„Es regnet nicht, schuld sind die Christen.“
Mit dieser überspitzten Bemerkung reagierte der Kirchenvater Augustinus dereinst auf so manch rest-heidnische Kritik seiner Zeitgenossen an dem, was heute in den Geschichtsbüchern als „Plünderung Roms“ im Jahr 410 nach Christus bekannt ist. Und damals wie heute fällt es eben derselben Geschichtsschreibung nicht ganz leicht, den Gotensturm auf die ewige Stadt abschließend zu bewerten. In zu vielen Details finden sich nämlich Widersprüche, die nicht der Dichtung entspringen, sondern Ergebnis der oftmals zähen Lebensrealität sind und aus der ein Meer von Fragen entstanden ist.
War Rom damals nicht schon eine durchweg christliche Metropole mit solidem moralischem Fundament oder herrschte unter dem Mantel des Scheinchristentums der römischen Elite doch noch immer das blanke Heidentum?
Waren die einfallenden Goten nun christlicher Prägung oder doch hemmungslose Barbaren, denen gar nichts heilig war? Und wenn Letzteres der Fall war, warum wurden dann Kirchen und (sichtbar) christliche Römer von Übergriffen verschont?
Gingen die Berichte über Gräueltaten durch die Goten dann auf eskalierte Einzelaktionen, auf römische Propaganda oder doch eher auf eine systematische Brutalität zurück?
Und überhaupt, welche Gesamtbedeutung sollte dieses „unerhörte“ Ereignis haben, dass ein fremdes Heer es fertigbrachte und wagte, in die einst so stolze Welthauptstadt siegreich einzumarschieren? Ging es nur um die gotischen Geldbeutel oder doch eher darum, Rom endgültig vom Thron der Weltpolitik zu stoßen? Wobei sich dann die Frage stellt, warum die politische Bedeutung Roms den Gotensturm noch für zwei Jahrhunderte überdauern konnte?
In eben genau diese Gemengelage taucht nun Pfarrer Stefan Thiels neuer Roman „Die Braut und das Lamm“ ein, wobei der malerische Erzählfokus nicht auf einem elitären Patrizier liegt, sondern die Gestalt eines einfachen 14-jährigen Hirtenmädchens namens Agnes hat. Diese ist inmitten jener historischen Stunden auf der Suche nach ihrer Berufung, wobei ihre Begeisterung für die christlichen Einsiedler einerseits sowie ihre nicht unbedingt immer rein spirituell bedingte Faszination für den selbstbewussten Gotenkönig Alarich vor allem eines erzeugen: Religiöse Sinnkämpfe gepaart mit menschlichen Widersprüchen im besten Sinne Roms des Jahres 410 nach Christi Geburt.
Erhältlich ist der Roman als Taschenbuch sowie auch als E-Book im Direktverlag bei Pfarrer Stefan Thiel unter folgendem Link:
Über den Autor:
Pfarrer Stefan Thiel ist katholischer Priester im Bistum Dresden-Meißen und Mitglied im Dritten Orden des Fleischgewordenen Wortes (I.V.E.), zur Hälfte Gefängnis-Seelsorger in einem Jugendgefängnis und zur Hälfte in einer Pfarrei bei Leipzig und dort zuständig für die überlieferte lateinische hl. Messe.
Da er ein Konvertit ist, der früher evangelisch-lutherischer Pfarrer war (Konversion 2002) durfte er 2006 mit Erlaubnis von Papst Benedikt XVI. zum Priester geweiht werden, obwohl er verheiratet ist und drei Kinder hat.
Geboren wurde er am 26. Januar 1968 in Berlin, hat vor seinem Theologie-Studium in Berlin Vorderasiatische Archäologie und Islamwissenschaften studiert und 1993 in Leipzig seine Frau Karen geheiratet, die aus Leipzig stammt.
Seinen ersten Roman „DER RING. GÖTTERDÄMMERUNG IN DER SCHÖNEN NEUEN WELT“, eine Nacherzählung des Ringes der Nibelungen von Richard Wagner als spiritueller Science-Fiction, hat er 2019 im Selbstverlag veröffentlicht
Vielen Dank! Der Roman behandelt sogar nicht nur die Plünderung Roms im Jahr 410, sondern zeigt auch wie ähnlich die Situation damals der Völkerwanderung heute ist, die zum Untergang des christlichen Abendlandes führt. Am Beispiel so einer Einsiedler-Gemeinschaft, der sich Agnes in dem Buch anschließt, können wir sehen, wie damals langsam die christliche Kultur entstanden ist und wie wir das Erbe des Christentums über die Krise retten können. Darüber hinaus ist der Roman eine unterhaltsame Anleitung zum geistlichen Leben.