Donnerstag, 21. November 2024

Die Töchter des Feminismus: Sex, Drugs und Hello Kitty

„Die Frau kommt nicht als Frau zur Welt, sie wird es“, sagte einst Simone de Beauvoir, die Frontfrau des französischen Feminismus. Dabei ist die Verwendung des Wortes „Feminismus“ bereits eine Finte! Denn nichts an dem, was Beauvoir und ihre Jüngerinnen taten, setzte die Frau ins Zentrum. Das tat der Feminismus noch nie! Es geht um Machtkämpfe gegen das „Patriarchat“, für die man den Begriff „feminin“ in Geiselhaft nimmt – zum Schaden der Frauen und auch der Männer.

Frausein war für Beauvoir keine biologische, sondern eine soziale Kategorie, und zwar die einer Unterdrückung unter maskulin-patriarchale Strukturen. Ihr Programm war ein radikal subversives: Der Mann sollte seine Männlichkeit und die Frau ihre Weiblichkeit verlieren. Dann, so meinte Beauvoir, würde die so genannte „patriarchale Unterdrückung“ enden. Alle politischen, gesellschaftlichen und familiären Ordnungen sollten dem Feminismus folgen. Es wird auf den Kopf gestellt und in Konkurrenz gesetzt, was sich liebend ergänzen soll: Mann und Frau. Wie ist es um eine Gesellschaft bestellt, in der Frauen seit Jahrzehnten erzählt wird, dass sie als Ehefrau und Mutter unterdrückt werde?

Abseits des Mainstreams gibt es empirische Studien und Bücher, die Alltagsphänomene beschreiben, die als das klare Ergebnis von leidvollen Erfahrungen im Zuge der „sexuellen Befreiung“ zu werten sind.

Die Zerstörung der Familie

Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher haben als Gründer des Kinderhilfswerks  das Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“ geschrieben (GerthMedien, 2008). Schon 11-jährige Mädchen fragen heute, ob es normal sei, noch keinen Sex gehabt zu haben. Kinder sehnen sich nach Geborgenheit und einer Familie. Sie driften in die Verwahrlosung ab, wenn ihre unerfüllte Sehnsucht in einer enthemmten Gesellschaft absorbiert wird, konstatieren die Autoren.

Martin Voigt untersucht in „Mädchen im Netz: süß, sexy, immer online“ (Springer Spektrum, 2015) die Selbstdarstellung von 12- bis 16-jährigen Mädchen in sozialen Online-Netzwerken wie Facebook. Dabei wird deutlich, dass der Feminismus die Seelen der Kinder spaltet. Vor allem die Selbstbilder der Mädchen sind durch eine Sexualisierung und sexuelle Verfügbarkeit geprägt, die Feministinnen als „Empowerment“ und Selbstbestimmung feiern.

Doch die Feministinnen wollen gar nicht so genau hinschauen, denn dann kämen sie in Erklärungsnot, warum Teenager-Mädchen alles daransetzen, dem männlichen Blick zu gefallen – sie sind das Gegenteil von selbstbestimmt. Mit Schmollmündchen, Kulleraugen und tiefem Dekolleté perfektionieren sie intuitiv oder kokettierend den Lolita-Typus, beschreibt Voigt die kitschig-süße Mädchenwelt. Sogar Kuscheltiere wie Hello Kitty unterstreichen auf ihren Selfies das Spannungsfeld zwischen kindlich und sexy, zwischen Schutzbedürftigkeit und sexueller Verfügbarkeit.

Drei wirkmächtige Faktoren stellt der Jugendforscher vor, die Mädchen in ihrer Identitätsbildung beeinflussen: Die familiäre Erosion, die Ganztagsbetreuung von klein auf und die Sexualisierung im Zuge der „sexuellen Revolution“. Alle drei Faktoren sind durch den Feminismus bedingt: „Der Schulterschluss aus Dekonstruktivismus, Feminismus und Politik folgt keiner offiziellen Agenda, richtet sich aber z. B. unter dem Begriff „Gender Mainstreaming“ stets gegen die traditionelle Familie“.

Warum gegen die Familie? Weil diese als Keimzelle der angeblichen antifeministischen patriarchalen Struktur gilt, als Unterdrückung der Frau im kleinsten Raum.

Die Opfer des Feminismus

Niemand kann die Tränen weinen, die geweint werden müssten, wenn man sieht, welches Leid diese wahnsinnige Ideologie bei Mädchen und Frauen hinterlässt.

Der Wert von Mädchen und jungen Frauen ist heute vor allem von ihrem sexuellen Status bestimmt. Über Casting-Shows und Serien wird das auch medial gepusht: „Die bei Jugendlichen beliebte Serie How I Met Your Mother handelt davon, dass „sich kennenlernen“ inzwischen bedeutet, sich im Bett auszuprobieren“, sagt Voigt. „In der vergleichbaren Serie Two and a Half Men verfolgt der sympathische Held Charlie das Ziel, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen.“

Die Pädagogik und Realitätsschilderung solcher Serien sollte man nicht unterschätzen. Sie spiegeln, was sich in der Wirklichkeit abspielt. Und sie wirken in diese zurück: „Jedes dritte 14-jährige Mädchen besucht einen Frauenarzt, um sich über Verhütungsmethoden beraten zu lassen“, gibt Voigt Einblick in Statistiken. Der Erstkontakt mit Pornographie liegt bei elf Jahren. Und warum so viele junge Mädchen Diät halten, beschäftigt gleich mehrere Studien.

Voigt schildert auch, wie moderne Aufklärung an Schulen heute mitunter stattfindet. Lehrer verlassen das Klassenzimmer und Sexualpädagogen berichten über sexuelle Praktiken und Orientierungen. Schwangerschaften gelten als Unfälle und die „Pille danach“ wird wie Abtreibung als Lösung des „Unfalls“ präsentiert.

Als wären sie so „tough“ wie die Charaktäre in der Serie „Sex and the City“ beginnen die Mädchen sexuelle Beziehungen und beenden sie wieder. Sie halten sich dabei für reif und erfahren, aber ihr Abitur liegt noch in weiter Ferne. Von den Konsequenzen ahnen sie nichts.

„Sex ist nicht so belanglos wie ein gemeinsames Essen, ein Händeschütteln oder eine Umarmung, auch der „pure Sex“ beim One-Night-Stand nicht. Es bleibt etwas hängen, und man lässt etwas von sich los. So umschreiben es Psychologen aus ihrer therapeutischen Erfahrung heraus“ (Ebd. 149), konstatiert Voigt und verweist auf Studien zur Eheunzufriedenheit. Das Scheidungsrisiko steigt durch voreheliche und promiskuitive Erfahrungen: „Die Ergebnisse der Studien sind insgesamt eindeutig.“

Die Sehnsucht nach dem Vater und der Familie

Ein Mangel an Liebe und Annahme ist oft die Ursache für die sexuelle und affektive Unordnung und das Heischen nach Aufmerksamkeit, das in den Selbstdarstellungen sichtbar wird: „Unter der modernen sexuellen Beliebigkeit verbergen sich Verletzungen und Enttäuschungen, die Eltern ungewollt auf ihre Kinder übertragen. Die vor knapp fünfzig Jahren begonnene Spirale der sexuellen Befreiung dreht sich von Generation zu Generation immer schneller bis zur aktuellen Situation, in der bereits pubertierende Kinder – quasi als kleine Erwachsene – intime Beziehungen beenden und umgehend erneut körperliche Nähe suchen“, schreibt Voigt.

Hinter vielen dieser Entwicklungen stecken oft die Erfahrungen von zerbrochenen Familien – oder auch die Erfahrung, nie eine echte Familie gehabt zu haben. Meist ist es der Vater, der entweder fehlte oder nur als Negativ-Beispiel präsent war.

Dabei sind für eine gesunde Erziehung beide Eltern wichtig. Wenn junge Mädchen und Frauen keine Vaterfigur haben, entwickeln sie schnell ein ungesundes Männerbild. Sie suchen einen Freund und Vaterersatz, suchen Strenge und Dominanz. Oft fehlt die Grenze, in der pathologische Männlichkeit identifiziert und gemieden wird, was dann mit Gewalterfahrungen einhergehen kann.

Frauen müssen wieder Frauen und Männer wieder Männer sein dürfen – und Kinder wieder Kinder. Es braucht den Mann, der die Familie schützt und die Mutter, die sie fürsorglich zusammenhält. Was Mann und Frau ist, ist uns ins Herz geschrieben. Familie ist etwas Heiliges und für deren Aufbau lohnt sich jede Hingabe.

3 Kommentare

  1. Also im Ergebnis: der Feminismus sorgt für eine Verschärfung des Patriarchats, das aber als solches nicht mehr offen in Erscheinung tritt, sondern gewissermaßen verkleidet auftritt.
    Die im Artikel unausgesprochene Idealisierung früherer Zustände ist sehr fragwürdig. Wenn man de Beauvoirs Memoiren liest und auf die knallharte rechtliche, soziale und sexuelle Erniedrigung der Frau in früheren Zeiten, dann sollte man sich klarmachen, dass ohne dieses Desaster faktischer Unterdrückung niemals ein „Feminismus“ als Hoffnung hätte erscheinen können.
    De Beauvoir meinte nicht, dass es keine Frauen oder Männer gibt, sondern dass man Frauen nicht das werden lässt, was sie werden können oder wollen in diesem System und ihnen eine Kunstrolle auferlegt, die sie ihrem Wesen entgegen zu erfüllen haben. Das ist natürlich sehr überspitzt gesehen, aber auch nicht ganz falsch.
    Auch die Kirche impfte der Frau in immer neuen Konvulsionen beständig ein, dass sie „untergeordnet“ sei. Auf die Frage, worauf diese Behauptung gründet, bekam eine vernünftige und intelligente Frau niemals eine Antwort – denn es gibt schlicht und einfach keine, die irgendwie empirisch oder philosophisch rational nachvollziehbar wäre.
    Wer einmal einen ehrlichen Blick in die unsäglichen Beleidigungen des weiblichen Geschlechtes auch zu Zeiten Jesu bis heute wirft, die fast jeder berühmte Philosoph, Theologe oder Autor von sich gab, dann muss man sich eher wundern, dass die Frauen überhaupt so lange stabil bleiben konnten. Alleine der Umstand, dass sie Abqualifizierung, Entrechtung, Dämonisierung und tägliche Gewalt durch den Mann so souverän überlebten, zeigt, wo Kraft und segen waren.
    Die einzige männliche Ausnahme ist tatsächlich der Jesus, der in den kanonischen Texten geschildert wird: er hat an keiner Stelle je so etwas Erbärmliches von sich gegeben, wie es seine angeblichen Nachfolger getan haben. Bereits in den NT-Briefen wird das, was Jesus eingeführt hat, wieder unterlaufen.
    Und da wo es unterlaufen wird, ist regelmäßig eine gnostische Argumentationsstruktur zu bemerken – auch im NT.
    Die Gnosis ging davon aus, dass die Sünde des Urmenschen darin bestand, dass Eva sich aus ihm heraus „getrennt“ habe. Die Frau ist damit Ausdruck des Bösen und Gespaltenen. Erst wenn sie zurückkehrt in den Mann, wird alles wieder heil. „Zerstört die Werke der Weiblichkeit“ oder „Wenn die Frau zum Mann wird, kann sie das ewige Leben erlangen“ (soll Jesus laut ThEv gesagt haben) – solche Logien sagen uns klar, wes Geistes Kind das ist, was die Kirche dann fortgesetzt hat.

    Im letzten Ende muss bei genauem Hinsehen konstatiert werden, dass die postmoderne Entwicklung eine ebenfalls ganz und gar gnostische ist: die Frau muss zum Mann werden, wenn sie gleichgestellt sein will. Andernfalls bleibt ihr die Kind-Sex-Rolle. Der Mann kann und konnte eine echte, gottgewollte Frau noch nie ertragen seit der Sünde. Er machte sie klein, ja: er leugnet sogar ihre Existenz, um zu herrschen. Dass Frauen selber sexistisch wurden und dieses destruktive Bild verteidigten, war früher so tragisch, wie es heute tragisch ist…
    Und natürlich, das sei ausdrücklich gesagt, hat sich beileibe nicht jeder Mann diese bösartige Sicht zu eigen gemacht und es gibt viele stille Zeugen echter Liebe auch bei den Männern.
    Die dennoch siegreiche Tendenz hat sich durch die – nicht nur Frauen betreffende – pädophile Revolution noch maximalisiert. Der Mann erträgt überhaupt nichts Erwachsenes und Reifes mehr neben sich – eine Tendenz, die sich auch im Leben Mohammeds geradezugespenstisch nachzeichnen lässt: Erst heiratete er eine Frau, die älter und reifer war, am Ende beschlief er ein wahrscheinlich nicht mal geschelchstreifes Kind als alter Mann.
    Und ich frage Euch alle: Wo haben Männer je in Serie und in allem Kulturen und seit Jahrhunderten solche Behandlungen ertragen müssen durch Frauen?

    Auch die Transgender-Agenda wird durch den gnostischen Denkansatz völlig verständlich. Er war seit 500 Jahren ein Großprojekt der Kirche: in den immer zahlreicher erzeugten Kastraten verwirklichte die Hierarchie einen engelhaften Übermenschen, der nicht nur eine geschlechtsneutrale Stimme hatte, sondern auch die Weiblichkeit vollends ersetzte und auslöschte. Man brauchte keine Frau mehr in der Kirche: der Mann spielte ihre Rolle gleich mit.

    Das Ende dieser Linie wird die vollkommene Vernichtung des Weiblichen – des echten Weiblichen sein.
    Als Christen wissen wir, dass die Feindschaft der Schlange nicht gegen den Mann besteht, sondern gegen die Frau. Und: Gott selbst hat das so gesetzt.
    Warten wir auf die Parusie.
    Wir können das nicht heilen, was Gott für dieses Äon verfügt hat.

  2. Nun muss also eine falsche Übersetzung von Simone de Beauvoir herhalten.
    „Eine Frau kommt nicht zur Welt, sie wird dazu gemacht.“ Der Unterschied ist dass Frauen nicht von Frauen zur Frau „gemacht“ werden – wie es Männern durch Männer passiert. Im Patriachat haben Männer Frauen zur Frau gemacht. In der Partnerwahl tun sie das heute noch, aber das bedeutet eben nicht, dass sie zwangsläufig das Leben einer Frau bestimmen können, weil Frauen ihre Weiblichkeit auch ohne Männer definieren können, wenn sie auf deren Präsenz verzichten können. Frauen können sich selbst definieren mit allen Unsicherheiten die es dabei zu durchlaufen gibt. Und diesen Prozess offen zu beschreiben, sich unerschröcken mit der Realität auseinanderzusetzen wie sie ist, nicht zu verdrängen was unbequem ist und teilweise natürlich auch darüber zu trauern wie Realität ist – das ist das was Frauen heute tun und teilen (mit -teilen).
    Und auch dieser alte Klassiker von Simone de Beauvoir ist nur die halbe Wahrheit, die hier – absichtlich? – so verdreht wird , denn der nächste Band von Simone de Beauvoir war überschrieben mit:
    „Halb Opfer, halb Mitschuldige, wie wir alle.“ Das würde aber aufzeigen wie Simone de Beauvoir sich zum Thema Selbstverantwortung gestellt hat und das ist ja das Thema was der Autor dieser Artikelserie unbedingt vermeinden will.
    Simone de Beauvoir hat – erstaunlicherweise wie ihre männlichen Kollegen auch – eine Erkenntnis- Entwicklung durchlaufen – eine Entwicklung, die nicht nur aufzeigt wie Frauen sondern auch wie Männer unter dem Patriarchat leiden. Aus ihrer historischen Sicht heraus. Und wie jeder ernstzunehmende Philosoph hatte sie teilweise unausgereifte Ideen, teilweise fragwürdige Zusammenhänge und wie wir heute wissen ein teilweise tiefes Verständnis von der tatsächlichen Realität. Erkenntnisse sind nicht geschlechtergebunden.

    Das Rad unter den heutigen technischen Möglichkeiten -die „mann“ ja gern als Eigenleistung verbucht auf die „mann“ stolz ist – zurückzudrehen ist unmöglich. Die Frucht der Erkenntnis ist gegessen und verdaut. Sie berührt aber Werte nicht. Sie zeigt nur wie die Welt ist. Die menschliche Aufgabe ist diese Realität mit den Werten zu füllen, die Jesus uns vorgelebt hat. Können Sie das? Oder wollen Sie weiter nach Macht schielen, Macht über andere anstrebben, weil es Ihnen eigentlich gar nicht um Werte geht? Wo ist ihre Demut vor Gott? Nicht „männlich“ genug?

    Die Desillusionierung, das erkennen der Realität wie sie ist, macht Platz für die Liebe Gottes. Die Entscheidung diese ins Zentrum des eigenen Lebens zu stellen und mit Leben zu füllen trifft jeder Mensch selbst! Das ist unsere Aufgabe als Christen und diese Agenda können Sie nicht ändern. Keiner kann sie anderen verordnen. Aber klar – jemand wie Sie droht natürlich sofort mit dem Abrissbagger und glaubt ernsthaft dass das irgendein Problem löst.

    • Interessanter Kommentar! Sehr gut auch der Hinweis, dass es bei de Beauvoir nicht um eine Auflösung geht, sondern um eine Reflexion darüber, dass das, was unter „Mann“ und „Frau“ verstanden wird, zivilisatorische Theaterrollen sind, die regelmäßig von Christen mit der „Natur“ verwechselt werden. Über den Denkansatz kann man natürlich diskutieren.

      In dem Zusammenhang sei auch auf die derzeitig häufig auftretende „Personen“-Debatte verwiesen: Manche nennen sich nur noch mit Vornamen und „Mann oder Weib“ (was ich in der Intention verstehe, aber für eine schiefe Sicht halte, doch das nur am Rande), weil sie sagen:
      „Ich bin keine Person“, sondern ein Mann oder eine Frau, die auf sich selbst reflektieren kann („Selbst“). Der Personbegriff wird als Rollenbegriff aufgefasst. In der Antike war eine „persona“ tatsächlich eine mythische oder theatralische Rolle bzw Larve.
      Interessant ist dabei, dass diese Kreise nicht, wie die Genderer, sagen: Dann gibt es eben überhaupt keine festgelegten biologischen Geschlechter und die sozialen sind beliebig austauschbar oder „dimmbar“.
      Diese Kreise sagen: Ich bin ein Mann Punkt. Oder: Ich bin eine Frau Punkt. Und dies in einem basalen, natürlichen Sinn, der völlig offen lässt, wie das Selbst sich entwickelt.
      Im Grunde ist dieser Ansatz richtig!
      Allerdings stehen ihm die Folgen der menschlichen Schwäche im Wege, und nur, um die Folgen abzufangen, begann man überhaupt mit all diesem Gerede von „Geschlechtern“, „Rollen“ und „Gottes Ordnungen“ (die eigentlich nur Ordnungen unter Sünde sind und der heilen Natur, wenn es sie noch ganz gäbe, zuwiderlaufen. Und genau diesen Widerspruch empfinden wir mehr oder weniger stark).

      Da Jesus uns gelehrt hat, dass die wahre Erlösungsordnung Liebe heißt, Gottesliebe und Nächstenliebe, kann ein echter Christ nur anerkennen, dass er um sich herum Männer und Frauen hat, die alle ein individuelles Selbst haben, das sie zu entwickeln beauftragt sind mit Gottes Hilfe.
      Jedes Denken, das zum eigenen Profit und im eigenen Interesse „vom anderen etwas will“ oder „von ihm erwartet“ oder „ihm abverlangt“ ist nicht christlich.

      Sehr gut ist daher auch Ihre Schlussbemerkung: Alleine, dass der Mann immer nur Macht beansprucht hat, qualifiziert diesen Anspruch als Ausdruck der Sünde. Oft erleben Männer erst anhand ihrer Töchter, wenn sie sehen, dass sie begabt sind und in ihnen Talente schlummern, die heraus wollen, dass es Aufgabe des Mannes und Vaters wäre, mannhaft Frauen als Frauen zu fördern und nicht zu lähmen.

      Der, an den wir glauben, sagte: Wenn einer der Erste sein will unter euch, wird er der Sklave aller werden.
      Und er hat es vorgelebt.
      Ich finde es so traurig, wenn Männern nichts anderes einfällt als Lamento darüber, dass sie nicht mehr herrschen dürfen, und zum Beweis dafür das häufige Jammerbild der postmodernen Frauen, die ja auch nur ein Erzeugnis maskuliner Bevormundung sind, auffahren. Wie wäre es, wenn der Mann, wenn es ihm ernst ist, seine eigene Erbärmlichkeit reflektiert und seine schwere Schuld, die zu all diesem Drama geführt hat?! Es ist nämlich Sache der Frauen, in sich zu gehen und einen Weg vor Gott zu finden – nicht schon wieder die einer erneuten maskulinen Herrschaft in Variation X.

      Seit Jesus hätte der Mann seinen Herrschaftsanspruch aufgeben müssen, wenn er ihm nachfolgt, und schon die Jünger sahen es nicht ein: Mt 19,10.
      Eine tiefe Tragik!

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