Dienstag, 26. November 2024

Der heilige Bonaventura

Der Heinsberger Franziskaner Leonhard Lemmens schreibt über den hl. Bonaventura: „Heiliger, Kirchenlehrer, Kardinalbischof, … neben Thomas von Aquin der größte Theologe der Scholastik und der ‚Fürst unter allen Mystikern‘ (Leo XIII.).“ Die Dominikaner haben Thomas von Aquin, die Franziskaner Bonaventura.

Was ist der Unterscheid der beiden scholastischen Theologen? Auch hierzu äußert sich Lemmens klar: „Thomas ist der Lehrer der Schule, Bonaventura des praktischen Lebens; Thomas erleuchtet den Verstand, Bonaventura erwärmt das Herz; Thomas ist Analytiker, Bonaventura Synthetiker; Thomas ist der christliche Aristoteles, Bonaventura der treue Schüler des heiligen Augustinus.“

Thomas von Aquin habe auch deswegen mehr leisten können, weil er nicht „der Einsamkeit entrissen“ wurde, während Bonaventura „in eine Fülle von Geschäften und Sorgen gestürzt wurde, weshalb er ‚kein Bahnbrecher für die Entwicklung der Theologie‘ werden konnte.“ Sicherlich spielt bei solchen Vergleichen die Ordenskonkurrenz zwischen Dominikanern und Franziskanern eine große Rolle. Beide Orden sind Bettelorden, beide wurden zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründet und beide kämpfen um die theologische Deutungshoheit.

Der Unterschied zwischen Thomas und Bonaventura beschreibt auch sehr gut die unterschiedliche Frömmigkeit der beiden Bettelorden. Die Dominikaner waren die großen Prediger und Denker der katholischen Kirche, bevor die Jesuiten sie abgelösten. Die Franziskaner sind immer schon mehr mit der praktischen Nächstenliebe verbunden worden.

Bonaventura wurde 1221 als Johannes Fidanza im Latium (Italien) geboren. Als Kind erkrankte er schwer und wurde auf die Fürbitte des heiligen Franziskus geheilt. Franziskus ging davon aus, dass noch Gutes von Johannes zu erwarten sei, er eine gute Zukunft habe („bona ventura“), gleichzeitig wurde dies sein Spitzname. Eine von Bonaventuras großen Werken ist der Kommentar zu den Sentenzen von Petrus Lombardus. Diese Sentenzen und ihre Kommenatre waren vor der Summa von Thomas von Aquin die große theologische Referenz.

Als Ordensgeneral hat Bonaventura die Verfassung und Organisation des Franziskanerordens vollendet. Er schaffte es, die Anhänger strengster Armut mit den Vertretern eines milderen Lebensstils zu versöhnen. Bonaventura trug maßgeblich dazu bei, dass Tebaldo Visconti zum Papst (Gregor X.) gewählt wurde. Bonaventura starb während seiner Teilnahme am Zweiten Konzil von Lyon, am 15. Juli 1274, nachdem er sich für die Wiedereinigung der „orthodoxen“ und der katholischen Kirche eingesetzt hatte.

Der Festtag von Bonaventura ist der 14. Juli.

Literatur:

Lemmens, Leonhard, Bonaventura, in: LThK 2 (1931). Sp. 447 f.

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