Am kommenden Sonntag, den 31. Oktober, begeht die katholische Kirche in der überlieferten Messe das Christkönigsfest. Als Grund, warum dieses Fest gerade am letzten Sonntag im Oktober gefeiert werden soll, gab Pius XI. in seiner Enzyklika ‚Quas Primas‘, mit welcher er das Christkönigsfest einführte, Folgendes an:
„Der letzte Sonntag im Oktober scheint Uns schließlich mehr als jeder andere für diese Feier geeignet zu sein, weil mit ihm der Kreislauf des liturgischen Jahres sozusagen abgeschlossen ist. So erfahren die im Verlaufe des Jahres gefeierten Geheimnisse des Lebens Jesu Christi durch das Christkönigsfest gleichsam ihre Vollendung und ihre Krönung; und ehe wir die Glorie aller Heiligen feiern, verherrlichen Wir den, der in allen Heiligen und Auserwählten triumphiert.“[1]
Dass das Christkönigsfest unmittelbar vor Allerheiligen gefeiert wird, versinnbildlicht also prägnant das katholische Verständnis von der Kirche als dem mystischen Leib Christi. Denn wie schon weder der natürliche Leib als Ganzer noch seine einzelnen Glieder ohne das Haupt existieren können, so können auch weder die Glieder des mystischen Leibes Christi noch dieser Leib als Ganzer ohne das Haupt, welches Christus ist, existieren. (Hier muss freilich ergänzt werden, dass die Abhängigkeit des mystischen Leibes von Christus als Haupt noch viel einseitiger ist, als es beim natürlichen Leib der Fall ist, denn Christus könnte im Gegensatz zum Haupt des natürlichen Leibes ohne weiteres auf seinen mystischen Leib verzichten, einzig er will nicht darauf verzichten.) Und wie beim natürlichen Leib alle Glieder vom Haupt aus gesteuert werden und die Werke der Glieder auch nur dann gelingen können, wenn sie dem Haupt folgen, so ist es ganz analog auch beim mystischen Leib Christi der Fall. Dies bezeugt unser Herr selbst, wenn er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15,5)
Jeder Mensch hat von Gott dasselbe übernatürliche Endziel bekommen: Die glückselige Schau im Himmel. Und jeder Mensch kann dieses Endziel nur dann erreichen, wenn er sich in diesem Leben durch den Glauben und die Liebe mit Christus als seinem Haupt vereinigt und Frucht bringt. Denn wie Christus es selbst gesagt hat: „Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er [Anm.: der Vater] weg, und jede die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe.“ (Joh 15,2) Und: „Bleibt in mir; und ich bleibe in euch. Wie die Rebe nicht von sich aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.“ (Joh 15,4) Wir können also nur dann unser Ziel erreichen, wenn wir im Leben mit Christus dem Haupt vereinigt sind und es auch durch den Tod hindurch bleiben. Und Christus selbst sagt uns, wie wir mit ihm durch Glaube und Liebe vereinigt bleiben: „Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe.“ (Joh 15,9)
Die Heiligen haben ihr himmlisches Ziel erreicht, weil sie durch Glaube und Liebe mit Christus dem Haupt vereinigt waren und es durch den Tod hindurch blieben, weil sie den Anordnungen des Hauptes treu gefolgt sind und so die Gnade, welche ihnen vom Haupte aus zukam, fruchtbar haben werden lassen. Alle anderen hingegen, welche sich dieser Führung stur widersetzen, werden auf ewig die Strafen der Hölle zu erdulden haben.
Damit sollte die herausragende Bedeutung, die dem Haupt Christus für den mystischen Leib zukommt, zumindest ansatzweise dargetan sein. Und dieser herausragenden Bedeutung wird man am besten dadurch gerecht, wenn man Christus als König bezeichnet.
Man kann daraus unschwer erkennen, dass das Königtum Christi vor allem die geistigen Belange betrifft. Allerdings würde sich, um Pius XI. das Wort zu übergeben, „derjenige schwer irren, der Christus als Mensch die Macht über alle zeitlichen Dinge absprechen wollte. Denn er hat vom Vater ein so unumschränktes Recht über alle Geschöpfe bekommen, daß alles seinem Willen unterstellt ist. […] Es ist eine Forderung seiner göttlichen Würde, daß die ganze menschliche Gesellschaft sich nach den christlichen Grundsätzen richte, sowohl in der Gesetzgebung und in der Rechtsprechung, wie auch in der Heranbildung der Jugend zu gesunder Lehre und zu sittlicher Unbescholtenheit.“[2]
Warum aber Christus nicht nur ein Königtum in geistigen Belangen zukommt, sondern dieses Königtum mit logischer Konsequenz ein universales ist, welches sich auch auf alle öffentlichen Subjekte und Institutionen erstreckt, darüber versucht das nachfolgende Video von Certamen DE Aufschluss zu geben.
[1] Pius XI., Quas Primas, zitiert nach: Rohrbasser, Anton (Hg.) Heilslehre der Kirche. Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., Nr. 98.
[2] Pius XI., Quas Primas, zitiert nach HK, Nr. 78 und 101.