„Feministinnen“ sagen, wenn sie sexistisch sind, dass „alte weiße Männer“ nichts über Frauen sagen können. Christen sagen, wenn sie vernünftig sind, dass „alte weiße Männer“ sehr wohl wissen können, was richtig ist. Also hören wir einfach auf den Papst:
„DIE WÜRDE DER FRAU und ihre Berufung – ständiges Thema menschlicher und christlicher Reflexion – haben in den letzten Jahren eine ganz besondere Bedeutung gewonnen. Das beweisen unter anderem die Beiträge des kirchlichen Lehramtes, die sich in verschiedenen Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils wiederfinden, das dann in seiner Schlußbotschaft sagt: »Die Stunde kommt, die Stunde ist schon da, in der sich die Berufung der Frau voll entfaltet, die Stunde, in der die Frau in der Gesellschaft einen Einfluß, eine Ausstrahlung, eine bisher noch nie erreichte Stellung erlangt. In einer Zeit, in welcher die Menschheit einen so tiefgreifenden Wandel erfährt, können deshalb die vom Geist des Evangeliums erleuchteten Frauen der Menschheit tatkräftig dabei helfen, daß sie nicht in Verfall gerät«.[1]
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Der Mensch – sowohl der Mann wie die Frau – ist unter den Kreaturen der sichtbaren Welt die einzige, die der Schöpfergott »um ihrer selbst willen gewollt hat«; er ist also eine Person. Personsein bedeutet: nach der Selbstverwirklichung (der Konzilstext spricht von »Selbstfindung«) streben, die nur »durch eine aufrichtige Hingabe seiner selbst« zustandekommen kann. Vorbild für eine solche Deutung der Person ist Gott selbst als Dreifaltigkeit, als Gemeinschaft von Personen. Die Aussage, der Mensch sei nach dem Bild und Gleichnis dieses Gottes geschaffen, bedeutet auch, daß der Mensch dazu berufen ist, »für« andere dazusein, zu einer »Gabe« zu werden.
Diese Berufung gilt für jeden Menschen, ob Mann oder Frau, die sie wohl in ihrer je besonderen Eigenart verwirklichen. Im Rahmen der vorliegenden Meditation über die Würde und Berufung der Frau stellt diese Wahrheit vom Menschen den unerläßlichen Ausgangspunkt dar. Schon das Buch Genesis läßt, gleichsam in einem ersten Entwurf, diesen bräutlichen Charakter der Beziehung zwischen den Personen erkennen, eine Grundlage, auf der sich dann ihrerseits die Wahrheit über die Mutterschaft sowie über die Jungfräulichkeit als zwei einzelne Dimensionen der Berufung der Frau im Licht der göttlichen Offenbarung entwickeln wird. Diese zwei Dimensionen werden ihren erhabensten Ausdruck beim Kommen der »Fülle der Zeit« (vgl. Gal 4, 4) in der Gestalt der »Frau« aus Nazaret finden: Mutter und Jungfrau.
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Die persönlichen Möglichkeiten des Frauseins sind gewiß nicht geringer als die Möglichkeiten des Mannseins; sie sind nur anders. Die Frau muß also – wie übrigens auch der Mann – ihre »Verwirklichung« als Person, ihre Würde und Berufung auf der Grundlage dieser Möglichkeiten anstreben, entsprechend dem Reichtum des Frauseins, das sie am Tag der Erschaffung empfangen und als den ihr eigenen Ausdruck des »Bildes Gottes« ererbt hat. Nur auf diese Weise kann auch jene Erbschaft der Sünde überwunden werden, die von den Worten der Bibel angedeutet wird: »Dennoch verlangt dich nach dem Mann, doch er wird über dich herrschen«. Die Überwindung dieses schlimmen Erbes ist von Generation zu Generation Aufgabe jedes Menschen, sowohl der Frau wie des Mannes. In der Tat handelt der Mann in allen Fällen, in denen er für die Verletzung der persönlichen Würde und Berufung der Frau verantwortlich ist, auch gegen die eigene persönliche Würde und Berufung.
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Maria bedeutet in gewissem Sinne das Überschreiten jener Grenze, von der das Buch Genesis (3, 16) spricht, und das Zurückgehen zu jenem «Anfang«, an dem wir die »Frau« so vorfinden, wie sie im Schöpfungswerk, also im ewigen Plan Gottes, im Schoß der Heiligsten Dreifaltigkeit, gewollt war. Maria ist »der neue Anfang« der Würde und Berufung der Frau, aller Frauen und jeder einzelnen.
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Die Würde der Frau und ihre Berufung – wie auch jene des Mannes – haben ihre ewige Quelle im Herzen Gottes und hängen unter den zeitlichen Bedingungen des menschlichen Daseins eng mit der »Einheit der zwei« zusammen. Daher muß sich jeder Mann darauf besinnen, ob diejenige, die ihm als Schwester im selben Menschsein, als Braut und Ehefrau anvertraut ist, nicht in seinem Herzen Objekt eines Ehebruchs, ob diejenige, die in unterschiedlicher Weise Mitträgerin seines Daseins in der Welt ist, nicht für ihn zum »Objekt« geworden ist: Objekt des Genusses, der Ausbeutung.
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Die »Gleichheit« nach dem Evangelium, die »Gleichberechtigung« von Frau und Mann vor den »großen Taten Gottes«, wie sie im Wirken und Reden Jesu von Nazaret mit solcher Klarheit offenkundig geworden ist, bildet die deutlichste Grundlage für Würde und Berufung der Frau in Kirche und Welt. Jede Berufung hat ihren tief persönlichen und prophetischen Sinn. In der so verstandenen Berufung erreicht das Frauliche in einer Person ein neues Maß: Es ist das Maß der »großen Taten Gottes«, zu deren lebendigem Träger und unersetzlicher Zeugin die Frau wird.
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Berufung zu Mutterschaft oder Jungfräulichkeit
Die gegenseitige Hingabe der Personen in der Ehe öffnet sich bereits für das Geschenk eines neuen Lebens, eines neuen Menschen, der auch eine Person nach dem Abbild seiner Eltern ist. Die Mutterschaft aber schließt von Anfang an eine besondere Aufnahmebereitschaft für diese neue Person ein: und eben das ist der Anteil der Frau. In dieser Bereitschaft, im Empfangen und Gebären eines Kindes, »findet die Frau durch ihre aufrichtige Selbsthingabe sich selbst«.
Die Gabe der inneren Bereitschaft zum Empfangen und Gebären eines Kindes ist mit der ehelichen Vereinigung verbunden, die – wie schon gesagt – einen besonderen Augenblick der gegenseitigen Hingabe von seiten der Frau und des Mannes darstellen sollte. Empfängnis und Geburt des neuen Menschen werden nach der Bibel von den folgenden Worten der »Frau« und Mutter begleitet: »Ich habe einen Mann vom Herrn erworben« (Gen 4, 1). Dieser Ausruf Evas, der »Mutter aller Lebendigen«, wiederholt sich jedesmal, wenn ein neuer Mensch zur Welt kommt; er ist Ausdruck der Freude und des Bewußtseins der Frau, teilzuhaben an dem tiefen Geheimnis des ewigen Zeugens. Die Ehegatten haben teil an Gottes Schöpferkraft!
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Auf der Grundlage des Evangeliums kam es zu einer Entwicklung und zugleich Vertiefung des Sinngehaltes der Jungfräulichkeit als Berufung auch für die Frau, in der ihre Würde nach dem Vorbild der Jungfrau aus Nazaret ihre Bestätigung findet. Das Evangelium legt das Ideal von der Weihe der Person vor, worunter ihre ausschließliche Hingabe an Gott kraft der evangelischen Räte, vor allem der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams, zu verstehen ist. Ihre vollkommenste Verkörperung ist Jesus Christus selber. Wer ihm auf radikale Weise nachfolgen will, entscheidet sich für ein Leben nach diesen Räten. Sie unterscheiden sich von den Geboten und weisen dem Christen den Weg evangelischer Radikalität. Seit den Anfängen des Christentums schlagen Männer und Frauen diesen Weg ein, da sich nun das evangelische Ideal an den Menschen, ohne Unterschied des Geschlechts, wendet.
In diesem weiteren Zusammenhang muß die Jungfräulichkeit als ein Weg auch für die Frau gesehen werden, ein Weg, auf dem sie anders als in der Ehe ihre Persönlichkeit als Frau verwirklicht. Um diesen Weg zu verstehen, müssen wir noch einmal auf die Grundidee der christlichen Anthropologie zurückkommen. In der freiwillig gewählten Jungfräulichkeit bestätigt sich die Frau als Person, das heißt als jenes vom Schöpfer von Anfang an um seiner selbst willen gewollte Wesen,[41] und gleichzeitig realisiert sie den personalen Wert ihres Frauseins, indem sie zur »aufrichtigen Hingabe« an Gott wird, der sich in Christus offenbart hat, zu einer Hingabe an Christus, den Erlöser des Menschen und Bräutigam der Seelen: zu einer »bräutlichen« Hingabe also. Ohne Bezug auf die bräutliche Liebe läßt sich die Jungfräulichkeit, die Weihe der Frau in der Jungfräulichkeit, nicht richtig begreifen: Denn in einer solchen Liebe wird die Person zur Hingabe an den anderen.[42] Im übrigen ist auch die Weihe des Mannes im priesterlichen Zölibat oder im Ordensstand ähnlich zu verstehen.“
Zur Enzyklika
APOSTOLISCHES SCHREIBEN
MULIERIS DIGNITATEM
VON PAPST
JOHANNES PAUL II.
ÜBER DIE WÜRDE UND BERUFUNG
DER FRAU
ANLÄSSLICH
DES MARIANISCHEN JAHRES