Chartres sonne, Chartres t’appelle! – Chartres läutet, Chartres ruft dich!
Mit diesen Worten beginnt das Pilgerlied zur Chartres-Wallfahrt, an der mittlerweile über 12.000 Pilger teilnehmen. Die Pilgerstrecke ist etwa 100km lang und wird in drei Tagen zurückgelegt. Warum tut man sich das an? Bei mir hat Chartres indirekt geläutet, nämlich durch einen Artikel in der Famille Chrétienne. Eine Kollegin hatte mir den Link zu diesem Artikel zufällig und beiläufig gesendet. Was stand im Artikel?
Am 19. Mai komme die Herzreliquie Pater Pios für die Chartres-Wallfahrt nach Notre Dame in Paris. Ich habe eine große Verehrung für Pater Pio, mit der ich schon so manchen Kritiker auf die Nerven gegangen bin :-). Warum auch immer, nachdem ich den Artikel gelesen hatte, war mir innerlich klar: Da muss ich hin. Und wie es sich ergab dauerte meine Wallfahrt vom 19. Mai, meinem Geburtstag, bis zum 25. Mai, dem Geburtstag Pater Pios, da ich anschließend noch einige Tage in Lourdes war.
Die Chartreswallfahrt: anstrengend aber lohnend
Am 17. Mai fuhr ich nach Paris, um mich bereits einige Tage vorher innerlich vorzubereiten. Und dann ging es los: Am 19. Mai, um 6:00 morgens sammelten sich Pilger aus aller Welt, um die Wallfahrt zu beginnen. Ich selbst war Teil der Kölner Chapitres. Chapitres im Plural, da ich bei beiden mitlief (St. Ursula und Selige Anna Katharina Emmerick). Jedes Chapitre hatte eine Fahne. Unser Fahnenhighlight war die Köln-Fahne, die jeden anderen Lokal-Patriotismus in den Schatten stellt. Alles lief recht zügig ab: Sammeln, Messe, Aufbruch. Die Etappe des ersten Tages ist etwa 45km lang.
Kann man das laufen, einfach so, aus reinem Willen ohne Training und Füßen voller Blasen? Ja – ich zumindest habe es am ersten Tag geschafft. Und die Wallfahrt war beeindruckend: Wir pilgerten durch Paris und sangen Marienlieder. Passanten guckten befremdlich und wir brachten Glaubensfreude in die Stadt. Was eine schöne Demonstration des jungen katholischen Selbstbewusstseins! Über 12.000 Pilger gingen von Paris nach Chartres: singend, betend, schweigend. Die Wallfahrt wird betreut von den Priestern der Petrusbruderschaft, des Instituts Christus König und anderen katholischen Gesellschaften oder Instituten, die die Alte Messe feiern.
Ich kenne keine andere Wallfahrt, an der so viele junge Menschen teilnehmen, die ernsthaft katholisch sein wollen. Und das war mein größtes „Top“ der Wallfahrt: die Orthodoxie. Wie oft habe ich schrecklich leiden müssen unter der Verwässerung des Glaubens durch Priester oder Laien, denen der Glaube peinlich, lächerlich oder idiotisch zu sein scheint. Chartres steht für genau das Gegenteil! Der Glaube wird froh, selbstbewusst und stolz verkündet! Die Schönheit des Glaubens rückt bei der Wallfahrt in den Mittelpunkt: durch Messen, Lieder und Katechesen über beeindruckende Heilige.
Keine Zeit zum Ausruhen
Natürlich war die Wallfahrt anstrengend: 5:00 wecken, die Verpflegung besteht meist nur aus Wasser und Brot, manchmal gibt es Äpfel, abends die gute, alte Tütensuppe. Und wenn man auf Toilette muss? – Don’t ask! Und was den Rucksack angeht, den trug man natürlich selbst – die ganze Zeit! Aber all die Mühen, Leiden und K(r)ämpfe sind es wert! Wenn man am 21. Mai in Chartres einzieht, das Te Deum anstimmt, dann in die Kathedrale kommt und „Laudate Mariam“ hört, kennt man nur noch Dankbarkeit.
[…] Siehe auch: Wasser, Brot und Tütensuppe – es hat sich trotzdem gelohnt […]