Die Kirchenprotestbewegung „Maria 2.0“ hat immer wieder an die „Heilige Geistkraft“ appelliert, erinnern Sie sich? Was immer das sein mag, diese Sprachfigur hat Eingang in die „Handreichung für eine geschlechtersensible Sprache im Bistum Hildesheim“ gefunden (in Abschnitt 19, für alle, die es nachlesen möchte) und dort den Heiligen Geist ersetzt. Neuerdings wird die „normative Kraft des Faktischen“ beschworen.
Die auch durch den „Synodalen Weg“ und eine Publikation über die Berufung von Frauen zu Weiheämtern bekanntgewordene Rüdesheimer Benediktinerin Schwester Philippa Rath hat sich in einem Gespräch mit dem „Deutschlandfunk“ ebenso wie Bischof Dr. Heiner Wilmer zur „normativen Kraft des Faktischen“ bekannt.
Die Benediktinerin wiederholt in dem Gespräch, was mittlerweile weithin bekannt ist: „Wir möchten und haben als Ziel, dass Frauen an allen Ämtern der Kirche teilhaben können und dass sie genauso Priester werden können, Priesterin werden können wie die Männer.“ Ebenso fordert sie, dass die „deutsche Kirche“ energisch in Rom auftreten solle, „dass sich die kirchliche Lehre ändert“, denn die „kirchliche Lehre“ sei ja „kein Betonklotz“ und damit veränderbar. Das meint Philippa Rath, in aller Freiheit. Wer die Handreichung aus dem Bistum Hildesheim bedenkt, kann mit Blick auf die dort beschworene „Heilige Geistkraft“ sagen: Schafft eine neue Sprache eine neue Wirklichkeit? Ja, menschliche Sprache lässt sich beliebig verändern und gestalten. Aber glauben Sie, dass unsere Sprache auch nur den geringsten Einfluss auf den dreifaltigen Gott besitzt?
Schwester Philippa Rath wird im Interview zudem gefragt: „Schwester Philippa, Katholikinnen haben in den letzten Wochen in katholischen Kirchen gepredigt. Sollten sich Frauen – übrigens durchaus auch im Interesse von Männern – die Kirche durch solche vollendeten Tatsachen aneignen?“ Freimütig erwidert sie: „Das kann man so sagen. Es gibt ja das berühmte Wort der normativen Kraft des Faktischen. Wenn man etwas tut und oft genug tut, dann wird es irgendwann zur Normalität. Aber nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, wir sollten schon darauf dringen, dass zum Beispiel Predigterlaubnis für Frauen verankert wird im Kirchenrecht, dass sie Sakramente spenden können. Aber es ist ein Weg dahin und mir ist es immer sehr wichtig: Es geht nicht nur um Rechte für Frauen, sondern es geht darum, dass die Kirche als Ganzes gewinnen würde, wenn Männer und Frauen gemeinsam in dieser Kirche sie gestalten, sie leiten und in die Zukunft führen würden.“ Sind Sie davon überzeugt? Ich nicht.
Über alles Mögliche wird gesprochen, nur die Frage nach Gott kommt nicht vor. Und ich möchte nicht, dass ich die Kirche nach meinen Meinungen und Privatideen gestalte, sondern dass die Kirche mich gestaltet – und meine Meinungen und Privatideen korrigiert. Zudem vertraue ich darauf, dass Gott Seine Kirche führt. Die Berufung des Christen liegt weder in einem Amt noch in irgendwelchen Machtpositionen, sondern in der Heiligkeit. Benedikt XVI. sagte bei der Gebetsvigil am 24. September 2011 in Freiburg:
„Liebe Freunde, immer wieder ist das Bild der Heiligen karikiert und verzerrt worden, so als ob heilig zu sein bedeute, weltfremd, naiv und freudlos zu sein. Nicht selten meint man, ein Heiliger sei nur der, der asketische und moralische Höchstleistungen vollbringe und den man daher wohl verehren, aber im eigenen Leben doch nie nachahmen könne. Wie falsch und entmutigend ist diese Meinung! Es gibt keinen Heiligen, mit Ausnahme der seligen Jungfrau Maria, der nicht auch die Sünde gekannt und niemals gefallen wäre. Liebe Freunde, Christus achtet nicht so sehr darauf, wie oft wir im Leben straucheln, sondern wie oft wir mit seiner Hilfe wieder aufstehen. Er fordert keine Glanzleistungen, sondern möchte, daß Sein Licht in euch scheint. Er ruft euch nicht, weil ihr gut und vollkommen seid, sondern weil Er gut ist und euch zu seinen Freunden machen will. Ja, ihr seid das Licht der Welt, weil Jesus euer Licht ist. Ihr seid Christen – nicht weil ihr Besonderes und Herausragendes tut, sondern weil Er, Christus, euer, unser Leben ist. Ihr seid heilig, wir sind heilig, wenn wir seine Gnade in uns wirken lassen.
Liebe Freunde, an diesem Abend, an dem wir uns im Gebet um den einen Herrn versammeln, ahnen wir die Wahrheit des Wortes Christi, daß die Stadt auf dem Berg nicht verborgen bleiben kann. Diese Versammlung leuchtet im mehrfachen Sinn des Wortes – im Schein unzähliger Lichter, im Glanz so vieler junger Menschen, die an Christus glauben. Eine Kerze kann nur dann Licht spenden, wenn sie sich von der Flamme verzehren läßt. Sie bliebe nutzlos, würde ihr Wachs nicht das Feuer nähren. Laßt es zu, daß Christus in euch brennt, auch wenn das manchmal Opfer und Verzicht bedeuten kann. Fürchtet nicht, ihr könntet etwas verlieren und sozusagen am Ende leer ausgehen. Habt den Mut, eure Talente und Begabungen für Gottes Reich einzusetzen und euch hinzugeben – wie das Wachs einer Kerze – damit der Herr durch euch das Dunkel hell macht. Wagt es, glühende Heilige zu sein, in deren Augen und Herzen die Liebe Christi strahlt und die so der Welt Licht bringen. Ich vertraue darauf, daß ihr und viele andere junge Menschen hier in Deutschland Leuchten der Hoffnung seid, die nicht verborgen bleiben. »Ihr seid das Licht der Welt.« Wo Gott ist, da ist Zukunft!“
So ist es, so und nicht anders. Und eine Bemerkung zum Schluss: Schwester Philippa Rath spricht von der „deutschen Kirche“, nun denn. Zur „deutschen Kirche“ möchte ich nicht gehören. Also bekenne ich mich im Credo zu der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche – und Sie?
Danke für diesen klaren und nüchternen Artikel.
Für mich im Moment deshalb soooo wichtig und tröstlich, da ich den Weg zur Katholischen Kirche „zurück“gehe .. obwohl ich leider nie wirklich darin beheimatet war.
Auch ich möchte nicht zu einer „deutschen“ Kirche gehören – gab es diesen Versuch nicht schon einmal? – und wenn ich jetzt entdeckend, immer wieder lese, was Papst Benedict XVI gesagt hat, bin ich zutiefst bewegt und zutiefst beschämt, wie sehr ich dagegen war .. das war ein großer Irrtum …
Liebe Jutta, freut mich, dass mein Artikel Sie gestärkt hat. Die Klarheit und Nüchternheit sollten wir uns in dieser oft so konfus anmutenden Zeit bewahren.
Wir tragen und stehen einander bei im Glauben, in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, so denke ich, so hoffe ich, die alle Zeiten und Orte umschließt. Spaltungen hat es immer wieder gegeben, eigentlich seit den Anfängen; und wir wollen hoffen und beten, dass die Kirche in Deutschland nicht ihre Orientierung verliert.
Sie finden weitere Texte von und zu Benedikt XVI. auf der Website „benedictusxvi.org“, die vom Institut Papst Benedikt XVI. und der Stiftung der Tagespost getragen wird, vielleicht auch für Ihren eigenen Pilgerweg, in dieser nicht einfachen Zeit eine Wegweisung schenken kann. Darauf kann ich nur empfehlend verweisen.