Donnerstag, 21. November 2024

Mein „Schott“

In diesen dunklen Zeiten hoffen wir auf die Strahlkraft des ewigen Lichtes, vertrauen uns dem Glanz der Wahrheit an, den auch die größte Finsternis, die diese Erde bedecken mag, nicht verdecken kann. Gegenwärtig ist uns Christus im Allerheiligsten Sakrament des Altares, in der Feier der heiligen Geheimnisse – und wir können nichts Größeres, nichts Schöneres tun, als gläubig die Knie zu beugen vor der konsekrierten Hostie und, in rechter Weise disponiert, die Kommunion kniend zu empfangen. Die römisch-katholische Liturgie spricht von dieser Schönheit, die Geschenk und Geheimnis ist.

Erzählen möchte ich von einem kostbaren Fundstück, das auf mich gewartet zu haben schien – in einem Bücherschrank, in der Kirche, in der ich getauft wurde. Diese Ausgabe hatte ich noch nicht, es ist der „Schott“, und zwar: „Das vollständige Römische Meßbuch“, das die Erzabtei Beuron 1926 in erster Auflage herausgegeben hat – mittlerweile ein Sammlerstück. Und vor allem: ein wahrer Schatz für Beter, die im Glauben der Kirche aller Zeiten und Orte verwurzelt sind. Kardinal Joseph Ratzinger berichtet 1997 in „Aus meinem Leben“ über seine Erfahrungen mit dem Schott, mit dem „vollständigen Meßbuch“: „Jede neue Stufe im Zugehen auf die Liturgie war ein großes Ereignis für mich. … Es war ein fesselndes Abenteuer, langsam in die geheimnisvolle Welt der Liturgie einzudringen, die sich da am Altar vor uns und für uns abspielte.“ Mit diesem Schott, der nun vor mir liegt, hat auch der junge Joseph Ratzinger die Liturgie der Kirche für sich erkundet. Ich dachte lange daran: Dieser Schott fehlt mir noch.

Nun habe ich auch das Messbuch in jener Ausgabe, die den verstorbenen Papst Benedikt XVI. sein langes Leben hindurch begleitet hat. Er schreibt weiter über die Liturgie: „Immer klarer wurde mir, daß ich da einer Wirklichkeit begegnete, die nicht irgend jemand erdacht hatte, die weder eine Behörde noch ein großer einzelner geschaffen hatte. Dieses geheimnisvolle Gewebe von Text und Handlungen war in Jahrhunderten aus dem Glauben der Kirche gewachsen. … Nicht alles war logisch, es war manchmal etwas verwinkelt und die Orientierung gewiß nicht immer leicht zu finden. Aber gerade dadurch war dieser Bau wunderbar und war er eine Heimat.“ (Joseph Kardinal Ratzinger: Aus meinem Leben. Erinnerungen (1997). Stuttgart 1998, 23) Dieses Messbuch befindet sich nun neben meinen anderen Ausgaben des Schott, die ich ererbt habe oder die mir überlassen wurden – und die zu den wichtigsten, schönsten Büchern gehören, die ich besitze und die ich selbst eines Tages werde vererben dürfen. Anselm Schotts Messbücher sind Lese-, ja Lebensbücher, die uns in lateinischer und deutscher Sprache vertraut machen mit dem Schatz der Liturgie, den wir in gotteskindlicher Treue achten, ehren und lieben mögen und für den wir dankbar sein dürfen unser ganzes Leben hindurch. Im Anhang findet sich ein Reichtum an Gebeten und Betrachtungen, die wir nach der heiligen Kommunion leise sprechen oder über die wir auch im stillen Kämmerlein nachdenken können.

Mir geht eine geistliche Betrachtung des heiligen Kirchenvaters Ambrosius nach, welche ich gerne mit Ihnen teilen, darum Ihnen mitteilen und zur Betrachtung ans Herz legen möchte: „In Christus besitzen wir alles. Jede Seele nahe sich Ihm … eine jede steht unter der Gewalt des Herrn. Christus ist unser Alles. Willst du eine Wunde heilen – Er ist der Arzt; wirst du von Fiebern erhitzt – Er ist die Quelle; wirst du von Sündenschuld bedrückt – Er ist die Rechtfertigung; brauchst du Hilfe – Er ist die Kraft; fürchtest du den Tod – Er ist das Leben; verlangst du nach dem Himmel – Er ist der Weg; fliehest du die Finsternis – Er ist das Licht; suchest du die Speise – Er ist die Nahrung. Darum kostet und seht, wie lieb der Herr ist.“

Achten und ehren wir die heilige Liturgie darum allezeit und verehren wir gläubig, in Liebe und Treue, in Demut und Dankbarkeit, das Allerheiligste Sakrament. Unsere Berufung ist Anbetung. Wir wollen Christus dienen – dem König, dem Herrn. Wer mehr über diesen Dienst, zu dem Sie und ich berufen sein könnten, wissen möchte, der höre sich den Podcast von Pater Engelbert Recktenwald dazu an.

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