Johannes Chrysostomus (+ 407) – Zum Brief an die Philipper
Nichts ist so ungereimt und so unverträglich mit dem Wesen eines Christen, als wenn er Ruhe und Müßiggang sucht. Nichts ist so unvereinbar mit seiner Aufgabe, seinem Kriegsdienst, als wenn er dem gegenwärtigen Leben verfallen ist. Dein Herr hat sich kreuzigen lassen, und du suchst die Ruhe? Dein Herr wurde ans Kreuz genagelt, und du führst ein Leben in Üppigkeit? Ist das das richtige Verhalten eines edlen Kriegers? Deswegen schrieb Paulus:
„Viele, von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche, leben als Feinde des Kreuzes Christi.“
Es gab Christen, deren Christentum geheuchelt war. Sie lebten in Bequemlichkeit und Üppigkeit. Das aber widerspricht dem Kreuz! Deshalb sprach er dieses Wort. ,Kreuz‘ aber heißt: im Kampf stehen, nicht nach einem lockeren Leben, sondern nach dem Tod verlangen. Jene aber tun das Gegenteil. Wenn sie auch behaupten: Wir gehören zu Christus, so sind sie doch Feinde des Kreuzes. Denn liebten sie das Kreuz, so müßten sie sich um ein Leben des Kreuzes bemühen. Wurde dein Herr nicht gekreuzigt? Wenn du es auf seine Weise nicht kannst, ahme ihn so nach: Wenn dich kein anderer kreuzigt, kreuzige dich selbst! Ich sage: Kreuzige dich selbst! Aber das heißt nicht: Töte dich selbst! Nein, das nicht! Das wäre frevelhaft. Halte es wie Paulus, der sagt:
„Mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt!“
Wenn du deinen Herrn liebst, dann stirb seinen Tod! Lerne, welche Kraft das Kreuz hat und wieviel Gutes es gewirkt hat und wirkt, wie sehr es eine Sicherung des Lebens bedeutet. Durch das Kreuz wird alles vollendet. Die Taufe kommt durch das Kreuz – man muß die Besiegelung (mit dem Kreuzzeichen) erhalten. Die Handauflegung geschieht in der Form des Kreuzes. Ob wir unterwegs sind oder zu Hause oder irgendwo sonst, immer ist das Kreuz ein hohes Gut, eine Rettung bringende Waffe, ein unüberwindlicher Schild im Kampf gegen den Teufel. Wenn du also gegen ihn kämpfst, dann trägst du das Kreuz.
Bezeichne dich nicht bloß mit dem Zeichen des Kreuzes, sondern ertrage die Leiden des Kreuzes. Christus nannte die Leiden ,Kreuz‘, als er sagte: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt“, das heißt: wer nicht zum Tod bereit ist. Das sind die Mißratenen, die Leib und Leben lieben, und sie sind die Feinde des Kreuzes. Jeder, der Wohlleben und irdische Sicherheit liebt, der ist ein Feind des Kreuzes, in dem Paulus sich rühmt, das er umfaßt, dem er gleichförmig sein möchte, wenn er schreibt: „Mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt.“ Nun schreibt er: „Ich spreche unter Tränen.“ Warum? Weil sich das Übel verbreitet hat und weil diese Christen beweinenswert sind. Sie sind wirklich zu beweinen, die ein Wohlleben führen, die ihr Äußeres, den Leib, pflegen. Um ihre Rechtfertigung vor dem kommenden Gericht kümmern sie sich nicht.
1. Phil.3,18. 2. Gal.6,14. 3.Mt.10,38. 4. Gal.6,14.
Nur wie ist das in meinem, in Ihrem Leben umsetzbar?