Von einem weiblichen Mitglied der KJB.
Wenn es um das Thema der standesgemäßen Keuschheit geht, so kann ich dazu sehr viel sagen – und doch wieder fast gar nichts. Ich kann euch berichten, wie leicht man in die Situation gerät, seine seelischen Sehnsüchte durch körperliche Nähe befriedigen zu wollen. Andererseits darf ich Gott für die Gnade danken, dass er mir gezeigt hat, wie ein Leben in seiner Nachfolge aussehen kann, welches kein Bedürfnis nach derlei Irrwegen hat. Mit meinem Beitrag möchte ich euch hineinnehmen in persönliche Erlebnisse. Vor allem aber möchte ich aufzeigen, was den Weg aus sündhaften Handlungsweisen jeglicher Art ausmacht: das Erwecken der Liebe zu Gott. Im Entzünden dieser Liebe ist das gesamte christliche Leben umschlossen: Unlust zur Sünde, Abschied von der Selbstliebe, Erwählung von Christus als des Geliebten der eigenen Person.
Im Wesen der Frau liegt es, hübsch sein zu wollen und erobert zu werden; und die Sehnsucht danach, geliebt zu werden, geborgen zu sein und zu lieben. Bei mir ließen die Eroberungen auf sich warten; von Jungs kam keine Beachtung, sie liefen einer anderen Art von Frauen hinterher. Mit natürlicher Schönheit kam ich scheinbar nicht weit – um Beachtung und Anerkennung zu finden, fing ich an, mich zu ändern: mein Verhalten, meinen Kleidungsstil, mein gesamtes Erscheinungsbild (meinen damaligen Idolen ähnlich). Die Schminkschicht wurde dicker, die Absätze wurden höher, die Röcke immer kürzer, die Ausschnitte immer tiefer, das Verhalten immer freizügiger und aufreizender… Die Reaktionen kamen: Jungs interessierten sich für mich, flirteten mit mir und es fühlte sich gut an; es gab mir Bestätigung, dass sie mich anderen Mädels vorzogen, wobei das Interesse nie lang anhielt – doch das blendete ich aus; ich genoss die kurze Zeit der Beachtung und Eroberung zu sehr…
Die Jahre vergingen, es stieg meine Sehnsucht nach einer Partnerschaft. Aber meine Sehnsucht danach wirklich erobert, als Frau wertgeschätzt und geliebt zu werden, wurde nicht erfüllt; statt dessen klammerte ich mich immer wieder an meine kaputten Beziehungen und versuchte zu retten und zu erhalten, was zum Scheitern verurteilt war. Ich dachte, ich könnte die Beziehung retten, indem ich meinem Freund das gebe, was er will – auch auf körperlicher Ebene. Dabei nahm ich mich und meine eigenen seelischen Bedürfnisse mit der Zeit immer mehr zurück – nur damit er bei mir bleibt… natürlich hielten diese Beziehungen nicht lang und meine Suche nach einer gelingenden Partnerschaft ging weiter. Als Single fühlte ich mich leer, unvollkommen, unglücklich; die Beziehungen wurden zum Mittelpunkt meines Lebens – zu meinem Gott, für den ich alles getan habe.
Was mich aus dieser Unglücksspirale befreite war das Kennenlernen von Gott und die wachsende Liebe zu Christus. Er allein zeigte mir, dass er der Mittelpunkt meines Lebens ist und dass ich in ihm ruhe. Die Liebe zu Gott gab mir die Kraft, mit meiner Vergangenheit abzuschließen und mein Leben von Grund auf zu ändern, ihm eine völlig neue Richtung zu geben.
Nun ist natürlich die Frage: Wie entstand diese Liebe zu Gott? Ich denke, dass der Weg zu Gott bei jedem Menschen individuell ist. Obwohl ich durch meine Erziehung immer etwas von Gott gehört hatte, konnte ich bis zu diesem Punkt keine Beziehung zu Christus aufbauen, denn mir wurden Gebote und Moral vermittelt, jedoch nicht die Liebe zu Gott. Mit einem fordernden Gott allein und seinem Gesetzeskatalog konnte man mich nicht bekehren (ich würde stark bezweifeln, dass das bei irgendjemandem funktioniert), sondern dadurch, dass mir wundervolle Menschen irgendwann von Gottes Liebe erzählt haben, von seiner wunderbaren Schöpfung und seinem einzigartigen, wundervollen Plan für jeden einzelnen Menschen. Er liebte uns noch bevor es uns gab. Er sah uns schon vor der Erschaffung der Welt und wollte und liebte uns. Er erschuf mich und gab mir die Menschen auf meinen Weg, die es mir möglich machen, Gutes zu tun und selbst zu wachsen. Diese und ähnliche Gedanken machten es mir unmöglich, Gott nicht zu lieben. Und die Liebe Gottes gestaltete mich neu, gab mir Vergebung und die Kraft für ein neues Leben in Gott. Die wachsende Liebe zu Gott setzte immer mehr den Wunsch in mir frei, mein Leben nach Gottes Willen auszurichten – die Veränderung ging also von innen nach außen. Mir musste nicht mehr gesagt werden „Mach das!“, denn ich wollte es plötzlich selbst. Die Liebe Gottes zeigte mir, was es heißt zu lieben und geliebt zu werden und befreite mich von meinen immer wieder scheiternden Versuchen, um jeden Preis eine Beziehung aufzubauen.
Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich wünsche mir immer noch eine funktionierende, liebevolle Beziehung mit einem Menschen, der mich liebt und erobert; mit einem Menschen, für den ich da sein kann und der für mich da sein will; eine Beziehung, die darauf abzielt, dem anderen in den Himmel zu helfen… aber nun weiß ich, dass ich dafür nicht das tun muss, was ich zuvor getan habe. So Gott will, wird er mir zur richtigen Zeit den Menschen zeigen, der richtig für mich ist. Bis dahin lebe und vertiefe ich meine Liebe zu Gott, arbeite an meiner Persönlichkeit und lebe mein Leben als Single, ziehe wertvolle Lehren aus meinen Alltagserfahrungen, übe mich in der Nächstenliebe und versuche Gottes Plan für mein Singleleben zu erfüllen.
Vielleicht fragen sich einige, was ich mit meiner Geschichte bezwecken will? Die Frage ist berechtigt und ich antworte sehr gern darauf: Anhand meiner eigenen Geschichte habe ich verstanden, dass der Grund, warum viele Menschen (auch Katholiken) viele gute Dinge nicht tun oder schlechte Dinge tun, nicht der ist, dass sie so böse oder uneinsichtig sind, sondern weil ihre Liebe zu Gott noch nicht so ausgereift ist, dass sie die Kraft daraus schöpfen können, um den alten Menschen abzulegen und Christus anzuziehen. Deshalb reichen (Moral-)Vorträge allein in vielen Fällen nicht aus, um aus uns bessere Christen zu machen. Wenn aber das Augenmerk und das Bestreben darauf liegt, die Liebe zu Gott zu entzünden, werden viele Leute von allein keinen Gefallen an schlechten Dingen mehr haben und gleichzeitig Gutes tun wollen. Die Liebe zu Gott hilft einem nicht nur in der standesgemäßen Keuschheit, sondern auch im Gebetsleben, in der Auswahl der Freunde, der Hobbies, des Kleidungsstils, des Verhaltens etc. Die Liebe zu Christus verändert Menschen, sie ist die stärkste Motivation für ein gutes, gesundes, christliches Leben. Entzündet die Liebe und ihr werdet gute, frohe Christen haben, die den Willen haben, immer heiliger zu werden.
Deshalb reichen (Moral-)Vorträge allein in vielen Fällen nicht aus, um aus uns bessere Christen zu machen.
Das wird seit Jahrtausenden versucht. Ergebnis: es hat noch niemals funktioniert.
Wenn aber das Augenmerk und das Bestreben darauf liegt, die Liebe zu Gott zu entzünden, …
Wie macht man das? Die Liebe Gottes in einem anderen Menschen entzünden.