Kommentare zu: Katholische Dandies https://www.thecathwalk.de/2016/07/08/katholische-dandies/?pk_campaign=feed&pk_kwd=katholische-dandies Abendland & Alte Messe Tue, 12 Mar 2019 17:47:35 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 Von: Sonntagsschau (10/7) • Löwenblog https://www.thecathwalk.de/2016/07/08/katholische-dandies/?pk_campaign=feed&pk_kwd=katholische-dandies/#comment-1255 Sun, 10 Jul 2016 10:07:14 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6116#comment-1255 […] dem Cathwalk konnte mein Chef tatsächlich Alexander Pschera für einen Beitrag gewinnen, nämlich über den Katholischen Dandy. Italo würde, so er denn sich jemals mit dem Internet anfreunden könnte, den Artikel […]

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Von: Nepomuk https://www.thecathwalk.de/2016/07/08/katholische-dandies/?pk_campaign=feed&pk_kwd=katholische-dandies/#comment-1254 Fri, 08 Jul 2016 21:04:54 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6116#comment-1254 Als Antwort auf Nepomuk.

und weiter:

„Die Hoffart ist ein so giftiges Gift, daß sie nicht nur die Tugenden vergiftet, sie vergiftet sogar die anderen Laster. Dies fühlen die armen Menschen im öffentlichen Wirtshaus, wenn sie den Säufer, den Tippgeber und sogar den Dieb tolerieren, aber irgendetwas unholdhaft Falsches an dem Mann fühlen, der so eine nahe Ähnlichkeit zu dem Herrgott selber hat. Und wir wissen alle in der Tat, daß die Ursünde Stolz diesen setsam einfrierenden, verhärtenden Effekt bei den anderen Sünden hat. Ein Mann mag sehr beeindruckbar und in sexuellen Angelegenheiten eher unmoralisch sein, er mag sich vorübergehenden und unwürdigen Leidenschaften hingeben zum Schaden seiner Seele, und doch immer etwas behalten, was Freundschaft mit Leuten seines eigenen Geschlechts zumindest möglich, und sogar treu und befriedigend machen kann.
Aber sobald dieser Mensch einmal seine eigene Schwäche als Stärke empfindet, haben wir jemand ganz anderen vor uns. Wir haben den Weiberhelden, den tierischsten aller möglichen Schurken, den Mann, bei dem sein eigenes Geschlecht fast immer den gesunden Instinkt hat, ihn zu hassen und zu verachten.

Ein Mensch mag von Natur aus träge und eher verantwortungslos sein, er mag viele Pflichten durch Sorglosigkeit vernachlässigen, und seine Freunde können ihn immer noch verstehen – solange es wirklich eine sorglose Sorglosigkeit ist. Aber es ist der Teufel und überhaupt, wenn sie zur sorgsamen Sorglosigkeit wird. Es ist der Teufel und überhaupt, wenn er in überlegter Weise zum bewußten Bohémien wird, der aus Prinzip schmarotzt, die Gesellschaft im Namen seines eigenen Genies (oder eher seines eigenen Glaubens an das eigene Genie) plündert, wie ein König von der Welt steuern eintreibt auf Grund des Rechtstitels, er sei ein Poet, und Menschen, die besser als er selbst sind, verachtet, weil sie arbeiten, damit er verschwenden kann.

Es ist keine Metapher zu sagen, das sei der Teufel und überhaupt. Nach derselben guten alten religiösen Formel ist das gänzlich vom Teufel.“

(und obwohl das hier Bohémien heißt, beschreibt das doch ziemlich gut, wie wir uns einen Dandy so vorstellen, nicht?)

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Von: Nepomuk https://www.thecathwalk.de/2016/07/08/katholische-dandies/?pk_campaign=feed&pk_kwd=katholische-dandies/#comment-1253 Fri, 08 Jul 2016 20:50:33 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6116#comment-1253 Als Antwort auf Nepomuk.

Aber lassen wir den Doctor commonsensicus selbst zu Wort kommen:

„Hätte ich nur eine Predigt zu predigen, wäre es eine Predigt gegen die Hoffart. Je mehr ich von der Existenz und speziell von der modernen praktischen und experimentellen Existenz sehe, desto überzeugter bin ich von der Wirklichkeit der alten religiösen These überzeugt: alles Übel begann mit einem Versuch, sich einen Vorrang zu erwerben; einem Moment als, wie wir sagen könnten, die Firmamente selbst einen Riß querüber bekam, davon daß im Himmel jemand seinen Mund zu einer Spöttelei öffnete.

Nun fällt an dieser These als erstes etwas ganz komisches auf. Von allen Thesen dieser Art wird sie am allermeisten allgemein als Theorie verworfen, und ganz universell akzeptiert in der Praxis. Moderne Menschen stellen sich vor, daß so eine theologische Idee ganz weit weg von ihnen ist, und formuliert als theologische Idee ist sie das wahrscheinlich auch. Aber tatsächlich ist sie zu nah, um noch erkannt zu werden. Sie ist so vollständig ein Teil ihrer Gehirne, Moralvorstellungen und Instinkte, ich möchte fast sagen Leiber, daß sie sie für selbstverständlich annehmen und danach schon handeln, bevor sie daran denken. Sie ist genaugenommen die volkstümlichste aller moralíschen Ideen, und doch fast gänzlich unbekannt als moralische Idee. Keine Wahrheit ist so unvertraut als Wahrheit und so vertraut als Faktum.

Prüfen wir diese Tatsache mit einem geringfügigen, aber nicht ungefälligen Test. Nehmen wir an, der Leser, oder (vorzugsweise) der Verfasser geht in ein Wirtshaus oder einen anderen öffentlichen Platz sozialer Kommunikation, eine Ubahn oder Trambahn wäre auch recht, außer daß sie selten so lange und philosophische Diskurse erlaubt wie das gute alte Wirtshaus. Jedenfalls, nehmen wir irgendeinen Ort an, wo zusammengewürfelte aber gewöhnliche Leute sich versammen, die meisten arm, denn die Mehrheit ist nun einmal arm, einige mehr oder weniger wohlhaben aber eher das, was die Snobs „gewöhnlich“ nennen; eine durchschnittliche Handvoll Menschen. Nehmen wir ferner an, der Versuchsdurchführende eröffnet die Konversation, indem er in gesprächiger Form sagt: „die Theologen sind der Meinung, daß es einer der höheren Engelsintelligenzen war, die der Gegenstand höchster Verehrung werden wollte, statt ihre natürliche Freude im Selber-Verehren zu finden; dies dislozierte das Design der Vorsehung und verunmöglichte die volle Freude und Vollendung des Universums“. Nachdem er diese Bemerkungen gemacht hat, schaut der Versuchsdurchführende fröhlich und erwartungsvoll ringsherum, ob nicht die Gesellschaft ihn bestätige, und bestellt zur selben Zeit solche Erfrischung, wie sie dem Ort und der Zeit rituell angepaßt ist, oder er bietet vielleicht der Gesellschaft nur Zigaretten und Zigarren an, um sie für die Belastung zu bestärken. Wie dem auch sei, wir können gerne zugeben: so eine Gesellschaft wird eine gewisse Belastung darin finden, die Formel in obengenannter Form zu akzeptieren. Ihre Kommentare werden wahrscheinlich zusammenhangslos und gleichgültig sein, ob sie nun die Form „Herrschaftzei’n“ (ein schöner, in der Aussprache etwas verwischter Gedankte) [?, orig. „Lorlumme“] oder sogar „V’dammichnommal“ (ein greulicheres, zum Glück verhüllteres Bild [das Original ist nicht ganz so schlimm, „Gorblimme“, also „Gott mache mich blind“], oder bloß die unbewegte Form „Aha“ [orig. „Garn], ein Ausdruck, der frei von jeder doktrinellen und konfessionellen Bedeutung ist, wie unser staatliches verpflichtendes Bildungssystem. Kurz, wer die Theorie als Theorie einer durchschnittlichen Masse vorstellt, wird zweifellos herausfinden, daß er in unvertrauter Sprache spricht. Sogar wenn er die Angelegenheit vereinfacht und nur sagt, daß die Hoffart die schlimmste der sieben Wurzelsünden ist, wird er sofort den vagen und eher unbeliebten Eindruck hervorrufen, daß er ins Predigen verfallen sei. Aber er predigt nur, wonach sonst jeder lebt, oder zumindest will, daß jeder andere lebt.

Lassen wir den wissenschaftlichen Beobachter dann mit der Geduld der Wissenschaft weiter fortfahren. Lassen wir ihn (oder jedenfalls lassen Sie mich bitte) an diesem Ort volkstümlicher Unterhaltung, was für einer er auch immer sei, verweilen und sehr akkurat eine Notiz machen (wonötig in ein Notizbuch) über die Art und Weise, wie gewöhnliche Menschen tatsächlich übereinander sprechen. Da er ein wissenschaftlicher Beobachter mit Notizbuch ist, hat er vermutlich vorher noch nie gewöhnliche Menschen gesehen. Aber wenn er genau zuhört, wird er einen gewissen Ton beobachten, wenn sie über Freunde, Feinde und Bekannte reden, einen Ton, der insgesamt ganz achtbar gesellig und taktvoll ist, obzwar nicht ohne starke Vorlieben und Abneigungen. Er wird ausgiebig, wenn auch manchmal verblüffende, Anspielungen auf die wohlbekannten Schwächen vom Alten Schorsch hören, aber auch viele Entschuldigungen, und einen gewissen großzügigen Stolz darin, zuzugeben, daß der Alte Schorsch, wenn er voll ist, sich wirklich wie ein Gentleman aufführt, oder daß er dem Polizisten aber spitzenmäßig herausgegeben hat. Irgendein berühmter Idiot, der andauernd Gewinner erspäht [wohl gemeint: beim Pferderennen], die nie gewinnen, wird mit fast zärtlichem Spott behandelt, und, speziell unter den Ärmsten, wird mit einem wahrlichen christlichen Pathos gereden in bezug auf jene, die „Schwierigkeiten“ hatten wegen Gewohnheiten wie Einbruch und Bagatelldiebstahl. Und wie nun alle diese komischen Typen wie Geister durch das Beschwören des Geschwätzes hervorgerufen werden, wird der Beobachtende schön langsam den Eindruck bekommen, daß es eine bestimmte Art Mensch, wahrscheinlich bloß eine Art Mensch, vielleicht nur einen Menschen, gibt, den man wirklich nicht mag. Die Stimmen nehmen einen ganz anderen Ton an, wenn sie von ihm sprechen; es liegt eine Verhärtung, eine Verfestigung und eine neue Kälte in der Luft. Und dies wird umso seltsamer sein als, gemäß der gegenwärtigen modernen Theorien sozialer oder antisozialer Aktion es gar nicht einfach sein wird zu sagen, warum er so ein Monster sein sollte, oder was genau das Problem mit ihm ist. Man wird es nur in einzigartigen Redefiguren andeuten, von einem Gentleman, der fälschlich überzeugt ist, daß ihm die Straße gehört oder manchmal, daß ihm die Welt gehört. Dann wird einer der sozialen Kritiker sagen: „Der kommp‘ hier ‚rein un‘ denkt dasser da Herrgott selber is“.

An dieser Stelle wird der wissenschaftliche Beobachter sein Notizbuch schnappend zumachen und sich aus der Szene zurückziehen, möglicherweise nachdem er alle Drinks, die er um der sozialen Wissenschaft willen verzehrt hat, bezahlt hat. Er hat bekommen, was er wollte. Er wurde intellektuell befriedigt. Der Mann im Wirtshaus hat präzise und Wort für Wort die theologische Formel über Satan wiederholt.

(If I had only one Sermon to Preach, aus: The Common Man)

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Von: Nepomuk https://www.thecathwalk.de/2016/07/08/katholische-dandies/?pk_campaign=feed&pk_kwd=katholische-dandies/#comment-1252 Fri, 08 Jul 2016 20:07:04 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6116#comment-1252 Es ist wohl richit, daß es natürlich Katholiken geben mag, die (bis zu einem gewissen Grad moralisch legitim) ins Dandyhafte gehen. Wenn die Definition nur „besucht die Kirche in auffälliger Kleidung“ ist: bitte, warum nicht.

Es mag auch so sein, daß man den Dandy sich schlecht als Protestanten vorstellen kann, weil der Protestantismus mit seiner speziellen Art alle, auch die legitime, Extravaganz austreibt und nur die bürgerliche Anständigkeit, und zwar auch die sündhafte, übrigläßt. Man vergleiche den Ausspruch des Dandys (?) James Joyce zu der Dame, die von seinem Abfall vom Katholizismus erfuhr und ihn dazu beglückwünschte, Anglikaner geworden zu sein: „Gnä‘ Frau, ich hab meinen Glauben verloren, aber meine Vernunft hab ich noch.“

Dennoch ist es doch offensichtlich so, daß die „Vollform“ des Dandys, wie sie dieser Artikel hier ja an sich sehr schön beschreibt, nur insofern zum Katholischen paßt, als der Dandy eben ein Noch-zu-Bekehrender ist, wie übrigens auch der berühmteste aller Dandys, Oscar Wilde, der (zumindest laut der englischen Wikipedia, die deutsche ist da zweifelhafter) als Katholik versehen mit der Letzten Ölung gestorben ist. Huysman darf, wie der Artikel richtig bemerkt, weiterhin in legitimer Sinnenlust schwelgen, Barbey sich weiter extravagant anziehen, aber Dandys sind sie nun eben nicht mehr.

Was Chesterton betrifft, so deutet der Artikel diesen ganz entscheidend fehl. (Das ist auch der Grund, warum ich diesen Kommentar hier eigentlich schreibe.)

Chesterton war nie ein Dandy und machte (ob man ihm darin nun zustimmen will oder nicht) zeitlebens seine Abscheu vor dem Dandytum ganz deutlich.

Chesterton war ein katholischer Genußmensch, gerade so wie man sich einen solchen vorstellt (nur noch etwas dicker). Ein Dandy ist aber etwas anderes, und ein Dandy war er nicht.

Was das Äußerliche betrifft: Dandys sind schlank, Chesterton war dick; Dandys trinken Wein und Sekt, Chesterton zwar auch Wein, aber zumindest was das Zitat betrifft, das Bier paßt gerade eher nicht zum Dandy; Dandys rauchen Zigaretten (was Oscar Wilde im „Bildnis des Dorian Grey“ ganz explizit fordert), Chesterton Zigarren und das Zitat erwähnt die Pfeife; Dandys sind extravagant angezogen, von Chesterton wird nichts dergleichen berichtet.

Etwas weniger das Äußerliche betreffend, stellt es geradezu ein innerstes Mißverständnis des Dandytums dar (das der Artikel ja sonst so gut erklärt), wenn man ihn mit dem ganz normalen Menschen vergleicht, der zu den erlaubten Genüssen wie Pfeife und Pinte nicht nein sagt. Das sind vielmehr die ganz normalen Menschen (das Zitat richtet sich dagegen, darin einen Widerspruch zum Glauben zu sehen), und das Dandytum besteht gerade darin, alles sein zu wollen, nur nicht normal.

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Von: Sven https://www.thecathwalk.de/2016/07/08/katholische-dandies/?pk_campaign=feed&pk_kwd=katholische-dandies/#comment-1251 Fri, 08 Jul 2016 16:59:36 +0000 http://thecathwalk.de/?p=6116#comment-1251 Was für ein toller Artikel!!! Vielen Dank, Herr Pschera!

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