In der Tradition werden am 9. Juli die Märtyrer Thomas Morus und John Fisher gefeiert.
Thomas Morus wurde am 6. Juli 1535 hingerichtet. Über seinen Prozess und seine Hinrichtung gibt es historische Quellen. Anhand dieser Quellen in der Morus-Biographie von Peter Ackroyd werden Prozess und Hinrichtung wiedergegeben.
Am 1. Juli 1535 wird Thomas Morus in der Westminster Hal der Prozess gemacht.
Der Herzog von Norfolk (Thomas Howard) klagt Thomas Morus an, er habe den König schwer beleidigt und fragt, ob Morus seine Meinung widerrufen werde.
Thomas Morus sagt einige Worte und bittet dann wegen seiner langen Haft im Tower of London um einen Stuhl. Dann sagt er: „Ich plädiere auf nicht schuldig … Ich antworte, dass mich für mein Schweigen weder euer Recht noch irgendein anderes Recht verurteilen kann.“
Der Anwalt des Königs sagt, er halte dieses Schweigen für eine „Demonstration einer korrupten und perversen Natur, bösartig und mürrisch gegen das Recht“.
Thomas Morus antwortet: „Wahrlich, wenn die Regel und die Maxime des zivilen Rechts gut wären, rechtmäßig und zutreffend, dann Qui tacet, consentire videtur [Wer schweigt, scheint zuzustimmen], dies, mein Schweigen, impliziert … eher eine Bestätigung … als eine Verachtung des Rechts.
Nach längeren Ausführungen von Morus und dem Anwalt des Königs ruft der Anwalt Master Richard Rich nach vorne. Rich soll über den Gehalt eines Gesprächs mit Thomas Morus im Tower von London berichten. Der Inhalt der Aussage von Richard Rich ist in den behandelten Quellen nicht überliefert. Aber Thomas Morus beschuldigt ihn des Meineids: „In gutem Glauben, Master Rich, dein Meineid ist mir ein größeres Leid als meine eigene Gefahr.“ Morus macht geltend, dass er sich niemals Master Rich anvertraut hätte, einem Mann, der den Ruf habe, so wenig Wahrheit zu besitzen.
Der Höfling Sir Richard Wouthwell bittet die Jury festzustellen, ob Sir Thomas Morus mit Sir Richard Rich in der Angelegenheit gesprochen habe, für die er angeklagt ist. Die Jury zieht sich für 15 Minuten zurück. Dann fragt Wouthwell, ob die Jury Thomas Morus für schuldig befinde.
Thomas Morus wendet ein: „Meine Lords, als ich Recht sprach, war der Umstand in solchem Fall, den Gefangenen vor dem Urteil zu fragen, warum das Urteil nicht gegen ihn gefällt werden sollte.“
Der Richter Sir Thomas Audley fragt daraufhin Thomas Morus: „Was hast du dann Gegenteiliges zu sagen?“
Thomas Morus antwortet: „Meine Lords, weil ich sehe, dass Sie entschlossen sind, mich zu verurteilen, Gott weiß wie („God knoweth howe“), werde ich nun mein Gewissen entlasten und offen und frei über die Anklage sprechen. Insofern als, meine Lords, die Anklage direkt den Gesetzen Gottes widerspricht und seiner heiligen Kirche … möge kein zeitlicher Prinz es wagen irgendein Gesetz an sich zu reißen, das rechtmäßig zum Stuhl Petri gehört. Eine geistliche Vorrangstellung wurde vom Mund unseres Erlösers selbst, als er persönlich gegenwärtig war, hier auf Erden, nur dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern … als besonderes Privileg gewährt. Es ist deshalb vom Gesetz her unter Christen unzulässig einen Christen [so wie hier] zu beschuldigen … Das Königreich England möge nicht den Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl von Rom verweigern, so wie ein Kind nicht den Gehorsam gegen seinen eigenen natürlichen Vater zurückweist.“
Der Herzog von Norfolk antwortet: „Jetzt sehen wir klar, dass du bösartig bist.“
Thomas Morus: „Nein, nein, bloß die pure Notwendigkeit zur Entlastung meines Gewissens zwang mich, so viel zu sagen … Wie auch immer, nicht so sehr wegen der Frage des Supremats sucht ihr mein Blut, als vielmehr dafür, dass ich nicht der Ehe zustimme.“
Richter Thomas Audley fragt den Vorsitzenden Richter Lord Fitzjames nach dem Urteil. Thomas Morus wird schuldig gesprochen.
Thomas Morus gibt ein letztes Statement ab: „…Also, ich vertraue sehr darauf und bete dafür, dass, obwohl eure Lordschaften jetzt hier auf Erden Richter meiner Verurteilung sind, wir uns alle im Himmel wiedersehen werden, zur ewigen Erlösung und auf diese Weise verlange ich, dass der allmächtige Gott die Majestät des Königs bewahrt und verteidigt und ihm guten Rat sendet.
Am 6. Juli 1535 wird Thomas Morus zum Scharfrichter geführt. Er bittet die Menge für ihn zu beten und sagt, er sterbe als guter Diener des Königs aber zuerst als Diener Gottes. Dann kniet Morus nieder und betet Psalm 51: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld“. Der Scharfrichter erscheint. Thomas Morus küsst ihn und soll gesagt haben: „Du gibst mir heute einen größeren Gewinn als mir jeder andere sterbliche Mann geben kann … Hab keine Angst, dein Amt auszuführen. Mein Hals ist sehr kurz, gib daher Acht, dass du nicht schief triffst zur Rettung deiner Rechtschaffenheit.“
Dann wird Thomas Morus enthauptet.
Die Quellen sind der der Biographie verarbeitet: Ackroyd, Peter, The Life of Thomas Morus, London 1998. Übersetzung: Cathwalk. Das Buch kann hier erworben werden: https://www.st-stephani-verlag.de/