Stress mit Lehrern oder Mitschülerinnen hat oder sich ungerecht behandelt fühlt. Die Rücksprache mit den Eltern und der Familie ist dann sehr wichtig. Aber Schönenberg ist mit der Zeit zu einem zweiten Zuhause, die Klasse zu einer eigenen Familie geworden.
Was sind Eure schönsten Erinnerungen an die Schulzeit?
Elisabeth: Da gibt es vieles! Die Unternehmungen mit den Freunden, Ausflüge, Klassenfahrten. Aber auch Projekte und Diskussionen.
Margareta: Die Krönung waren sicher die Kursfahrten nach England und Rom. Aber auch die alltäglichen Dinge, wie die Zeit mit der Tischgruppen, wo man sich mit anderen Schülerinnen aller Altersstufen austauscht und so auch im Kleinen wächst.
Bietet Schönenberg mehr als normale Schulen?
Elisabeth: Ob Unterricht oder andere Projekte, unsere Lehrer waren sehr engagiert: Zudem hat man auch über viele Dinge diskutieren können und die Lehrer haben einem individuell viel mitgegeben.
Margareta: Naja, die ganze Art und Weise ist anders in Schönenberg. Man lernt die Lehrer von verschiedensten Seiten bei Projekten außerhalb des Unterrichts kennen. Sie selbst geben einem auch mehr mit fürs Leben. Das ist etwas anderes, als wenn man die freien Stunden als Schüler nur unter sich verbringt. Im Vergleich zu meinem ersten Gymnasium bin ich der Überzeugung, dass sich die Lehrer in Schönenberg wirklich für mein Leben interessieren! Sie wollen, dass man etwas fürs Leben lernt, und prägen einen in ihrer freundschaftlichen Art. Natürlich ist das für die Lehrer in den kleinen Lerngruppen auch leichter möglich als in den großen Klassen einer normalen Schule.
Ihr habt ja viel Zeit im Internat verbracht. Wie ist da das Freizeitangebot?
Margareta: Das ist so vielseitig, es steht ja ein großes Gelände zur Verfügung: Am Samstag treffen sich die Pfadfinder, es gibt einen Sportplatz beispielsweise zum Volleyballspielen und dann noch die vielseitigen Angebote der Erzieherinnen je nach Klassenstufe.
Warum lohnt es sich noch, diese Schule zu besuchen?
Elisabeth: Man bekommt viel vom eigenen Glauben mit, knüpft Freundschaften fürs Leben und ist mit Gleichgesinnten zusammen.
Margareta: Die Herzens- und Charakterbildung ist einmalig – so etwas gibt es sonst nirgends. Man lernt wirklich Verantwortung zu übernehmen durch verschiedene Aufgaben, die man dem Alter entsprechend übertragen bekommt.
Schönenberg betreut über 80 Mädchen im Internat – gibt es da keinen Zickenkrieg?
Margareta (lacht): Überall, wo Menschen zusammenleben, gibt es Meinungsverschiedenheiten und Konflikte aufgrund der verschiedenen Charaktere. Man lernt, wie man Konfrontationen positiv löst und erwirbt sich so soziale Kompetenz. Aber man lernt einander über die Jahre auch besser kennen und schätzen.
Welche Rolle spielt die Glaubenskomponente?
Elisabeth: Diese wird mit jedem Jahr wichtiger. In der Unterstufe noch weniger, aber später setzt man sich dann intensiv damit auseinander.
Margareta: Auch die täglichen Gebetszeiten und die Sakramente formen einen. Und auch in der Freizeit, wo der Spaß miteinander im Vordergrund steht, weiß man sich mit den anderen auf einer Grundlage geeint. Also bemühen sich alle, das im Alltag zu leben: miteinander fair und liebevoll umzugehen usw.
Frauen spielen bei der Neuevangelisierung der Gesellschaft eine große Rolle. Wie seht Ihr Euch darauf vorbereitet?
Margareta: Uns wurde viel gezeigt, wir haben viele Impulse mitbekommen – aber was man draus macht, liegt bei jedem Einzelnen. Man muss immer weiter nach Antworten suchen und daran wachsen.
Elisabeth: Die Vorbereitung ist sicher gut, trotzdem ist man natürlich aufgeregt, wie man damit zurechtkommt. Ich denke, man sollte da auch einfach auf Gott vertrauen, Er wird einem schon helfen.
Ist es in Schönenberg leichter, den eigenen Glauben zu leben?
Margareta: Für mich war es wie eine Reise ins gute Land. An meiner alten Schule habe ich mich oft allein gefühlt. Trotzdem bin ich froh über diese Zeit, weil sie mir verdeutlicht, was ich an Schönenberg hatte!
Was könnt Ihr abschließend noch über Eure Schule sagen?
Elisabeth: Ich bin sehr froh darüber, diese Schule und das Internat besucht zu haben, da sie einem so viel mitgeben. Auch wenn der Tag sehr geregelt erscheint, gibt es keinen Zwang. Man kann immer über die Dinge reden und wird individuell gefördert. Eine gewisse Ordnung ist allerdings in jeder größeren Gemeinschaft notwendig. Es gab Höhen und Tiefen, aber am Ende hat es sich gelohnt!
Margareta: Genau. Förderung findet sehr vielseitig statt: musikalische Talente werden im Chor oder Orchester verwirklicht, im Schultheater lernt man aus sich herauszukommen und kreativ zu werden. Und dann gibt es da noch die vielen schuleigenen Traditionen wie das Adventssingen oder die eigene Karnevalssitzung. Alle diese Dinge werde ich an Schönenberg vermissen …
Das St.-Theresien-Gymnasium Schönenberg befindet sich unweit von Bonn und ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium für Mädchen mit angeschlossenem Internat, an dem nach den Lehrplänen des Landes NRW unterrichtet wird. Es wurde 1991 gegründet.
Weitere Informationen und Kontakt: theresiengymnasium.de
Bin einigermassen beeindruckt, Dabei war diese Atmosphäre beim Gymnasium, das ich ab 1963 bei Benediktineren besuchte, durchaus Standard, wiewohl mindestens die Hälfte der Mitschüler, alle aus katholischem Milieu, wohl nicht in dem Sinne gläubig waren, wie die Mädchen hier es durchblicken lassen. Sage extra Mädchen, weil dieser Begriff durchaus „zu meiner Zeit“ nicht abschätzig gemeint war, weniger abschätzig als sich Kohl über Merkel ausdrückte. Der Begriff „Mädchen“ hatte noch die gleiche Bedeutung wie in Goethes Faust, galt übrigens auch für die Muttergottes beim Besuch des Engels.