„Jesus ging in den Tempel und trieb alle Händler und Käufer aus dem Tempel hinaus; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes genannt werden. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle“ (Mt. 21, 12 f.).
Damals waren „Händler und Käufer“ im Tempel, die am Geld, statt am Gebet interessiert waren. Heute sind Kirchensteuerbezieher in der Kirche, die am Geld statt am Reich Gottes interessiert sind. Sie sammeln Schätze auf Erden und interessieren sich nicht für den Himmel, sondern für das, was Motten und Würmer erben werden.
Es gibt Missbrauch, „Maria 2.0“, missbräuchliche Messen, häretische Predigten, skandalösen Religionsunterricht und gotteslästerliche Theologie statt Ernstnehmen des Evangeliums. Wir sind nicht dazu berufen den Apostasien und erbärmlichen Leidenschaften der Welt zu frönen, sondern „Salz der Erde und „Licht der Welt“ zu sein. Unser Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie unsere guten Taten sehen und unseren Vater im Himmel preisen (Mt. 5, 13-16).
Die Kirchensteuer führt zur Verweltlichung und zur Entchristlichung der Kirche. Der einzige, der wirklich von der Kirchensteuer profitiert, ist der Staat. Die Kirchensteuer versucht zur Weltlichkeit. Der Staat sammelt Geld ein und dotiert Kirchenfürsten königlich. Finanziert werden dann allzu oft weltliche Projekte und Anbiederung. Die Radikalität der Nachfolge Christi wird abgemildert, die Kirche an die Zeit angepasst und ruhig gestellt. Der bezahlte Katholik beißt nicht die Hand, die ihn füttert. Man füttert die Leidenschaften, verwirrt und verdunkelt die Wahrheit. Das führt zu Menschen von irdischer Gesinnung, deren Gott der Bauch ist, sie richteten ihr Augenmerk nicht auf die Verbesserung der Sitten, sondern auf die Leugnung der Dogmen.
Also: Schluss mit der Kirchensteuer! Hören wir auf Franziskus: „Ach, wie sehr möchte ich eine arme Kirche und eine Kirche der Armen!“ und hören wir auf Benedikt XVI.:
„Die Säkularisierungen – sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien oder ähnliches – bedeuteten nämlich jedesmal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche, die sich dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößt und wieder ganz ihre weltliche Armut annimmt. Damit teilt sie das Schicksal des Stammes Levi, der nach dem Bericht des Alten Testamentes als einziger Stamm in Israel kein eigenes Erbland besaß, sondern allein Gott selbst, sein Wort und seine Zeichen als seinen Losanteil gezogen hatte. Mit ihm teilte sie in jenen geschichtlichen Momenten den Anspruch einer Armut, die sich zur Welt geöffnet hat, um sich von ihren materiellen Bindungen zu lösen, und so wurde auch ihr missionarisches Handeln wieder glaubhaft.
Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein.“ – Ansprache von Benedikt XVI. im Konzerthaus von Freiburg i.B. (25.09.2011).
Schluss mit Geld heißt auch Schluss mit Berufskatholiken, die dem Ruf des Geldes folgen. Die wirklich missionarischen und frommen Gemeinschaften bekommen eh keinen Cent Steuergeld – und brauchen es auch nicht! Nehmen wir uns daran ein Beispiel. Nehmen wir das „missionarische Zeugnis“ endlich ernst und tun, was der heilige Ignatius von Loyola sagt: „ite, inflammate omnia“ – „geht und entflammt alles“ – für Christus und das Reich Gottes.
Die Abschaffung der Kirchensteuer, bei den einschlägigen Profiteuren stärker verabscheut als die Leugnung Gottes, bleibt wegen den Kollateralschäden u.a. kultureller Art eine komplexe Angelegenheit; selber habe ich vor 49 Jahren bei einem solchen Antrag noch eine Üebergangsfrist von 12 oder 20 Jahren mit in die Rechnung gegeben; würde heute eher für 50 Jahre plädieren. Aber natürlich wäre es eine Art Tempelreinigung. Ich bezahlte übrigens diese Grundeinstellung mit Dauerboykott kath. Bildungshäuser, wiewohl meine Referate seit Jahrzehnten für mehr oder weniger Trinkgeld oder Spesen gehalten wurden, was natürlich erst recht für ihre „Unseriosität“ spricht, einschliesslich Nichtzugang zu bischöflichen Archiven.