Cathwalk-Buchbesprechung mit Literaturkritikerin Lara
Die Stimme einer entschlossenen Frau, einer g’standenen Frau … gar nichts Salbungsvolles oder Säuselndes. [..] … also eines steht fest: das erzähle ich keinem, nein – unmöglich! Ich meine: Ich! Ausgerechnet ich! (Seite 11 und 12)
In den Wochen davor geschieht ebenfalls jede Menge in der Pfarrei, so werden zwei Usbeken, die auf der Flucht sind, im Turm untergebracht. Davon darf niemand etwas erfahren, damit die Beiden besser geschützt sind. Dazu hat ein osteuropäischer Groß- krimineller einige wenige Szenen, der sich mit einer Dame trifft, die eine Abneigung gegen Kleidung hat. Nein, keine Wechseljahre, schon das Übliche. Aber das wird nur ganz knapp und dezent geschildert. Die Schwerpunkt der Handlung liegt auf dem Pfarrer- und Gemeindealltag (Endlich habe ich’s geschafft. Der Weg von der Messe ins Pfarrcafé ist kurz, aber meist sehr langwierig. Wer etwas von mir will, wartet auf diesen 60 Metern von der Kirche herüber. – Seite 133) und dazu den Erlebnissen der Mitarbeiter und Pfarrei- angehörigen, besonders der Jugend, um deren Bibelwissen sich die Heilige Maria selbst kümmern muss.
Eine unterhaltsam und spannend geschriebene Geschichte mit witzigen Einfällen, wie gleich zu Beginn mit der hohen Dame. Wenn man den Autor noch nicht kennt, hält man sich bei der Erscheinung mit dem Schmunzeln erst mal zurück und fragt sich, ob das jetzt in Geschmacklosigkeit ausarteten wird. Aber man merkt schnell, dass die Szene mit einem Augenzwinkern geschrieben wurde und dennoch vollkommen authentisch ist, denn wenn ein Pfarrer in seiner Kirche solch eine Begegnung hätte, dann würde es so und nicht anders ablaufen.
Das geheimnisvolle Kloster ist bereits der zweite Band über die Wiener Pfarrei. In dieser Fortsetzung erfährt man, was die Figuren erleben, die in Nichts ist vergessen von 2014 ins literarische Leben gerufen wurden.
Der Autor Johannes Gönner ist der erste krimi-schreibende Pfarrer dieses Blogs mit einem katholischen Theologiestudium, und das nach neun (!) kriminalisierenden evangelischen Kollegen, deren Bücher hier bereits empfohlen wurden. Wusste ich doch, dass es auch Priester mit Talent zum Qualitäts-Kirchenkrimi geben muss, man hätte eben gleich in Österreich suchen müssen.
Johannes Gönner ist Krimiautor und Priester. Seit 2009 ist er Pfarrer der Canisiuskirche in Wien. Auch Kreta, den zweiten Schauplatz der Handlung, kennt er wie seine eigene Westentasche. 2014 erschien sein erster Kirchen-Krimi im Verlag Styria. Das geheimnisvolle Kloster – 376 Seiten, 2016, Sankt Benno Verlag, Leipzig, angenehm große Schrift. http://www.vivat.de/shop/das-geheimnisvolle-kloster.html
Durch Familie, Studium und Beruf hatte Lara wenig Zeit fürs reflektierende Katholischsein im Alltag. Zum Glück gab es Bücher, die man überall mitnehmen und mal für Tage zur Seite legen konnte. Viele Buchseiten später und bis ins Mark getroffen durch den Spruch „Christliche Literatur interessiert die Leute nicht, sie ist zu langweilig oder zu abgehoben“ kam es 2012 zu dem Blog „Lara liest“. Dort werden nicht-langweilige und nicht-abgehobene Bücher empfohlen, die noch eindeutig als christlich erkennbar sind. Weitere Hashtags: Angelo Roncalli, Taizé, Last Night of the Proms, Anglophilie, Parfüm, Pflanzen, keine Katze.