Noch viele Tage und Wochen werden verstreichen, ehe wir glücklich, dankbar und froh für den unvergleichlich kostbaren Schatz der katholischen Normalität sein werden – erfreut über das einzig wahre Sonntagsglück: eine heilige Messe mitfeiern zu dürfen. Ja, wir leben in einer Zeit der Wüste. Haben Sie konkrete Wüstenerfahrungen? Als ich vor über zwanzig Jahren auf den Spuren des Apostels Paulus für mich allein die Insel Malta erkundete, machte ich sehr besondere Erfahrungen mit Sandstürmen, die innerhalb weniger Augenblicke auftreten konnten. Die Malteser sagten, Afrika sei nicht weit – und sie sprachen ernst, nahezu ehrfürchtig von der Wüste und der Wüstenluft. Hinter Kakteenstauden konnte sich der Urlaubsgast nicht verbergen. Aber wie wichtig es ist, auch bei kleinen Stürmen, wenn der Wind aufzog und den sandigen maltesischen Boden aufwirbelte, ein Obdach zu finden, das habe ich damals schnell gelernt.
Unser Obdach auf dieser Welt ist das Haus des Herrn, die Kirche. Wir finden Zuflucht im verwinkelten, kostbaren Bau der Liturgie, in dem wir – wunderbar geborgen – das Kirchenjahr durchwandern. In diesen Tagen wächst die Sehnsucht nach dem Herrn. Wir verzehren uns nach dem Brot des Lebens.
Wohl dem, der in geöffneten Kirchen verweilen und geistlich kommunizieren darf. Wohl dem, der ganz auf den Herrn vertraut in diesen Zeiten. Wohl dem, der seine Sinne, sein Herz und seine Vernunft, seine ganze Person auf Christus richten kann, der gegenwärtig ist im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Wohl dem, der auch jene Schwestern und Brüder im Gebet mitträgt, die in diesen Tagen voller Angst sind, zu zweifeln beginnen oder zu verzweifeln drohen. Befinden wir uns im Bann des Coronavirus? Wir müssen die Geschehnisse dieser Zeit nicht deuten oder erklären können. Dazu fehlen uns die Kenntnisse, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir dürfen auch überfordert sein, jammern und klagen. Aber die Zeit der Wüste lehrt uns neu, auf Christus zu schauen. Pater Engelbert Recktenwald hat eine unbedingt hörenswerte Predigt dazu veröffentlicht – eine Predigt für den Sonntag, als im Bistum Hildesheim die Feier öffentlicher heiliger Messen bereits untersagt war. Er predigte am Schreibtisch – aber nicht für den Schreibtisch, sondern für uns alle, auch für Sie! Hören Sie sich seine Worte an. Die Predigt bereichert Sie, stärkt und festigt Sie im Glauben.
Erinnert habe ich mich auch in diesen Tagen an das, was Papst Benedikt XVI. am 7. September 2008 in Mariazell sagte:
„»Auf Christus schauen«, heißt das Leitwort dieses Tages. Dieser Anruf wird für den suchenden Menschen immer wieder von selbst zur Bitte, zur Bitte besonders an Maria, die ihn uns als ihr Kind geschenkt hat: »Zeige uns Jesus!« Beten wir heute so von ganzem Herzen; beten wir so auch über diese Stunde hinaus, inwendig auf der Suche nach dem Gesicht des Erlösers. »Zeige uns Jesus!« Maria antwortet, indem sie uns ihn zunächst als Kind zeigt. Gott hat sich klein gemacht für uns. Gott kommt nicht mit äußerer Macht, sondern er kommt in der Ohnmacht seiner Liebe, die seine Macht ist. Er gibt sich in unsere Hände. Er bittet um unsere Liebe. Er lädt uns ein, selbst klein zu werden, von unseren hohen Thronen herunterzusteigen und das Kindsein vor Gott zu erlernen. Er bietet uns das Du an. Er bittet, daß wir ihm vertrauen und so das Sein in der Wahrheit und in der Liebe erlernen. … Wir brauchen alles für uns selber, und wir trauen wohl der Zukunft nicht recht. Aber zukunftslos wird die Erde erst sein, wenn die Kräfte des menschlichen Herzens und der vom Herzen erleuchteten Vernunft erlöschen – wenn das Antlitz Gottes nicht mehr über der Erde leuchtet.
Wo Gott ist, da ist Zukunft. … »Zeige uns Jesus!« Mit dieser Bitte zur Mutter des Herrn haben wir uns hierher auf den Weg gemacht. Diese Bitte begleitet uns zurück in den Alltag hinein. Und wir wissen, daß Maria unsere Bitte erhört: Ja, wann immer wir zu Maria hinschauen, zeigt sie uns Jesus. So können wir den rechten Weg finden, ihn Stück um Stück gehen, der getrosten Freude voll, daß der Weg ins Licht führt – in die Freude der ewigen Liebe hinein.“
Von einem Priester habe ich einst diesen Satz gehört:
Das Böse muss (letztendlich) dem Guten dienen.
Meiner Meinung nach passt er sehr gut zu Ihrem Schlusssatz:-)
Gottes Segen.
Erschreckend ist das Verhalten des katholischen Klerus, insbesondere jenes Klerus der Tradition. Ich habe vergeblich versucht in meinem Kirchenrektorat (Petrusbruderschaft)die Geistlichen zu ermuntern, segnend mit dem Allerheiligsten durch die Strassen zu gehen, so wie es einige beherzte und glaubwürdige Priester und Seelsorger vorbildlichst vorleben. Ich habe sogar angeboten, als Ministrant begleitend mit dem Weihrauchfass den Priester beim Segensgang zu begleiten (behördlich problemlos erlaubt), aber die Menschenfurcht scheint größer zu sein, als der Glaube an die Notwendigkeit der Segenskraft des Allerheiligsten Sakraments, das heilsam und mit großem Vertrauen durch die Strassen geht. An Fronleichnam kann man sich ja prachtvoll zeigen, aber in der Krise verstecken sich die Priester der Tradition auch lieber hinter Kirchenmauern und bunkern sich ein, egal wie sehr man versucht, sie zu einem Umdenken zu ermahnen. Der Klerus wird sich nach dieser Krise ebenso hinterfragen lassen müssen, wie auch andere Institutionen. Es ist eine heilsame Prüfung und Krise, vieles wird “bereinigt” und neu geordnet werden, was schal und lau ist, wird nicht mehr diese Duldung finden, im Weltlichen, wie im Geistlichen.
Das sollte man besonders dem Klerus der Tradition ins Herz schreiben. Die allgemeine Lauheit und Menschenfurcht (wovor fürchten sich eigentlich die Priester?), wo der Klerus in seiner ureigensten Sendung vollkommen versagt, nämlich im sichtbaren Segensgang mit dem Allerheiligsten durch die Strassen, um die Menschen zu segnen, zu ermutigen, zum Gebet aufzurufen und den „HEILAND“ (Heilung kommt nur vom Heiland!) segnend zu bringen.
Ich habe persönlich mehrmals versucht in meinem Kirchenrektorat der Petrusbruderschaft (Salzburg) unter Beiziehung des deutschen Distriktsoberen der Petrusbruderschaft, unsere Priester dazu zu ermutigen, es ist vergeblich.
Nach dieser Prüfung, die in Wahrheit eine große Gnade und Chance für die Glaubensverkündigung und das Glaubenszeugnis ist, wird sich vieles ändern und vieles hinterfragt werden.
Wenn Tradition reiner Selbstzweck von Priestertum ist, Lauheit und Menschenfurcht, wie Schwachheit, Führungsunvermögen und fehlenden missionarische Entschlossenheit, wie Sendung fehlen, dann hat sie auch nicht die Gnade, die sie bräuchte.
Erstaunlich ist, daß durchaus vereinzelte Priester des Klerus des Novus Ordo eher initiativ sind, segnend und bekennend den eucharistischen Heiland durch die Strassen zu tragen und zu den Menschen zu bringen, als die Priester der Tradition. Auch die Tradition ist offenbar nicht oder schon gar nicht davor bewahrt ein „Biotop“ von Selbstzweck jeglicher Art zu sein.
Nach dieser Krise wird sich im Klerus viel Spreu vom Weizen trennen und die Gläubigen werden sehr hinterfragen.