An Kuriositäten mangelt es auf dem sog. „Synodalen Weg“ nicht. Bischof Dr. Georg Bätzing – etwa möchte in der Kirche „mehr Demokratie wagen“. Ganz demokratisch endete die „Synodale Vollversammlung“ am 2. Oktober 2021. Diese konnte noch ihre Beschlussunfähigkeit feststellen und musste dann abgebrochen werden. Zu viele Mitglieder waren längst abgereist. Ein weiterer Höhepunkt war sicher, dass eine knappe Mehrheit der Delegierten tags zuvor befunden hatte, dass über die Abschaffung des sakramentalen Priesteramtes vertieft nachgedacht und debattiert werden müsste. Zeitgleich wurde die Zulassung von Frauen für das Priesteramt gewünscht.
Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer – ein aufrechter, treuer Streiter für das Evangelium Jesu Christi, für den Glauben und die Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte – hat das neulich pointiert formuliert: „Interessanterweise will beim Synodalen Weg eine knappe Mehrheit darüber diskutieren, ob es das Priesteramt überhaupt braucht. Gleichzeitig soll es für Frauen geöffnet werden.“
Es gibt aber nicht nur die bunten, kunterbunten Debatten auf dem „Synodalen Weg“. Bischöfe, Theologen und Weltchristen zeigen durch ihre Beiträge in einem neu publizierten Band anschaulich, dass die Erneuerung der Kirche in Christus nichts mit der Transformation von institutionellen Strukturen zu tun hat. Auf dem „Synodalen Weg“ sollte es nicht um Kirchenpolitik gehen, sondern um die Frage nach Gott und die Verkündigung des Glaubens in der Welt von heute. Wie das gelingen könnte, das zeigen bekannte Theologen wie Helmut Hoping, Christoph Ohly und Karl-Heinz Menke auf. Marianne Schlosser spricht explizit darüber, warum die Kirche keine Frauen weihen könne. Sie empfiehlt die Gottesmutter als Vorbild: „Maria ist das Urbild des begnadeten Menschen, der vollkommenen Glaubensantwort, das Urbild der Heiligkeit. Genau darum geht es in der Kirche und für jedes ihrer Glieder. Ämter sind sekundär. … Warum aber kann dieses Sakrament nicht einer Frau übertragen werden? Zu einem Sakrament gehört die Einsetzung durch Christus, das heißt die Verknüpfung eines sichtbaren Gegenstands oder Vollzugs mit einer neuen Bedeutung und einer von Christus selbst verbürgten Wirkung.“
Dass die Kirche die Priesterweihe von Frauen verbindlich ausgeschlossen hat, ist mitnichten also eine fixe Idee aus Rom, sondern geht auf das Evangelium zurück. Marianne Schlosser rät darum, nicht die „Argumentation“ der Kirche zu kritisieren, sondern die eigenen „Denkvoraussetzungen“ kritisch zu überprüfen. Für alle Themen, die in dieser Zeit wieder breit diskutiert werden, empfiehlt der Freiburger Dogmatiker und Liturgiewissenschaftler Helmut Hoping, nicht die „Lebenswirklichkeit“ als „Fundament der Theologie“ zu begreifen. Das wäre ein folgenreiches Missverständnis: „Die Stimme unserer Zeit darf nicht einfach mit der Stimme oder dem Willen Gottes gleichgesetzt werden.“ Manfred Gerwing, Dogmatiker in Eichstätt, bekräftigt: „Der antirömische Affekt, historisch von weither begründet, muss endlich auch in Deutschland überwunden werden.“
Schwester Theresia Mende OP verweist auf ein elementares Problem der Kirche in Deutschland. Die „Gotteskrise“ werde übersehen. Die „Mehrheit der Christen“ lebte so, „als ob es Gott nicht gäbe“. Schwester Theresia wirbt für das Gebet. Auf die Frage, wie Berufung vernommen würde, antwortet sie: „Nur in der ganz persönlichen Begegnung mit Jesus, einer Begegnung von Herz zu Herz, wo der Funke überspringt und die totale, bedingungslose Hingabe zum einzigen Gegenstand meiner Sehnsucht wird. … Für mich war der zündende Kern meiner Berufung zum Ordensleben eine ergreifende Begegnung mit Jesus in der Eucharistie, die ich bis heute nicht vergessen kann.“ Ja, wir müssen wieder neu und immer mehr lernen, aus der Eucharistie zu leben und mit den Augen Marias auf Christus zu schauen, hier und heute.
Dieses kostbare Buch verweist auf die Mitte des Glaubens und das Herz der Kirche. Allen Klerikern und Ordensleuten, besonders den Bischöfen, sei dieser Band zur Lektüre empfohlen. Aus dieser geistlich wie theologisch reichhaltigen Quelle neue Kraft schöpfen in einem nicht immer einfachen Alltag können alle gläubigen Katholiken und einfache Arbeiter im Weinberg des Herrn – so zum Beispiel auch Sie und ich.
Christoph Binninger, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Karl-Heinz Menke, Christoph Ohly (Hg.)
Kritische Beleuchtung des Synodalen Weges
Verlag Friedrich Pustet, 2021
262 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-7917-3288-6