Im Hohen Dom zu Regensburg wurde Rudolf Voderholzer, zuvor Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Trier, zum Bischof geweiht, als Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller, den Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre bestellt und nach Rom gerufen hatte. Am 26. Januar 2020 – sieben Jahre später – hat er zum Gedenktag seiner Weihe an ein im Grunde selbstverständliches Versprechen erinnert. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Metropolit der Kirchenprovinz, fragte ihn: „Bist du bereit, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut, das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“ Die Antwort darauf lautete: „Ich bin bereit.“
Die Erinnerung an diese Antwort ist für Bischof Voderholzer lebendige Gegenwart. Einfach gläubige Katholiken sind ihm zutiefst dankbar für seine eindeutigen Worte der klaren Unterscheidung. Er widerspricht dem virulenten Mainstream und schenkt Orientierung, weil er sich an dem orientiert, auf den alles ankommt und von dem alles abhängt: Jesus Christus, der das „lumen gentium“ ist, das Licht der Völker. Auch das sollte selbstverständlich sein.
Der Bischof ist zum Hüter des Glaubens bestellt und nicht dazu, dem Zeitgeist zu huldigen. Er soll unverkürzt das Evangelium des Herrn Jesus Christus verkünden, nicht mehr, nicht weniger. Bischof Voderholzer sieht, dass einige Kräfte außerhalb und innerhalb der Kirche nun geschmeidige Anpassungen erwarten. Sie möchten, dass die Kirche sich neu erfindet, „dass die katholische Kirche Elemente ihres Profils, vor allem die sakramentale Struktur des geistlichen Amtes und ihr Menschenbild, ihre Sicht des Miteinanders von Mann und Frau den Auffassungen anpasst, die in der Gesellschaft heute von einer Mehrheit, wie es scheint, vertreten werden“.
Bischof Rudolf Voderholzer erinnert an die Treue zum Papst und ermutigt zur Neuevangelisierung. Er sagt weiter:
„Ich bin überzeugt davon, dass uns nur der Weg intensiver Evangelisierung weiterbringt. Dies ist auch der Weg, den Papst Franziskus uns rät. Das Wesen der Kirche ist Evangelisierung. Kirche und jeder und jede Einzelne in ihr hat nicht nur eine Mission, sondern ist wesenhaft Mission.
Wir haben in der Kirche in Deutschland seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine Tendenz, dass es oft nur um innerkirchliche Fragen geht. Wir kreisen um uns selbst. Die Würzburger Synode in den 1970er-Jahren hat diese Tendenz noch verstärkt. Symptomatisch für diese Haltung ist die Tatsache, dass es bei der Rede von der Berufung der Laien in unseren gegenwärtigen Debatten ausschließlich um die Frage der Partizipation, der Mitwirkung am Dienst der Bischöfe und Priester geht.“
Ein Christ, der nur noch um sich kreist, verliert die Freude am Glauben. Er hat keine mehr Zeit für den in Not geratenen Nächsten, verbringt aber viel Zeit auf Sitzungen. Ist das alles nötig und sinnvoll? Menschen, die ständig mit sich selbst beschäftigt sind, verlieren jede Attraktivität für ihre Mitmenschen. Gilt dasselbe nicht für Institutionen, Parteien, Vereine und Verbände? Und wie attraktiv, wie evangelisierend ist eine Kirche, die sich ständig neu erfinden möchte?
Erinnert sei in diesen Tagen noch an eine andere sehr wichtige Predigt, die allen Katholiken in Deutschland ans Herz gelegt sei:
„In den Schafstall Jesu Christi gelangt niemand, wenn nicht unter der Leitung des Papstes; und die Menschen können nur, wenn sie mit ihm verbunden sind, mit Sicherheit gerettet werden, denn der römische Papst ist der Stellvertreter Christi und repräsentiert Ihn auf Erden. Wie süß, wie tröstlich ist es, das Bild des Guten Hirten vor Augen zu haben, das im Evangelium so wunderbar beschrieben und ausgeschmückt wird!
Alle anderen menschlichen Qualitäten – Wissen, Geschicklichkeit, diplomatischer Takt, organisatorische Fähigkeiten – können das Hirtenamt ergänzen und schmücken, können es aber niemals ersetzen.
An erster Stelle muss der Eifer und die Wachsamkeit des Guten Hirten stehen; er muss immer für die schwierigsten Lagen bereit sein, geradlinig, klug, beständig, und darf auch die äußerste Prüfung nicht scheuen: ,Der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe‘ (Joh. 10, 11). Wie herrlich ist die Kirche Christi, der ,Schafstall‘ (Joh. 10, 1). Der Hirte ,geht vor den Schafen her‘ (ebd. 10,4), und sie folgen ihm alle. Um sie zu schützen, fürchtet er sich nicht, gegen den angreifenden Wolf zu kämpfen. Doch er ist berufen, noch weiter zu blicken: ,Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstall sind, und ich werde sie herbeiführen; sie werden meine Stimme hören, und es wird ein Schafstall und ein Hirte sein‘ (ebd. 10, 16). In diesen Worten ist die ganze Größe und Würde der Missionsaufgabe ausgedrückt. Das ist die erste – wenn auch nicht die einzige – Aufgabe des römischen Papstes; denn mit dieser sind auch noch viele andere Sorgen von nicht geringerem Gewicht verbunden“
Sie werden vielleicht erstaunt sein, wer dies in seiner Predigt zur Krönungsmesse sagte: Es war nämlich Johannes XXIII. Alle, die sich modernistisch auf den Konzilspapst berufen, sollten vielleicht einmal lesen, was er wirklich gesagt und geschrieben hat. Sein großer Vorgänger Pius XII. hat zu dieser Predigt, so denke ich mir, vom Himmel her zustimmend genickt.
Treue Hirten, echte Lehrer des Glaubens, ja mutige Bischöfe wie Rudolf Voderholzer werden heute bringend gebraucht.
Den Religionsunterricht wie er jetzt ist , kann man vergessen.
Er möge bitte den Religionsunterricht in seiner Diözese, der weitgehend nur Religionskunde ist, im Sinne des unverkürzten kath. Glaubens revidieren.