Moderne Theologie hat zwei Grunddogmen: den „ewigen Dialog“ und die „Moderne“. Sie hat den Thomismus abgeschafft und an seine Stelle den Menschen mit seinen Fragen gesetzt. Es ist ein Konzept, bei dem es nicht mehr um Metaphysik und Wahrheit, sondern um „Lebenswirklichkeit“ gehen soll. Das ist nicht zu verwechseln mit dem großen Werk aus der Antike, den Confessiones – den Bekenntnissen von Augustinus. Augustinus stellt alle menschlichen Fragen, seine Theologie ist betend, weinend, schreiend, flehend, voller Sehnsucht und Herzschmerz – aber er kennt Antworten: Seinem Herzen steht eine Ruhestatt offen, wo es nur zu finden und nicht mehr zu suchen hat. Seine Antwort ist Gott: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott“.
Moderne Theologie kennt keine Antworten. Sie macht den Menschen zum Anfang und Ziel der Theologie, gleichsam zum alleinigen Forschungsgegenstand, so als könne man nichts mehr über Gott sagen, sondern nur noch etwas über den Menschen. Wie konnte es soweit kommen? Die Infragestellung der traditionellen Theologie beginnt im Zeitalter der Aufklärung und setzt sich seitdem fort. Heute, im Zeitalter des Atheismus, sind noch mehr katholische Theologen vom Gottestod befallen. Das merkt man daran, welche Fragen in ihren Köpfen herumspuken: „Kann man nach Kant noch von Gott reden?“ „Kann man nach Darwin noch von Schöpfung reden?“ „Kann man nach Freud noch von Willensfreiheit reden?“ – Als hätte es in der Antike keine Anfragen als Christentum gegeben, als wäre erst im 18. Jahrhundert der Ball rund geworden.
Die traditionelle Theologie wird in Frage gestellt und über Bord geworfen. Man sucht lieber den „zwischenmenschlichen Dialog“, statt klar zu antworten. So, als gäbe es keine Wahrheit, so als könnte man, wenn genug mit anderen redet, den ewigen Frieden finden. So, als seien wir alle nur auf der Suche nach dem einigenden Karma, als sei das Leben eine Ringparabel ohne Ende, in der entfremdete Menschen zueinander suchten, um am Ende Kumbaya zu singen … In Wirklichkeit macht man sich lächerlich und kommt nirgendwo an.
Respekt hat man vor Menschen mit Charakter, nicht vor solchen mit Unsicherheit. Und Unsicherheit ist die Grundstimmung der modernen Theologie. Sie traut sich selbst nicht. Sie unterwirft sich stattdessen allen anderen Disziplinen, nimmt deren Thesen als ewige Wahrheiten an und verleugnet sich selbst.
Dabei braucht Theologie gar keine Minderwertigkeitskomplexe zu haben. Solange sie mit ihren Methoden und Inhalten arbeitet. Damit scheidet moderne Theologie, die nur im Dialog bleiben will und keine Antworten kennt, bereits aus. Wissenschaftlich hingegen ist die traditionelle Theologie mit ihrer scholastischen Methode.
Natürlich hat die Theologie dabei Annahmen, nämlich dass man wahre Aussagen über Gott treffen kann und zwar durch Vernunft und Offenbarung (Erstes Vatikanisches Konzil, Dei Filius). So kommt die Theologie zu ihren Erkenntnissen. Es sind am echte, logisch begründete und vernünftig vertretbare Positionen. Thomas von Aquin, der Doctor Angelicus, ist der Meister dieser Methode. Wäre er heute Student oder Dozent, man würde ihn wahrscheinlich „Fundamentalist“ nennen und exmatrikulieren.
Es ist nicht so, dass andere Disziplinen keine Weltanschauungen hätten, im Gegenteil. Die Methode, mit der viele Disziplinen arbeiten ist die naturalistische Methode. Man kann auch sagen atheistische Methode. Jene „neutralen“ Wissenschaftler tun damit das Gegenteil der Theologie und agieren so, als ob es Gott nicht gäbe. Nur so kann man die moderne Biologie, die modernen Humanwissenschaften und Geisteswissenschaften verstehen. Es ist nicht so, dass ihre Erkenntnisse im neutralen und luftleeren Raum entstehen würden, sie sind Folge einer naturalistischen Weltanschauung.
Wieso sollte die Theologie davor kapitulieren? Das Gegenteil ist angemessen. Der christliche Glaube gründet auf einer Logos-Theologie. Es ist eine Theologie, die Gründe hat, an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben zu glauben. Traditionelle Theologie will in den Himmel führen, moderne Theologie in die Ratlosigkeit.
Siehe auch:
Es sollte aber nicht verschwiegen werden, dass der Englische Lehrer in lange Zeit von katholischen Theologen geschmäht wurde.
Ihm warf man vor, er habe den Aristoteles auf die Höhe der biblischen Offenbarung gehievt.