Montag, 16. September 2024

Das Konzil im Lichte des Antimodernismus von Pius X.

Papst Pius X. führte die Kirche in den Kampf gegen den Modernismus. Der Antimodernismus zielte darauf ab, die Reinheit des katholischen Glaubens zu bewahren und alle Versuche, die Lehre der Kirche zu verfälschen und anzupassen, strikt zurückzuweisen. In seiner Enzyklika Pascendi dominici gregis von 1907 verurteilte Pius X. den Modernismus als „Summe aller Häresien“. Diese Verurteilung richtete sich gegen eine Vielzahl von theologischen und philosophischen Strömungen, die die göttliche Offenbarung, die kirchliche Autorität und die sakramentale Ordnung infrage stellten.

Ein zentrales Instrument in Pius X.‘ Kampf gegen den Modernismus war die Päpstliche Bibelkommission, die er einsetzte, um eine streng traditionelle Auslegung der Heiligen Schrift zu gewährleisten. Diese Kommission bestand darauf, dass die Bibel historisch und wörtlich interpretiert werden sollte, insbesondere in Bezug auf zentrale Glaubensinhalte wie die Schöpfungsgeschichte und die Wundertaten Christi. Diese Haltung stand im Gegensatz zu modernen exegetischen Methoden, die die Bibel eher als symbolischen-mythologischen Text betrachteten, der einer naturalistischen, so genannten „historisch-kritischen Methode“, unterzogen werden sollte.

Ebenso förderte Pius X. die scholastische Methode, insbesondere die Theologie des heiligen Thomas von Aquin, als maßgebliche Grundlage für die katholische Lehre und Ausbildung. Diese Methode betonte die rationale und objektive Durchdringung der Glaubenswahrheiten und setzte sich damit von den subjektiven Ansätzen der Modernisten ab.

Ein weiteres bedeutendes Instrument war der Antimodernisteneid, den Pius X. 1910 einführte. Dieser Eid verpflichtete alle Kleriker und Theologen, die Lehren des Modernismus ausdrücklich zu verwerfen und die traditionellen Lehren der Kirche zu verteidigen. Diese Maßnahmen wurden von Pius X. als notwendig erachtet, um die Kirche vor den Gefahren einer Anpassung an die modernen, säkularen Philosophien zu schützen, die eine Bedrohung für die Unveränderlichkeit des Glaubens waren. Besonders in Deutschland regte sich Widerstand gegen diesen Eid der dazu führte, dass einen Dispens für deutsche Theologieprofessoren gab. Nach dem Tod Pius X.‘ 1914 wurde der Modernismus nicht mehr ausreichend bekämpft. Besonders im Bereich der Liturgie kam es überall zu Experimenten und Traditionsbrüchen. Paul VI. schaffte den Eid 1967 ab und ersetzte ihn durch ein Glaubensbekenntnis.

Die Veränderungen durch das Zweite Vatikanische Konzil

Der Historiker Roberto de Mattei argumentiert in seinem Buch Das Zweite Vatikanische Konzil, dass bereits in den 1930er Jahren Pläne für ein liberales Konzil entwickelt wurden, das darauf abzielte, die Kirche in eine modernistische Richtung zu lenken. Diese Pläne standen im Widerspruch zur von Pius X. etablierten Doktrin und hatten das Ziel, den Einfluss der konservativen Theologie und Philosophie zu minimieren und eine Versöhnung zwischen der Kirche und der gegenläufigen Philosophien der Aufklärung der Französischen Revolution zu erreichen.

Eine der zentralen Veränderungen, die das Konzil einführte, war das Verständnis der Religionsfreiheit, wie es in der Erklärung Dignitatis humanae festgehalten ist. Diese Erklärung bekräftigt das Recht jedes Menschen auf Religionsfreiheit, was einen deutlichen Bruch mit der früheren Lehre darstellt. Denn wenn die katholische Kirche die einzig wahre Kirche ist und außerhalb der Kirche kein Heil zu finden ist, wie es das Konzil von Florenz (1438–1445) dogmatisch lehrt, wie kann die Kirche dann ein Recht auf Irrtum einführen, das zur Hölle führt? Die Kirche relativiert sich damit selbst, sie macht sich in gewissem Sinne lächerlich und verliert damit auch ihren Anspruch, objektiv gültige Aussagen für alle Menschen zu treffen, sowohl im Bereich der Religion als auch im Bereich der Moral und der Ordnung.

Ein weiterer bedeutender Punkt war die Liturgiereform, die durch die Konstitution Sacrosanctum Concilium eingeleitet wurde. Die Konstitution selbst ist noch recht milde und sprach davon, die lateinische Kultsprache zu erhalten und der Muttersprache Raum zu geben. Unabhängig davon leitete die Konstitution Reformen ein, die verheerend wirkten. Schließlich vollzog sich mit der Neuen Messe 1969 der liturgische Bruch. Die jahrhundertelange Tradition der lateinischen Messe, ihrer Gebete und Frömmigkeit wurde durch eine ahistorische, von einer Kommission eingeführte Messe ersetzt. Der Umfang dieses Bruchs ist vielen bis heute nicht vollständig bewusst, was eine Lösung des Problems erschwert.

Der Anthropozentrismus ist eine weitere Neuerung des Konzils. Das Konzil rückt den Menschen und seine Würde in den Mittelpunkt und betont den positiven Dialog mit der modernen Welt. Es sieht den modernen Menschen in einer schwärmerischen Verklärung und betont weder die Erbsünde klar und deutlich, noch die Erlösungsbedürftigkeit, stattdessen wir ein „neuer Humanismus“ bewundert. Diese Haltung der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes, in der die Kirche als Partnerin der modernen Menschheit in ihrem Streben nach Gerechtigkeit und Frieden darstellt wird, ist wegen ihrer Zeitgebundenheit und Naivität heute kaum noch lesbar.

Das Buch Der Rhein fließt in den Tiber beschreibt, wie die progressiven Kräfte während des Konzils die Richtung bestimmten und wie die von Pius X. und seinen Vorgängern gesetzten Grenzen und Prinzipien nach und nach untergraben wurden. Die Kirchenkrise und der Massenverlust der Gläubigen seit dem Konzil ist keine wundersame Entwicklung, sondern die natürliche Konsequenz des Konzils und der nachkonziliaren Reformen.

Eine Neuinterpretation des Konzils im Lichte der Tradition

Das Zweite Vatikanische Konzil kann nicht als Konzil des Bruchs überleben, sondern muss im Licht der Tradition neu interpretiert werden. Eine Neuinterpretation des Konzils im Sinne der Tradition würde bedeuten, die Konzilsdokumente und die nachfolgenden Reformen kritisch zu überprüfen und sie neu zu bewerten. Elemente, die im Widerspruch zur traditionellen Lehre der Kirche stehen, müssen revidiert oder gänzlich verworfen werden, um die Reinheit des Glaubens zu bewahren. Dies muss auch eine Rückkehr zu einer authentischen, traditionellen Auslegung der Heiligen Schrift und eine Wiederbelebung der scholastischen Theologie bedeuten.

Eine solche Rückbesinnung würde auch eine Überprüfung der liturgischen Reformen beinhalten. Die Schwächen der Neuen Messe können theologisch-wissenschaftlich klar aufgezeigt werden. Ihre Orationen, ihre Hochgebete, ihr ganzer Habitus, die Änderung von Opferung zu „Gabenbereitung“, die neuen Gebete usw. – all das kann als traditionswidrig und glaubensschwächend erkannt werden. So wäre die Rückkehr zur Alten Messe als allein legitimier Messe die logische Folge.

Die Betonung der menschlichen Würde und der Dialogbereitschaft muss in einem Rahmen erfolgen, der die Erbsünde, die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen und die unveränderliche Wahrheit des katholischen Glaubens und den Anspruch der katholischen Kirche betont und jede Relativierung vermeidet.

Wir dürfen nicht vergessen: Die katholische Kirche ist der mystische Leib Christi und außerhalb der Kirche ist kein Heil. Die Offenbarung ist mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen. Die Weitergabe und Erhaltung des wahren katholischen Glaubens, der seit der Zeit der Apostel die Welt bewegt, sollte nicht nur ein Anliegen von Traditionalisten sein, sondern eine wesentliche Angelegenheit für jeden von uns, bedenkt man die Bedeutung des Glaubens für das Überleben unserer Kultur vor allem für unser ewiges Seelenheil.

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1 Kommentar

  1. D’accord bei diesem schönen Artikel zu einem der wunderbarsten Päpste. Ein besserer, als wir ihn verdient haben. Er hat den Siegeszug des Modernismus bis nach dem Krieg verhindert

    Aber: Die Neuinterpretation des Konzils im „Lichte der Tradition“ ist Träumerei. Mit den Texten gibt es so viele Probleme, daß dort nichts zu retten ist. Mit Absicht wurden damals Elemente der Wahrheit und Irrtum, sowie Doppeldeutigkeiten miteinander verwoben, wer soll das entwirren? Was bleibt dann noch übrig?

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