Der Ostermontag zeigt uns im Evangelium, wie die sogenannten „Emmaus-Jünger“ zum Glauben an den auferstandenen Herrn gelangt sind.
Es war kein plötzliches Ereignis eines einzigen Augenblicks, sondern die beiden Jünger brauchten den Weg, den sie von Jerusalem nach Emmaus zurücklegten. Zuerst waren sie allein und gingen voller Trauer über das Schicksal Jesu ihres Weges. Da gesellte sich ein unbekannter Dritter zu ihnen. Es gelingt diesem, das Vertrauen der beiden Männer zu gewinnen, und sie eröffnen sich ihm.
Sie erzählen dem unbekannten Begleiter, was alles mit Jesus geschehen ist und wie ihre Hoffnungen enttäuscht worden sind. Dieser hört sich das zunächst an, fragt weiter und erklärt ihnen dann den Sinn der Schrift. Denn in den Büchern des Alten Testaments gab es viele Voraussagungen über den kommenden Messias, die sich alle an Jesus erfüllt hatten. So wird er im Buch des Propheten Jesaja als der leidende Gottesknecht vorgestellt, der die Schuld seines Volkes auf sich nimmt und durch sein Leiden und Sterben sühnt. Gottes Heilsplan hat sich gerade im Tod Jesu am Kreuz erfüllt. Dieser Tod aber war nicht das Ende!
Auf diese Weise wurde die beiden Jünger wieder mit Hoffnung erfüllt. Wie sie im Rückblick sagen, brannte ihnen gleichsam das Herz, als ihnen dieser Fremde – es war Jesus! – den Sinn der Schrift erschloss.
Und dann kam es am Ziel ihres Weges, in Emmaus, zur Begegnung mit dem Auferstandenen, als die beiden Jünger ihren noch unbekannten Begleiter zum Mahl einluden. In der Art und Weise, wie er das Brot brach und den Lobpreis sprach, erkannten sie ihn. Dann aber war er nicht mehr zu sehen, ihr Herz war jedoch erfüllt von Freude.
Sie machten sich sofort auf den Weg und legten die Strecke in umgekehrter Richtung nochmals zurück. In Jerusalem trafen sie auf die übrigen Apostel und Jünger; inzwischen war auch diesen der auferstandene Herr erschienen!
Unser Osterglaube, den wir im Herzen tragen, verbindet uns mit dem auferstandenen Herrn Jesus Christus. Wir haben Gemeinschaft mit ihm, wenn wir das Wort Gottes hören oder lesen und wenn wir in der Heiligen Eucharistie das Opfer Christi feiern und seinen Leib und sein Blut empfangen. Gestärkt mit dieser Nahrung können wir unseren Lebensweg zurücklegen. Dieser ist etwas länger als die Strecke von Jerusalem nach Emmaus und wieder zurück. Doch haben wir so wie die Jünger damals einen zuverlässigen Wegbegleiter: Jesus.
Freilich entzieht er sich manchmal unseren Blicken, und da bleibt uns nur der Glaube. Doch gerade dieser Glaube gründet sich auf die zuverlässige Kunde der Apostel und Jünger von der Auferstehung Christi. So erweist sich der Osterglaube als Licht im Dunkel. Wir sind mit Freude erfüllt und gehen dem ewigen Ziel unserer Verheißung entgegen: der Gemeinschaft mit Gott im Himmelreich.
Text: Prof. Dr. Josef Spindelböck / Quelle: www.stjosef.at