Donnerstag, 21. November 2024

Ist das moderne Christentum eine neue Religion?

Die Frage, ob das moderne Christentum noch dieselbe Religion ist, die einst die Apostel, Märtyrer und Heiligen verkündeten, oder ob es sich bereits um eine neue Religion handelt, beschäftigt viele Gläubige. Die Diskrepanz zwischen dem Glauben von Heiligen wie Ludwig Maria Grignion de Montfort und Maximilian Kolbe und dem, was uns heute oft als Christentum präsentiert wird, scheint gewaltig. Es stellt sich die Frage: Hat das moderne Christentum unserer Zeit wirklich noch etwas zu tun mit dem Glauben der Apostel und Heiligen?

Der radikale Glaube

Ludwig Maria Grignion de Montfort und Maximilian Kolbe verkörpern eine Frömmigkeot, die durch Weltverachtung, radikale Hingabe und die Bereitschaft, alles für Christus zu opfern, gekennzeichnet ist. Montforts Ideal, ein „Sklave Mariens“ zu sein, spiegelt eine radikale Unterwerfung unter den Willen Gottes wider, die heute nur noch selten anzutreffen ist. Ihre Weltverachtung war keine bloße Abkehr von der gefallenen Welt, sondern eine konsequente Ausrichtung auf das ewige Leben und die Mission, eine Bereitschaft, alles Irdische zu opfern, um das Himmlische zu gewinnen. Beiden hatten ein klares Bewusstsein von der Erbsünde, der gefallenen Welt und dem Weg zur Heiligkeit.

Im Vergleich dazu wirkt das moderne Christentum, wie es in vielen Gemeinden praktiziert wird, wie ein neuer Glaube, der keine Sünde mehr kennt. Der Geist von Liedern wie „Kleines Senfkorn Hoffnung“, vom Synodalen Weg, Karnevalsmessen und Texten, die oft eine Naivität und Allerlösung suggerieren, scheint nicht mehr mit dem Glauben früherer Zeiten übereinzustimmen. Viele moderne Christen und Katholiken scheinen sich stärker auf soziale Gerechtigkeit, Umweltbewusstsein und ein „gutes Leben“ im Diesseits zu konzentrieren, während zentrale Begriffe wie Sünde, Erlösung und die Realität von Himmel und Hölle in den Hintergrund treten.

Eine Religion des Diesseits

Diese Verschiebung von einem Fokus auf das Jenseits hin zu einer weltlicheren Lebenshilfe hat das moderne Christentum in eine Form verwandelt, die mehr mit den Idealen der Aufklärung, des Liberalismus und des Kommunismus gemein hat, als mit der apostolischen Tradition. Es ist eine Religion, die zunehmend von humanistischen Ideen und sozialen Utopien geprägt ist. Es geht um Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und nicht um die Wahrheit Jesu Christi.

Wenn die Kirche heute als Anwalt der Schwachen und Armen auftritt, einzig, um deren Lebensumstände zu verbessern, statt sie in den Himmel zu führen, hat sie ihre Mission aufgegeben. Die Vorstellung, dass Christus am Kreuz starb, um die Menschheit von der Sünde zu befreien und den Weg zum Himmel zu öffnen, wird vom modernen Christentum oft verwässert oder ganz fallengelassen. Im Gegensatz dazu ist die Logik des Evangeliums auf die beste Weise „weltfremd“, die man sich vorstellen kann: „[Christus] richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. / Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht“ (Lukas 6, 20-23).

Eine neue Religion?

Die entscheidende Frage lautet: Handelt es sich beim modernen Christentum um eine neue Religion? Wenn man nicht mehr von der Glückseligkeit im Jenseits spricht, vom Ziel der beseligenden Gottesschau im Himmel, wenn Sünde, Gnade, Umkehr und Heiligkeit nicht mehr vorkommen, Christus, das Kreuz, das Leiden und die wahre Religion keinen Rolle mehr spielen, handelt es sich um eine neue Religion. Wenn es nur noch um dieses Leben geht, das weltliche Glück, den Pursuit of Happiness und soziale Gerechtigkeit, dann sind wir mittendrin in der neuen Religion. Diese neue Religion kennt die Erbsünde nicht mehr, verneint die gefallene Welt und meint, sie brauche gar keine Erlösung. Die neue Religion ist die Religion des Menschen, der Kult des Menschen. Sie erniedrigt ihn, statt ihn zu erheben. Der Mensch wird auf seine sinnliche, soziale und materielle Existenz reduziert, auf seine Bedürfnisse, auf ein nacktes Tier, ein Zigeuner am Rande des Universums, der nur etwas Gemeinschaft und Menschlichkeit brauche.

Der Glaube, wie er von den Aposteln und Märtyrern verkündet wurde, ist etwas ganz anderes. Er fordert dazu auf, das Leben um Christi willen zu verlieren, um es zu gewinnen. Es geht um die Ausrichtung auf das ewige Leben. Es ist ein Glaube, der die Weisheit dieser Welt vollständig sprengt und sich ganz auf die Erlösung und das neue Leben in Christus konzentriert. Diese „alte Religion“ findet man in der Tradition und den überlieferten Gebeten der Kirche, im katholischen Glauben wie er immer war.

Angesichts dieser Entwicklung stehen Gläubige heute vor der Entscheidung, zu welcher Religion sie gehören wollen. Es ist eine Wahl zwischen der Wahrheit des apostolischen Christentums und einer neuen Religion, die die gefallene Welt verehrt und sich den Idealen der Moderne anpasst. Diese neue Religion mag allen Wohlstand bringen, das ewige Leben findet man dort nicht.

2 Kommentare

  1. Danke für den guten, traurigen, aber wahren Artikel.
    Im zweitletzten Absatz ist ein Fehler, da es „Der Glauben“ heißen muss und nicht „Das Glauben“.
    Wir müssen in dieser sehr schlimmen und bedrohlichen Zeit viel beten. Überall geschehen Dinge, die wirklich einen neuen und weltweiten Tyrannismus ankündigen im Zeichen der Demokratie, und die „Kirchen“ gehören einfach mit dazu. Man will Gleichschaltung aller Menschen und dabei ist der kleinste gemeinsame Nenner, das was die Menschen unter das Niveau von Tieren degradiert.
    Der Mensch ist vollkommen verloren, verhält sich unwürdig und er merkt es nicht und wir aggressiv, wenn man sein Gefühl bloßstellt, welches die Wirklichkeit nicht ersetzen kann.

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