Zoon katholikon – die Kolumne von Klemens Stenzel
Glaubt man Hollywood und dem Großteil seiner Produktionen, so scheint es nur zwei relevante Religionen auf dieser Welt zu geben: das Judentum und den Katholizismus. Warum ist dem so?
Beim Judentum lässt sich diese Frage ganz einfach beantworten; durch die hohe Anzahl an talentierten und wunderbaren Drehbuchschreibern, Regisseuren und Schauspielern, die jüdischen Glaubens sind: Spielberg, Stiller, Keitel, Allen, Sternberg, Hill… die Liste ist endlos.
Wie sieht es aber hingegen mit Katholiken aus? Obwohl mit Mel Gibson, John Wayne, DiCaprio, Alex Baldwin, Mark Wahlberg, Martin Sheen und Alfred Hitchcock nicht minder unbekannte Namen vorhanden sind, die für sich sprechen, dürfte es vornehmlich auch an der kulturellen und spirituellen Reichhaltigkeit unseres Glaubens liegen. So ist nun einmal eine katholische Messe oder Trauung optisch einfach aufregender, als jene anderer Konfessionen und gerade die oft so kritisierten Haltungen wie Papsttum, Zölibat und die klerikal-konservativen Einstellungen zu gewissen Themen inspirieren die Künstler Hollywoods.
Als gute Beispiele soll diese kleine Auswahl dienen an Filmen, die keine Bibelverfilmung oder ähnliches sind:
DOGMA
Oft als antikatholischer Film mißverstanden, greift gerade dieser Film zentrale theologische Fragen auf, die den Katholizismus so einzigartig macht: Schuld, Sühne, Vergebung, Zweifel am Glauben und die ewige Frage nach dem Ursprung und Sinn aller Dinge. Da mag gerne auch über die üblichen Schwächen des amerikanischen Humors hinwegsehen und sich lieber über die doch so gekonnt angesprochenen Themen amüsieren.
THE BLUES BROTHERS
Nicht nur für Katholiken ein besonderer Genuß, da dieser Film eine Hommage an das afroamerikanische Musikerbe ist und vor gekonntem Slapstick nur so trotzt. Die Gewissheit der Protagonisten Jake und Elwood Blues, dass die Tour de Force der beiden Gott gewollt und Gott gefällig sei, zieht sich dermaßen prägnant und gekonnt durch den gesamten Film, dass sogar der L’Osservatore Romano von einem „katholischen Klassiker“ spricht.
THE MISSION
Eines der bildgewaltigsten Epen der Filmgeschichte mit den großartigen Jeremy Irons und Robert DeNiro in den Hauptrollen, entführt man uns in die Zeit des Jesuitenstaates und dem Kampf der SJ gegen die Versklavung und Vernichtung der Indianer. Und der Soundtrack von Enio Moricone erhielt für seine unverwechselbaren Melodien nicht umsonst zahllose Preise.
VON GÖTTERN UND MENSCHEN
Eine europäische Produktion, hoch prämiert, gefühlvoll, leise und voller Respekt.
Das traurige Schicksal von Mönchen in Nordafrika in den Neunziger Jahren verkommt hier nicht zu einer Anklage gegen den Islam oder reiner Gedächtnisarbeit, sie honoriert die Schönheit des Glaubens, das Vertrauen in Gott und die Nächstenliebe.
DER EXORZIST
Ein Klassiker der Filmgeschichte; hat dieser Film zwar seine reißerischen Momente, lässt aber gerade zwei Priester, der eine stark im Glauben, der andere voll Zweifel, zu den Helden den Filmes werden, indem sie optisch eindrucksvoll die Seele eines jungen Mädchens vor einem Dämon erretten. Glaubt man den Geschichten, so liefen damals Menschen in den USA schreiend aus den Kinos in die nächsten katholischen Kirchen.
DIE DON CAMILLO & PEPPONE-REIHE
Wie könnte jemals in so einer Liste der filmischen Welt liebster Hochwürden fehlen?
Worte braucht man hier kaum mehr zu verlieren, wer diese Schmuckstücke der Filmkunst mit dem wunderbaren Fernandel nicht zu schätzen weiß, ist entweder italophob oder humorlos. Und damit basta!
Bitte nicht vergessen:
Boys Town, beide Teile
Sound of Music
The Punisher (mit Dolph Lundgren, rührt viele Themen an)
The Godfather (genau das Gleiche, nur ohne Dolph Lundgren)
Pane e Vino (Marcellino)
Les Miserables
The Robe
Quo Vadis
Und… natürlich die vielen, vielen Filme über ehrenwerte, selige und heilige Katholiken, nicht nur über Sankt Bernadette, sondern z.B. Maria von Nazareth, Petrus, JP II, Jeanne d’Arc, Joseph de Copertino, Franz von Assisi, Clara von Assisi, Abbé Vianney, Augustinus von Hippo, Padre Pio, Pius XII, Pius XI, Mutter Teresa, Theresia von Àvila, Charbel Mahlouf, Vinzenz usw.
Sowie (Gesamtinhalt plus ein paar ganz selbstverständliche katholische Szenen):
– The Longest Day.
Nicht gerade Hollywood aber:
– Das Wunder von Bern.
von Hitchcock ist alles gut, und „Ich beichte“ soll ein guter spezifisch katholischer Film sein, den habe ich aber nicht gesehen.
Unbestreitbar katholisch, wenn auch – das alte Lied – für die, die das Buch gelesen haben, nicht besonders gut:
– Krabat (der Regisseur fühlte sich bemüßigt, die sanften Andeutungen, die Otfried Preußler unterschwellig macht, eher so mit der Deutlichkeit eines Preßlufthammers auszudrücken, immerhin ist aber nichts sinnentstellend)
Ich habe auch mal gehört,
-„state buoni se potete“ soll klasse sein, den habe ich aber ebenfalls nicht gesehen.
Ja und dann natürlich:
– Das Lied von Bernadette.
Aber auch im jüngeren deutschen Fernsehen gab’s mit
– Pius XII. (der englische Titel „Under the Roman Sky“ gefällt mir besser)
etwas, das das Zeug zum Klassiker hat.