Wer Gott, der auch die Schönheit ist, auf die rechte Weise liebt, wird nicht nur Moralsünden meiden, sondern auch Modesünden.
Jede Saison aufs Neue wundert man sich über die seltsamen Kombinationen, die uns die Designer präsentieren. Letztes Jahr fiel besonders die pinke, löchrige Jogginghosen-Maxi-Bouclémantel-Kombination von Karl Lagerfeld bei Chanel auf.
Für die Saison Spring 2016 geht mir die Maxi-Blümchenrock-mit-Bändern-Retro-Skipullover-Kombination bei Chloé nicht mehr aus dem Kopf. Da fragt man sich automatisch, was das eigentlich soll.
Man kann diese seltsamen Kombinationen auf verschiedene Art und Weise erklären und interpretieren. Zunächst einmal haben sie wahrscheinlich pragmatische Gründe. Vielleicht hatte der Designer ein Inspirationsproblem oder er wollte einfach nur Aufmerksamkeit für seine Kollektion. Oder er ist ein Genie und wir haben es nicht gemerkt, weil wir nicht die ganze Show gesehen haben… Es gibt viele Erklärungen, aber kommen wir zu dem viel interessanteren Teil dieses Phänomens: was verrät uns der Chloé-Skipulli über Gott und die Welt, außer, dass im Jahr 2016 Skipullover auch fernab der Skipisten salonfähig sind?
Dieser Trainingspullover ist symptomatisch für eine Entwicklung ̶ die sicherlich parallel zur Entwicklung unserer Gesellschaft gesehen werden muss ̶ hin zu einem grenzenlosen Pluralismus. Eigentlich ist mittlerweile alles en vogue: Socken in Badelatschen, 70er Jahre – Schlaghosen, Midi-Röcke, Spitze, Samt, Plateau etc.pp. – selbst Batik-Krawatten sind, wie neulich auf einem angesagten katholischen Mode-Portal zu lesen war, durchaus als Sonntagsstaat denkbar. Das ist einerseits sicherlich problematisch, da es allgemein die Idee von etwas Absolutem untergräbt, anderseits hat es den großen Vorteil, dass man ohne Einschränkungen seinen Stil entwickeln kann und man auch alle möglichen Kleidungsstücke problemlos im Handel erwerben kann.
Darüber hinaus erkennt man in dieser Vielzahl von Möglichkeiten und der Ironie, die in diesem Skipullover steckt, was Mode sein sollte: eine Spielwiese, auf der man seinen Begriff von Schönheit zum Ausdruck bringen kann.
Mode ist kein Dogma, welches selbsternannte Moralwächter dazu auffordert, ihre Neurosen choram publico transparent zu machen.
Wenn man einen furchtbaren Stil hat, kann man das in den meisten Fällen nur ändern, indem man seine Philosophie ändert, denn wenn man einen christlichen Begriff von Schönheit als Symbol Gottes hat, dann kann man gar nicht anders, als darauf bedacht zu sein, sich gut zu kleiden. Der Gedanke des Augustus „Liebe und tu, was du willst“(„Dilige et quod vis fac“, In epistulam Ioannis ad Parthos, tractatus VII, 8), den man in seinen Schriften des Öfteren findet, lässt nur einen Schluss zu:
Wer Gott, der auch die Schönheit ist, auf die rechte Weise liebt, wird nicht nur Moralsünden meiden, sondern auch Modesünden.
Wer liebt kann alles tragen, auch Blümchenröcke und Retro-Skipullover (wobei es bei Socken-Badelatschen-Kombinationen schon sehr schwierig wird…), da er stets darauf bedacht sein wird, es so zu kombinieren, dass es der Idee von Schönheit gerecht wird. Nimmt man jedoch Schönheit nur als subjektive Illusion wahr und ist sonst eher dem Utilitarismus wohl gesonnen, dann ist man eigentlich mit seiner Multifunktionsjacke gut beraten; was nicht heißt, dass man nicht darüber nachdenken sollte, ob diese Jacke und was sie repräsentiert wirklich das ist, was man im Leben als Mensch anstreben sollte.
Überhaupt ist es interessant, wie manche Kommentatoren unter den Artikeln von The Catwalk, sei es auf kath.net oder auf dem Lifestyle-Blog selbst, sich in Modefragen als absolute Subjektivisten (und damit Modernisten) outen. Auch der in diesem Zusammenhang vollkommen deplatziert ins Spiel gebrachte Gegensatz zwischen Innerlichkeit und Äußerlichkeit erscheint mir für Katholiken, die auf einer würdigen, ästhetisch wertvollen und feierlichen Liturgie insistieren, als frivol. Diese Haltung kommt dem Sozialistischen Realismus näher als den katholisch-kulturellen Glanzzeiten des Barock.
Letztendlich reißt uns die Chloé-Blümchenrock-Skipullover-Kombi in ihrer Diskrepanz zu dem, was wir von Mode erwarten, aus unserer Alltäglichkeit heraus und gibt uns somit die Möglichkeit, über das Wesentlich im Leben nachzudenken. In diesem Sinne sollte man in dieser Adventszeit zur Besinnung zum Modemagazin – natürlich auch als Mann – greifen und das Potenzial, das in der Betrachtung der neuesten, aber auch schon älteren Entwürfe liegt, voll ausschöpfen.
Ich fürchte ich wurde falsch verstanden. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass hier mittlerweile ein unkatholischer Schönheitskult betrieben wird. Sich fein machen ist ja in Ordnung, aber diese Seite ist ja geradezu davon umsessen. Das „h“ im Namen (aber nicht von the) streichen, und ich sag nichts mehr.
Ich schließe mich dem Vorredner an. Im Sinne des Films könnte man sagen: Die Redaktion mit ihren Sternenschwestern und -brüdern hat die Matrix verlassen. Auf welchem Planeten landen sie nun? Venus? Die Erde wird auf derart flüssigen geistigen Dünnschiss getrost verzichten können. Ein klärendes Gespräch der Redakteure über das, was sie hier eigentlich veröffentlichen wollen, tut dringend Not. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Klar, nicht wenige Leute haben bereits begriffen, dass es bei Cathwalk nur peripher um christkatholische Inhalte geht. Aber dass sich jetzt schon Leute bemüßigt fühlen, einen Filmbeitrag zu posten, in dem der esoterische Hitlerist und nicht zuletzt deshalb Miguel Serrano-Verehrer Michael Friedrich Vogt zwei heidnische Metraton-Lichtpriester(innen) anmoderiert… – Ihr solltet vielleicht mal eine Redaktionskonferenz einzig und allein der Profilschärfung widmen. Und Euch fragen, was falsch an Profil und Artikelthemen sein könnte, dass sich Christenfeinde von Euren Themen angesprochen fühlen. Venus, Jupiter, ein Druide, ein „Dark Age of Camelot-Fan“ – interessante Diskutanten auf einem angeblich katholischen Blog. Fehlt eigentlich nur noch jemand, der einem Pseudonym wie „Friedrich Bernhard Marby“ „Neu-Carinhall“ oder „Runen-Rudi“ postet…
Nun, an Stelle eines längeren Kommentars:
Man sagt: „alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch oder ungesetzlich oder unästhetisch.“ („Murphy’s Law“ – gut, im Original heißt es statt letzterem „macht dick“, aber das ist ein Teilbereich davon.)
Irgendwo müssen die Leute sich ihren Spaß ja herholen; also denke ich nicht, daß man von mangelnder Ästhetik auf mangelnde Gottesliebe schließen kann. Das wäre dann auch wieder falsch; ebenso wie es falsch ist, auf Grund von *vorhandener* Ästhetik bei anderen ihnen mangelhafte Gottesliebe zu unterstellen.
Das schönste Zitat: „Mode ist kein Dogma, welches selbsternannte Moralwächter dazu auffordert, ihre Neurosen choram publico transparent zu machen.“
Man möchte es Ihnen, ihrem, wie Sie schreiben, angesagten Blog, aber auch all den Vertretern, die bei Mode mit der Häresie-Keule kommen, entgegenhalten. Es ist einfach herrlich, wie sie immer eins draufsetzen und sich dabei nur – Achtung Mode, Achtung Keuschheit! – immer mehr selbst entblößen. Das ist leider auch nicht mehr mit Ironie zu rechtfertigen.