Das Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) definiert Tradition so: „Tradition im allgemeinen ist die auf Grund der autoritativen Bürgschaftsleistung der katholischen Kirche auf uns gekommene Summe der übernatürlichen Wahrheiten und Einrichtungen, die auf Christus als den gottmenschlichen Gründer der christlichen Religion und auf die Apostel als Urzeugen der Gründung und Beauftragte Christi zurückzuführen sind (t. objectiva).“
Die katholische Kirche ist ihrem Wesen nach Fortsetzung des Erlösungswerkes Christi. Sie beruht auf der Stiftung des Herrn und auf der dauernden Leitung des Heiligen Geistes. Es ist dem Wesen der Kirche selbst gegeben, dass vor allem die Fülle der Heilswahrheiten und Heilsmittel Christi durch göttlichen Beistand in ihr überliefert und erhalten werde.
Dadurch ist die Tradition „die eigentliche Befreiung des Menschen von jeder unmaßgeblichen Spekulation und subjektiven Deutung bezüglich des uns geschenkten Offenbarungsgutes, ist gesunde Hinwendung zu wirklichkeitsnaher Gotteserkenntnis und hält den „schweifenden Menschengeist in der ‚Hörigkeit‘ gegenüber dem authentischen göttlichen Offenbarungswort“ (LThK).
Vom allgemeinen Traditionsbegriff ist der engere Traditionsgriff zu unterscheiden, der die Tradition als mündliche Glaubensquelle an die Seite der Schrift stellt. Schrift und mündliche Glaubensquelle zusammen bezeugen erst die ganze christliche Offenbarung. Der ursprüngliche Traditionsbegriff machte keinen Unterschied zwischen schriftlicher und mündlicher Offenbarung. Erst die Reformatoren berufen sich auf ein „isolierteres Schriftwort“ (LThK) und erzwingen durch diese unmögliche Berufung eine Unterscheidung zwischen Schrift und Tradition. So wurde nach dem Konzil von Trient Tradition als „Summe jender Glaubenswahrheiten verstanden, die nicht in der Heiligen Schrift enthalten, aber legitimer Teil der kirchlichen Lehrsumme sind“ (LThK).
Der „Grundriss der katholischen Dogmatik“ (Ott) lehrt, das es zwei Offenbarungsquellen gibt: die Heilige Schrift und die Tradition.
Der Katechismus von Pietro Gasparri lehrt: „Unter ‚mündlicher Überlieferung‘ oder ‚Tradition‘ versteht man den Inbegriff der geoffenbarten Wahrheiten, die von den Aposteln aus dem Munde Christi selber oder durch Mitteilung des Heiligen Geistes empfangen, gleichsam von Hand zu Hand weitergegeben und in unterbrochener Folge in der katholischen Kirche aufbewahrt wurden und so bis auf uns gelangten.“
Den Gesamtinhalt aller geoffenbarten Wahrheiten nennt man Glaubensgut (depositum fidei).
Quellen und Literatur:
GASPARRI, Pietro, Der Katechismus katholische Katechismus, Deutsche Übersetzung von 1932, Nachdruck, München 1974.
OTT, Ludwig, Grundriss der katholischen Dogmatik, Freiburg 2. Auflage 1954.
RANFT, Joseph, Tradition, in: LThK 10 (1. Auflage 1938).
Ist die Frage jetzt endgültig beantwortet oder kommt da noch was ??
Ihre Quellen sind Schriften aus den 1930er Jahren! Neuere kennen Sie nicht oder wollen Sie nicht heranziehen? Als wenn in den letzten 80 Jahren nicht neue Erkenntnisse und Einsichten entstanden wären? Menschen, welche die Gegenwart ausklammern, sind für mich keine guten Ratgeber, wenn es um die Kirche geht. Schade!
Sie scheinen nicht zu verstehen, was Tradition ist.