Sündig, sinnlich, Superstar: Maria Magdalena in römischen Kalender aufgenommen – Ein Beispiel für jede Frau
Seit geraumer Zeit ist in der katholischen Kirche das Bemühen feststellbar, Frauen stärker in die Kirche einzubinden. Papst Franziskus betont immer wieder die bedeutende Rolle der Frau für die Kirche und gibt der Diskussion über die Würde der Frau neue Impulse. Entsprechend setzte nun die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenlehre per Dekret den Wunsch des Papstes um, die heilige Maria Magdalena in den römischen Kalender aufzunehmen.
Papst Franziskus traf diese Entscheidung im Rahmen des Jubiläums der Barmherzigkeit, da Christus eine besondere Wahrnehmung und Barmherzigkeit gegenüber dieser Frau empfunden habe, wie Erzbischof Arthur Roche von der gleichnamigen Kongregation in einem Artikel zu dem in lateinischer Sprache abgefassten Dekret ausführt. Der Festtag Maria Magdalenas ist der 22. Juli.
Bereits der heilige Johannes Paul II. zeigte sich dem Thema „Frau und Kirche“ gegenüber sensibel und hob die besondere Rolle Maria Magdalenas hervor. Maria Magdalena ist nämlich die erste Person, die das leere Grab entdeckt, dem Herrn nach dessen Auferstehung begegnet und davon den Jüngern Mitteilung macht.
Wie Erzbischof Arthur Roche erklärt, sei Maria Magdalena ein Beispiel für jede Frau in der Kirche. Sie sei eine wahre und authentische Verkünderin des Evangeliums. Sie habe eine große Liebe zu Jesus gezeigt und sei selbst von Christus sehr geliebt worden.
Textquelle [ohne Überschrift]: Britta Dörre, Zenit.org – The Cathwalk empfiehlt das Abonnieren des Zenit-Newsletters
Das ist zu begrüßen – allerdings hat die Kirche der Maria Magdalena erst im Verlauf des Mittelalters angedichtet, sie sei identisch mit einer in den Evangelien ebenfalls genannten „sinnlichen Sünderin“ und „Ehebrecherin“.
Nach den Evangelien und der frühen Auffassung Maria M.s ist sie eine Frau gewesen, der Jesus sieben Däonen ausgetrieben hat und die ihm mit besonderer Anhänglichkeit zugetan war, wie er offenbar auch ihr.
Der Auferstandene würdigte eine Frau als erste seiner Erscheinung und beauftragte sie als Apostelin für die Apostel. Und mit demselben Recht, mit dem man sagen, das Petrusamt habe nicht nur den Petrus als Individuum gemeint, sondern auch dessen Nachfolger, mit dem selben Recht kann man auch diese typische weibliche Rolle in der Kirche feststellen als eine, die nicht nur an Maria M. alleine hängt. Dass das so ist, dafür zeugt auch die allen Aposteln vorgelagerte Himmelskönigin, die Gottesmutter.
Eine herablassende und bösartige Konkurrenz insbesondere des Petrus gegen Maria M. erzählen uns einige frühchristliche Schriften und auch den Einspruch anderer Apostel gegen Petrus. Etwa das Thomas-Evangelium.
Warum die Kirche in den überlieferten Lesungen der Osteroktav die Geschichte im Johannes-Evangelium, die eben die Frau als diejenige würdigt, die vom Herrn selbst hier bevorzugt wurde als die, der er sich zuerst zeigen wollte, und der er auch eine Mission an die männlichen Apostel auftrug, erst am Donnerstag bringt, dafür die Lesungen von der Osternacht an so aufbaut, als hätten die Frauen nur das leere Grab entdeckt, der Herr aber habe sich dann zuerst Männern gezeigt, darf man getrost hinterfragen:
Dem durchschnittlich biblisch ignorant gehaltenen Katholiken wurde so ein Vorrang des Petrus auch hier suggeriert, der nicht zutrifft.
Biblisch ist eindeutig diese Frauenrolle überliefert und es ist eines der Schelmenstücke der Kirche, sie zu venebeln, zu marginalisieren und die so gewürdigte Frau auch noch als Hure hinzustellen, die sie nach den Evangelien nicht war.
Die Aufwertung dieser Frau ist daher lange überfällig und ein Eingeständnis all dessen, was ich da aufgezählt habe.
Von Maria Magdalena kommt man auch zu einem eigenständigen, aber gleichwertigen Apostelamt. Dass es weniger formell ist als das der Männer, liegt daran, dass die Frau traditionell den Hl. Geist darstellt. Ihr freieres Apostelamt ist dem geschuldet, für den sie steht, denn er weht wo er will.
Gerade an „sinnliche Erotik“ würde ich da nicht denken, sondern an die Glut der göttlichen Liebe, Weisheit, an Geist und eben das, was der Frau schöpfungsgemäß und umfassend zukommt: „Beistand“ zu sein („adiutorium“- vgl. Genesis/“Hilfe“/“Beistand“/“Trost“), wobei sich in diesem Begriff schon der Anklang an den „Beistand“ und „Tröster“ anzeigt, der auch auf den Hl. Geist angewandt wird.
1. Auch wenn’s von Zenit kommt, wird eine Falschmeldung dadurch nicht richtiger: Maria Magdalena wurde nicht erst jetzt in das Calendarium Romanum Generale aufgenommen. Vielmehr ist sie schon schon seit Urzeiten dort verzeichnet und zwar als gebotener Gedenktag. Was neu ist, ist die Aufwertung vom gebotenen Gedenktag zum Fest.
2. Als Blogger kenne ich die Versuchung zu reißerischen Überschriften. Trotzdem: ein Blog, der Wert auf Stil legt, sollte sich nicht auf BILD-Niveau begeben.