Ich habe meine Schutzbekleidung angelegt, kontrolliere die Atemluftflaschen, Schläuche, sämtliche Armaturen, das Traggestell und vor allem die Atemschutzmaske.
Als aktiver Atemschutzträger bei der Freiwilligen Feuerwehr bin ich verpflichtet, jedes Jahr einen sogenannten „FIN-Test“ zu absolvieren. Unter körperlicher Belastung wird getestet, wie gut der Atemschutzträger mit der Ausrüstung und mit sich selbst zurechtkommt. Dabei wird alles dokumentiert und überwacht. Es geht los, ich atme noch einmal tief durch: START > ab ins Feuer …
Das Feuer
Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr bei dieser „Spezialeinheit“ der Feuerwehr. Wir als Atemschutzträger gehen dort rein, wo alle anderen raus müssen! Wir versuchen dann zu retten, zu bergen und zu löschen, was noch möglich ist. Wir sind dazu ausgebildet und trainiert, diese schwierigen Situationen so gut es geht zu meistern – sicher, es bleibt ein gewisses Restrisiko, aber das hat man immer im Leben!
Diesen Kampf gegen das Feuer, als sogenannter „Firefighter“, kenne ich aber auch ganz anders. Im Allgemeinen als Mann am Themenfeld Sexualität – und im Speziellen als gläubiger Ehemann in einer Welt, die von sexuellen Verlockungen übervoll ist und auch wie ein Feuer sein kann! Ich denke, viele Männer wissen, wovon ich schreibe! Ganz gleich, ob sie fernsehen, ob sie die Tageszeitung lesen, in der Stadt vor der Ampel stehen, im Internet etwas suchen oder sonst irgendwie „einfach leben“: Sie werden mit „sex sells“ überflutet. Der Begriff ist bekannt und trifft es im doppelten Sinn: Erstens mehr zu verkaufen, wenn die halbnackte Dame das Produkt präsentiert, und zweitens, dass der Sex als Konsumgut verkauft wird! Oder, was sonst ist die Botschaft von Pornografie? Konsumiere und nimm dir, was DU brauchst – und sei es noch so pervers, egal wie oft und mit wem, die Hauptsache ist: DU bist befriedigt!
Aber ist das der Weg, um eine erfüllte, lebendige Sexualität als Mann zu erleben? Kommen dadurch, wie aus einer Quelle, der Mut, die Freude, Vitalität, Kraft und Entschlossenheit, die uns Männer ausmachen sollte?Ich denke nicht!
Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahrzehnten zeigen es sehr deutlich: Wir Männer stecken in einer Krise! Darauf weist schon Paul VI. 1968 hin:
„Auch muss man wohl befürchten: Männer, die sich an empfängnisverhütende Mittel gewöhnt haben, könnten die Ehrfurcht vor der Frau verlieren, und, ohne auf ihr körperliches Wohl und seelisches Gleichgewicht Rücksicht zu nehmen, sie zum bloßen Werkzeug ihrer Triebbefriedigung erniedrigen und nicht mehr als Partnerin ansehen, der man Achtung und Liebe schuldet und Liebe schuldet!“
Paul VI. – Enzyklika Humanae vitae
Feuerwehrmann werden
Dieses Zitat wirkt nicht, als wäre es vor 50 Jahren (!) von einem Papst gesagt worden, sondern als würde es in einer Analyse von Experten der Ehe- und Lebensberatung stehen – mit heutigem Datum! Die weltweite Aktion #metoo lässt grüßen!
Hand aufs Herz: Wer kennt dieses Feuer nicht, das in unserer männlichen Brust brennt, wenn es um die Leidenschaft, das Begehren und die körperliche Liebe zu einer Frau geht?
Ich beziehe mich dabei selbstverständlich mit ein, aber nicht nur! Gerade im vergangenen Jahr durfte ich viel über die „Theologie des Leibes“ nach Johannes Paul II. sprechen. Dabei erzählten mir viele Männer von diesem Feuer, das oft zerstörerisch brennt und Schaden anrichtet. Sie haben sich auf verschiedenste Arten ungeordneter Sexualität eingelassen – und raten Sie mal, wie es angefangen hatte? Richtig: Nur ein wenig mit dem Feuer spielen! Da ein Flirt, dort ein doppelbödiger Spruch, ein Klick auf ein Bild und plötzlich der nächste zum pornografischen Video, zuerst nur einen Kaffee trinken gehen und kleine Nettigkeiten austauschen – und wie aus dem Nichts war da ein Kuss! Wie sagt man schon zu kleinen Kindern? „Mit dem Feuer spielt man nicht!“ Ganz richtig!
Denn es genügt ein kleiner Funke für einen unkontrollierbaren Brand, der alles zerstört, was sich ihm in den Weg stellt! Auch Jesus spricht davon in Mt. 5,28: „Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“
Deshalb ermutige ich jeden Mann und lade ihn ein, Feuerwehrmann zu werden! Also, Sie verstehen mich schon, nicht im herkömmlichen Sinn, sondern im übertragenen! Da würde Ihr Kommandant komisch schauen, wenn Sie bei nächster Gelegenheit im Feuerwehrhaus Ihren sofortigen Eintritt mit der Problematik der Sexualität als Mann untermauern würden! Obwohl – diesen Blick würde ich gerne sehen! 😉
Es geht im Grunde wirklich darum – und das schätze ich eben auch so sehr an „Humanae vitae“ –, dass es an uns Männern liegt, zu erlernen, wie man mit der Sexualität, der Fruchtbarkeit, der Verantwortung und, ja, mit diesem Feuer umgeht! Hier muss auch ein für alle Mal klargestellt werden: Dass Glaube-Gott und Sexualität sich nicht wie zwei Gegenpole abstoßen, sondern völlig integriert sind! Beide sind eine Wahrheit – verum est integrated! Ich bin fast verleitet zu schreiben: Gott liebt die eheliche Sexualität! Warum mir das so am Herzen liegt? Weil ich immer wieder erleben und leider feststellen muss, dass gläubig lebende Menschen damit ein Problem haben. Leidenschaft zum Beispiel wird in ein schlechtes und negatives Licht gestellt, wo doch diese so bedeutend ist, wie uns ein Kirchenlehrer und Heiliger sagt: „Mehr verloren ist der, der seine Leidenschaft verloren hat, als der, der in seiner Leidenschaft verloren ist!“ – Augustinus
Warum ich mich damit so sehr befasst habe, ist sicher schon mal, weil ich anders aufgewachsen bin (Jahrgang 1982). Aber was mich noch viel mehr geprägt hat, ist, dass sich diese Wahrheit wie ein roter Faden durch die „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II. zieht – und diese durfte ich in Heiligenkreuz zwei Jahre studieren. Beides – „Humanae vitae“ und die „Theologie des Leibes“ – sind zwei großartige Wegweiser, um als Mann mehr über den göttlichen Plan zur Sexualität und über dessen Rolle, Verantwortung und Aufgabe darin zu verstehen und zu erlernen. Kein Feuerwehrmann kann sofort Atemschutzträger sein. Es braucht viel Training, um darin so gut zu sein, dass man dem Feuer begegnen kann, ohne dabei selbst verloren zu gehen!
Die Einsatztaktik
Ob als Feuerwehrmann, im Fußball oder auch im Business, überall legt man sich eine Taktik, eine Strategie zurecht, um die Aufgabe so gut wie möglich zu bewältigen. Lernen wir diesen klugen und logischen Zugang auch für uns als Männer im Umgang mit der Sexualität. Dabei wurde mir die „Natürliche Empfängnisregelung“ (NER) – wie in „Humanae vitae“ von Paul VI. empfohlen – ein ungemein hilfreiches Werkzeug! Dieses Erkennen, Annehmen und Verstehen des weiblichen Zyklus der Ehefrau war für mich der Schlüssel, um tiefer als jemals gedacht in eine ganzheitliche und tief erfüllte, körperliche Liebe einzutauchen! Diese Lebens- und Liebesmethode hat uns als Ehepaar gravierend verändert und ist uns zu einer Quelle der Freude geworden! Dass dabei die (Ehe-)Frau eine zentrale Rolle spielt, dass sie eine ganz wichtige Aufgabe hat, nämlich den Mann vor dem „Feuer“ da draußen auch zu behüten und zu beschützen, wird oft übersehen aber dazu müsste ein eigener Artikel geschrieben werden …
Was unsere Gesellschaft, unser Land, ja ganz Europa wieder so nötig braucht, sind Ehepaare und daraus entstandene Familien, die wieder leuchten!
Kontrolliertes Feuer, ein Feuer, das mit Bedacht eingesetzt wird, hat ja bekanntlich eine wunderbare Wirkung: Es leuchtet, wärmt und schenkt Geborgenheit sowie Schutz vor Finsternis und Kälte! Brauchen wir das heute nicht nötiger denn je für unsere Kinder und Jugendlichen? So schließe ich mit der Ermutigung, mit dem Aufruf an alle Männer, sich voll motiviert diesem Kampf zu stellen! Gott hat uns Männern eine Aufgabe gegeben – es ist kein Zufall – und diese sollten wir dankbar und entschlossen annehmen! Die Sirene heult auf und wir gehen in den Einsatz …
Christian Schallauer ist akademischer Referent für die „Theologie des Leibes“ nach Johannes Paul II. und Zertifizierter NER-Berater nach Dr. Josef Rötzer sowie Ehemann und Vater
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Hallo Christian,
danke für den Artikel, der ja eine super Kurzfassung Deines Vortrags aus Balderschwang ist. Oben im Zitat ist mir eine Wortdopplung aufgefallen, die Du vielleicht korrigieren willst („… und Liebe schuldet und Liebe schuldet …“).
Dir, den anderen Lesern und mir wünsche ich immer ein gutes Händchen beim „Firefighting“!
Beste Grüße
Martin