Wer kein Frühaufsteher ist, hat das Nachsehen. Die Damenstiftskirche St. Anna, eine Barock-Kirche im Herzen Münchens, ist schlicht zu klein für die große Schar der Katholiken, die jeden Sonntag zur Alten Messe gehen.
Seit Corona gibt es drei Messen am Sonntag. Vorher war um 9:30 Uhr Hochamt und das hieß: Des Frommen Pünktlichkeit ist 30 Minuten vor der Zeit. Sonst musste man stehen oder vielleicht sogar wieder gehen und um 18:00 Uhr Asyl im Alten Peter suchen, ad orientem, non Tridentum.
Unter den regelmäßigen Messbesuchern in der Damenstiftskirche findet man jedes Alter, vom Baby bis zum Greis und auch verschiedene Frömmigkeitsypen: Es gibt typische „Alte-Messe-Only-Katholiken“, die nur zur Alten Messe gehen und alles in „Alte Messe“ und „Novus Ordo“ einteilen – selbst die Beichte. Dann gibt es „Bi-Ritualisten“, denen vor allem die Gültigkeit einer Messe wichtig ist, „Auf-der-Suche-Katholiken“, die noch nicht ganz ihre Frömmigkeit gefunden haben, junge Konservative oder Neureiche, die die Alte Messe zu ihrem Lifestyle machen und „chic“ auftreten wollen und die ganz Frommen, welche mehr als gewöhnlich knien, sich oft bekreuzigen und schon halb der Welt entschwunden sind. Die ganz Normalen sind auch zu finden, aber nicht zu beschreiben.
Das Schöne an der Damenstiftskirche ist, dass sie den vollständigen katholischen bietet und nicht aus Angst einen Rückzieher macht. Vor allem der kleine Schriftenstand ist eine große Freude für jeden, der die volle Dosis will. Dort gibt es Schriften über den Herz-Mariä-Sühnesamstag. Ein lautes „Großartig!“, ist die einzig angemessene Reaktion auf dieses katholische Selbstbewusstsein. Wer braucht noch neocons, die den Weltjugendtag mit „Woodstock“ vergleichen, wenn man „the real thing“ bekommt?
Der vollständige katholische Glaube, die Alte Messe, Frömmigkeit, Sühne und Selbstbewusstsein – all das bietet die Damenstiftskirche und Dank München ist beten und Bier nicht Gegensatz, sondern Gebot. Freue dich, o Christenheit! Kein Ausschlafen ist die Heilige Messe wert.