Dienstag, 26. November 2024

Zum Herz-Jesu-Fest

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Ausschnitt aus dem berühmten Gemälde von Pompeo Batoni, das in einem Seitenaltar der Kirche Il Gesù in Rom hängt Foto: Foto: Lloyd Baltazar via Wikimedia (Gemeinfrei; Ausschnitt bearbeitet)

Jedes Kind weiß, was ein Herz bedeutet. Es ist Zeichen der Liebe. Wer ein Herz malt, sagt mit diesem Bild: „Ich liebe Dich“. Am Kreuz zeigt uns Jesus sein Herz, um uns Gottes Liebe zu offenbaren. Er enthüllt am Kreuz sein Innerstes, weil Er hier den Preis für unsere Sünden zahlt und uns wissen lässt, dass Er uns trotz all unserer Fehler und Vergehen liebt.

An diesem Herzen dürfen wir ausruhen, wie Johannes, der im Abendmahlsaal sein Haupt auf die Brust Christi legt. In dieses Herz, das immer offensteht, können wir eintreten, um Gnade und Heil zu erfahren. Schon die Kirchenväter sahen in der durchbohrten Seite des Gekreuzigten (vgl. Joh 19,34) die Pforte des Heils, durch die wir zu Gott finden. Das offene Herz Jesu ist der Quell, aus dem die Sakramente der Kirche als wirksame Zeichen der Gnade fließen, wie das reinigende Wasser der Taufe und das allen Durst nach Liebe stillende Blut der Eucharistie.

Papst Franziskus hat während des gestrigen Einkehrtages für die Priester die Lektüre der Herz-Jesu-Enzyklika „Haurietis Aquas“ von Pius XII. empfohlen, weil darin deutlich wird, dass die Verehrung des Göttlichen Herzens keine „naive Schwesternfrömmigkeit“ ist, sondern eine tief im Glauben der Kirche verankerte Wahrheit, die im Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung am Kreuz gründet.

„Sehr hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt“

Gerade die deutsche Mystik des Spätmittelalters, wie sie zum Beispiel von Mechthild von Magdeburg (1207 – 1282) und Gertrud von Helfta (1256 – 1302) geprägt wurde, kannte eine besondere Verehrung für das menschliche Herz Gottes. Den größten und nachhaltigsten Einfluss auf die Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung hatten freilich die Erscheinungen Christi, der am 19. Juni 1675 der heiligen Margareta Maria Alacoque in Paray-le-Monial sein Herz zeigte und sagte: „Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, dass es nichts gespart hat, um sich zu opfern und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe [gemeint ist die Eucharistie]. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, dass Herzen, die mir besonders geweiht sind, mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange Ich von dir, dass der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung meines Herzens werde; dass man sich an diesem Tage dem heiligen Tische nahe und einen Ehrenersatz leiste zur Sühnung all der Beleidigungen, welche meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche Dir, dass mein Herz diejenigen im reichsten Maße den Einfluss seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren und die sorgen, dass es auch von andern verehrt werde.“

Neun Monate bis zu einer neuen Geburt

Besondere Bedeutung hat die Verheißung Jesu zur Feier der sogenannten Herz-Jesu-Freitage: „Ich verspreche dir in der unendlichen Barmherzigkeit meines Herzens, dass seine allmächtige Liebe allen, die an neun aufeinanderfolgenden ersten Freitagen des Monats kommunizieren, die Gnade der endlichen Beharrlichkeit verliehen wird. Sie werden nicht sterben, ohne die heiligen Sakramente empfangen zu haben. Mein göttliches Herz wird ihre sichere Zuflucht in der letzten Stunde sein.“

Christi Versprechen an die heilige Margareta Maria Alacoque, die die Kirche anerkannt und gutgeheißen hat, sind kein Zauberprogramm und auch keine billig zu erwerbende Versicherung für den Himmel. Die Beichte und Kommunion an neun aufeinanderfolgenden Freitagen sind eine Einladung, im Herzen Jesu Gottes Liebe zu finden und in der Gnade zu wachsen, um neu geboren zu werden und als neue Menschen zu leben.

Wer neun Monate lang ehrlich gegen seine Sünden kämpft, trotz aller Rückfälle sich nicht schämt, all das zu beichten, und daran glaubt, dass der Herr ihn wirklich liebt, wird sein zeitliches Leben nachhaltig verändern und, weil Gottes Gnade ihm nicht fehlen wird, das ewige finden. Wir dürfen Christi Versprechen glauben, dass alle, die auch nur einmal in ihrem Leben ernsthaft die Übung der neun Herz Jesu Freitage halten, in ihrer Todesstunde nicht verlassen sein werden, sondern in Christus und durch Christus in den Himmel finde. Das wenige, was wir Gott schenken, wird von Ihm in schier unverhältnismäßiger Weise belohnt. Nie lässt sich seine Liebe an Großmut und Freigiebigkeit überbieten.

Die Liebe lieben

Die Verehrung des Herzens Jesu lehrt uns, an die Liebe Gottes zu glauben, die unserem Tun immer vorausgeht und auch durch unsere Taten nie übertroffen werden kann. Er liebt uns zuerst und leidenschaftlicher als wir es je könnten. Christi Liebe ist ein Feuer, das sein Herz zu sprengen droht, wie Er der heiligen Margareta andeutet: „Mein göttliches Herz brennt so von Liebe zu den Menschen und besonders zu dir, dass es die Flammen dieses Feuers nicht mehr in sich verschließen kann. Es muss sich deshalb durch dich ausbreiten, es muss sich offenbaren, um die Menschen mit den kostbaren Schätzen zu bereichern, die Ich dir enthülle. Sie bergen die Gnaden, die ihnen zum Heile dienen und sie vom Abgrund des Verderbens zurückreißen. Dich, die du ein Abgrund der Unwürdigkeit und Unwissenheit bist, habe ich zur Ausführung dieses großen Planes ausersehen, damit Ich allein es sei, der dieses Werk vollbringt.“

Ein Gott, der sich nach Liebe sehnt

Die Herz-Jesu-Verehrung kennt aber noch einen zweiten, heute nicht selten vergessenen Aspekt des christlichen Lebens. Das menschliche Herz unseres Gottes liebt nicht nur ohne Maßen, sondern wartet, hofft und bittet um unserer liebevolle Antwort. Der starke Herr macht sich schwach und arm, damit wir Ihn trösten und beschenken können – gerade auch im Namen all derer, die Ihn nicht kennen und lieben wollen.

Das Geheimnis der Menschwerdung nimmt uns hinein in das Mysterium der Sühne, ein scheinbar altmodisch gewordener Begriff, der doch nichts anderes meint als stellvertretende Liebe. Es geht um die Möglichkeit, den leidenden Menschen Jesus, der doch als Gott alle Orten und Zeiten – und daher auch mich heute – vor Augen hat, zu trösten und geistlich zu beschenken, um meine Undankbarkeit, aber auch die vieler anderer wieder gut zu machen. Gott braucht das nicht, aber Er will es, weil es der Liebe eigen ist, sich hinzugeben, um den anderen glücklich zu machen – seine Liebe und unsere Liebe sollen sich dem anderen schenken. Das Herz Jesu offenbart uns einen göttlichen Freund, der nicht nur uns selig machen will, sondern dem auch wir wahre Freude bereiten können. Deshalb konnte Jesus zur hl. Margarete sagen: „Wenn du wüsstest, wie begierig Ich bin, mich von den Menschen lieben zu lassen, würdest du dafür an Nichts sparen… Mich dürstet es danach, ich brenne vor Verlangen, geliebt zu werden!“

Das einzige menschliche Herz, das jemals diesen Durst Christi stillen konnte, ist das seiner Mutter. In Fatima hat sie 1917 den drei Seherkindern die enge Verbindung ihres Unbefleckten Herzens mit dem Göttlichen Herzen Jesu offenbart, um – weil sie als Mutter nichts sehnlicher will, als ihren Sohn geliebt zu sehen – uns zu helfen, Gottes Liebe zu lieben. Die Neugeburt im Herzen Jesu geschieht daher auch immer unter jenem der Mutter, die die seine und die unsere ist. Ihr Herz, das keine Sünde kannte und daher niemals aufgehört hat zu schlagen, ist das unerreichbare, aber doch mit aller Sehnsucht anzustrebende Vorbild unserer Liebe zu Jesus. In corde Matris, Filius Patris – in ihrem Herzen ruht der Sohn des Vaters. In ihrem Herzen finden wir das Seine.

Lektüreempfehlung: Ottavio de Bertolis SJ, Aus Seinem Herzen geboren – Neun Herz-Jesu-Freitage. Dominus-Verlag. Augsburg

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