So erstaunlich es auf den ersten Blick erscheinen mag: Es gibt Menschen, die sich bei prall gefülltem Kühlschrank zu Tode hungern. Die Betroffenen sind von einer psychosomatischen Erkrankung betroffen, der Magersucht (anorexia nervosa), die durch einige spektakuläre Fälle aus der Modebranche immer wieder zum Gegenstand öffentlicher Diskussion wurde.
Ein tragisches Beispiel dafür ist der Tod der Französin Isabelle Caro vor zwei Jahren – diese war schon im Alter von 13 Jahren erkrankt und wog teilweise, bei einer Größe von 1,64 Metern, nur noch 25 Kilo. 2007 wurde sie als Model für eine Anti-Magersuchtskampagne („Anorexia/No“) weltbekannt und engagierte sich mithilfe ihres Webblogs fortan öffentlich gegen die Krankheit. Drei Jahre später verstarb sie mit 28 Jahren an den Folgen ihrer Magersucht – ihre Mutter, die den Verlust ihrer Tochter nicht verkraftete, beging Suizid.
1. Die Krankheit und ihre Folgen
Es beginnt ganz langsam, erst isst man das Stück Sahnetorte nicht mehr, das noch im Kühlschrank ist, dann verzichtet man generell auf Süßigkeiten, darauf folgen die Kohlenhydrate … Das setzt sich fort, bis nur noch die Gemüsebrühe und der Magermilchjoghurt übriggeblieben sind. Die Rückseiten der Lebensmittelverpackungen werden sorgfältig studiert oder präventiv auswendig gelernt. Jede Mahlzeit wird zur Qual und die Betroffene legt sich ein Repertoire kreativer Ausreden zurecht, warum sie bei gemeinsamen Mahlzeiten leider nicht mitessen könne.
Die Erkrankte empfindet sich jedoch stets als zu dick, selbst wenn sie nur noch aus Haut und Knochen besteht. Daher treiben Betroffene oftmals exzessiv Sport, um möglichst viele Kalorien zu verbrennen und somit noch mehr Gewicht zu verlieren, denn bei fortschreitendem Krankheitsverlauf muss immer schneller Gewicht verloren werden und es darf nicht zugenommen werden. Obwohl Aerobic oder andere kombinierte Studiosportarten die effektivsten sind, ist der Laufsport bei Magersüchtigen besonders beliebt – und auch das langsame Zerkauen von Essen wird bisweilen zur Sportart erhoben. Models wird nachgesagt, sie würden in Orangensaft bzw. in Wasser getränkte Watte zu sich nehmen, um ihr Hungergefühl zu manipulieren.
Im Internet findet man Seiten, die gleichermaßen interessant wie auch schockierend sind, auf denen Magersüchtige ihre „Erfolgsrezepte“ der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es wird empfohlen, Eiswürfel zu lutschen, da dadurch Kalorien verbrannt werden, oder man wird darüber unterrichtet, dass man fettige Nahrungsmittel ruhig in den Mund nehmen dürfe, solange man sie, nachdem sie zerkaut wurden, wieder ausspuckt. Darüber hinaus findet man auch „grüne Listen“ auf denen besonders kalorienarme Lebensmittel (z. B. Gurken) aufgeführt sind. Das ganze Leben eines Magersüchtigen dreht sich um diese zwei Dinge: Essen und Kalorien.
So skurril der Lebensstil eines Magersüchtigen erscheinen mag – für die ungefähr 100.000 Erkrankten in Deutschland, vor allem junge Frauen, aber auch immer mehr junge Männer, ist es Realität. Angehörige und Freunde von Betroffenen wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen – den Erkrankten zum Essen zwingen oder abwarten? Ab einem gewissen Schweregrad der Erkrankung ist ärztliche Hilfe unerlässlich, denn der Laie ist mit fest entschlossenen Magersüchtigen in der Regel überfordert.
Die Folgen der Erkrankung sind mögliche Unfruchtbarkeit, Veränderung der Sexualhormone, Osteomalazie (Knochenerweichung), Osteoporose, chronische Niereninsuffizienz, Herzrhythmusstörungen. Außerdem kann es auch zu Depressionen und allgemein zu Konzentrationsstörungen kommen. Im schlimmsten Fall endet die Krankheit tödlich.
Während die Symptome und die Folgen der Magersucht bei allen Betroffenen ähnlich sind, ist bei der Frage nach den Ursachen dieser Essstörung eine differenzierende Untersuchung erforderlich. Ich möchte die Krankheit im Folgenden nach ihren möglichen Ursachen in zwei Hauptgruppen unterteilen, die freilich schwer voneinander abgrenzbar sind und selten in Reinform vorliegen: in die primär psychisch und in die primär ideologisch bedingte.
Die primär psychische Magersucht ist meistens entweder eine auf Stresssituationen folgende Appetitlosigkeit, die auch erblich bedingt sein kann, oder der Versuch, durch Kontrolle des eigenen Essverhaltens, die nicht vorhandene Kontrolle und fehlende Sicherheit im Leben zu kompensieren. Diese Form der Krankheit kann relativ erfolgreich, solange sie nicht unbedingt erblich bedingt ist, therapiert werden. Diese Therapien erfolgen, je nach Grad der Erkrankung, ambulant oder stationär; dabei werden in der Regel Essenspläne aufgestellt und Techniken zum Umgang mit Stress erlernt. Nach erfolgter Therapie empfiehlt es sich jedoch weiterhin, unter psychologischer Betreuung zu bleiben, da so das Rückfallrisiko erheblich eingedämmt werden kann.
Die ideologische Form der Krankheit, die als gesellschaftliches Phänomen erst in der jüngeren Vergangenheit entstand, ist weitaus gefährlicher, da sie unter Umständen überhaupt nicht erfolgreich therapierbar ist. Ich möchte hierbei wiederum zwischen drei Stadien der Entwicklung unterscheiden: der Emanizipations-Magersucht, der Mode-Magersucht und der Gender-Magersucht.
Je nach Epoche und Region gab es verschiedene Körperideale, beispielsweise war der als ideal angesehene Körper im Zeitalter des Barock fülliger als einige Epochen später im Klassizismus. Allgemein kann aber festgestellt werden, dass das von den meisten Kulturen angestrebte Ideal als normalgewichtig bis leicht übergewichtig bezeichnet werden kann, zumindest wenn es in der Region ausreichend Nahrung gab bzw. nicht gerade eine Katastrophe überstanden worden war – man vergleiche nur die Darstellungen des menschlichen Körpers im Laufe der Jahrhunderte.
2. Freiwilliges Hungern als emanzipatorischen Mittel
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts lassen sich Tendenzen zur extremen Magerkeit feststellen, die nicht mehr als Schlankheit bezeichnet werden kann, wobei zunächst nur Frauen betroffen waren. Bekanntermaßen entstand zu dieser Zeit die Emanzipationsbewegung. Die Frauen wollten nicht mehr Frau sein, sondern immer mehr dem Mann ähneln. Der einfachste Weg, dem Mann ähnlicher zu werden, bestand darin, Gewicht und somit weibliche Rundungen zu verlieren. Denn Rundungen störten bloß, schließlich waren sie unerwünschte Erinnerungen an das traditionelle Frauenbild. Die Stigmatisierung der Mutterschaft als Inbegriff weiblicher Unterdrückung und das Recht auf Abtreibung als klassische Forderung der Frauenbewegung beweisen, wie sehr der Feminismus letztendlich einen Hass auf die eigene Weiblichkeit verkörpert.
Wie weit die Magersucht damals als Krankheit, so wie wir sie heute kennen, verbreitet war, ist schwer festzustellen. Die Tatsache, dass die Krankheit aber genau zu dieser Zeit als solche entdeckt wurde, lässt aber auf die vermehrte damalige Verbreitung schließen. Sicherlich könnte man die Entdeckung der Anorexia nervosa, damals noch Anorexia hysterica,mit der Etablierung der Psychologie als Wissenschaft zu der damaligen Zeit erklären. Dennoch ist es angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen und der Mode der 1920er-Jahre eine naheliegende Hypothese, dass die ideologisch bedingte Magersucht damals als Phänomen rasant an Bedeutung gewann: Die Fotos und Abbildungen der Zeit zeigen knabenhaft aussehende, Zigaretten rauchende Frauen mit Bubikopf und kurzen glitzernden Fransenkleidern oder schmal geschnittenen Herrenanzügen zeigen. C. S. Lewis skizziert diese Entwicklungen in seinen „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ als diabolischen Angriff auf Ehe und Familie: „Das Zeitalter des Jazz hat dasjenige des Walzers abgelöst, und nun lehren wir die Männer, solche Frauen zu lieben, deren Körper vom Körper eines Knaben kaum zu unterscheiden ist. Da diese Art Schönheit noch vergänglicher ist als die meisten anderen, verschärfen wir damit den chronischen Schrecken des weiblichen Geschlechtes vor dem Altwerden (und das mit sehr gutem Erfolg) und machen es weniger willig und auch weniger fähig, Kinder zu gebären. […] Natürlich ist das alles Schwindel; die Figuren in der populären Kunst sind verzeichnet, die wirklichen Frauen sind in ihrem Badekostüm oder knapp anliegenden Höschen tatsächlich eingezwängt und zusammengepreßt, damit sie strammer und schlanker und knabenhafter aussehen, als die Natur es der erwachsenen Frau erlaubt. Zur gleichen Zeit jedoch wird der modernen Welt beigebracht, zu glauben, das sei ‚frei’ und ‚gesund’.“[i]
Diese erste Phase, welche ich als Emanzipations-Magersucht bezeichnen möchte, erfuhr eine Unterbrechung in den folgenden Jahrzehnten, die von Filmdiven geprägt waren, die teilweise Kleidergröße 42(D) trugen und somit wieder wie Frauen aussahen. Dies änderte sich indes in den 1960er und 1970er-Jahren mit dem erneuten Aufkommen der Emanzipationsbewegung. Zu diesem Zeitpunkt begann die Emanzipationsmagersucht langsam in eine eher unpolitisch motivierte Model- bzw. Mode-Magersucht überzugehen, wobei beide Formen zu Beginn Hand in Hand gingen. Ein Beispiel ist die Mode-Ikone der damaligen Zeit namens Twiggy („dürres Ästchen“), eine Verkörperung ihres Namens, die als emanzipatorisches Frauenvorbild der damaligen Zeit galt und zugleich als Prototyp des heute leider so verbreiteten Magermodels bezeichnet werden kann. Fortan begannen Frauen auch ohne emanzipatorischen Hintergedanken zu hungern, nur um dem Ideal der (zumeist homosexuellen) Modedesigner zu entsprechen, welche das knabenhafte Ideal konsequent aufrechterhielten und oftmals eine verächtliche Gleichgültigkeit gegenüber der Problematik der Magersucht erkennen lassen: „Da sitzen dicke Muttis mit der Chips-Tüte vorm Fernseher und sagen, dünne Models sind hässlich“ (Karl Lagerfeld).
3. Die zunehmende Beeinflussung des Körperideals durch die Modeindustrie
Die moderne Frauenmode unterstützt maßgeblich die Verbreitung der Model-Magersucht, wofür im Wesentlichen die Knappheit der Kleidung und Hosen – Leggins bzw. skinny jeans („hautenge Röhrenjeans“) – verantwortlich sind. Interessanterweise waren diese beiden Ursachen zuerst bei dem Modedesigner Yves Saint Laurent antreffen, der selbst von sich sagte, er habe den Frauen die Macht gegeben. Yves Saint Laurent galt in den 1960er- und 1970er-Jahren als das Pariser „Mode-Wunderkind“ (er war damals erst Anfang 20), da er der jüngste Chefdesigner aller Zeiten bei einem großen Pariser Modehaus (Dior) geworden war. Das blieb er allerdings nicht besonders lange, denn er war dem traditionsreichen Modehaus zu avantgardistisch. Zudem erlitt er, nachdem er für kurze Zeit im Algerienkrieg gekämpft hatte, einen Nervenzusammenbruch und musste in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert werden. Deshalb wurde er 1960 von seinem Arbeitsvertrag entbunden. 1961 gründete er mit seinem Lebensgefährten seine eigene Modemarke, die seinen Namen trug. Der Nachwelt blieb er besonders wegen seines Damensmokings und seiner Mondriankleider (kurze untaillierte Kleider mit konstruktivistischem Motiv) im Gedächtnis, die beide die nachfolgende Mode im negativen Sinne enorm beeinflussten.
Man könnte mir nun vorwerfen, dass man kurze Kleidung und Hosen nicht automatisch für die mittlerweile weitverbreitete Magersucht verantwortlich machen kann. Doch in der Praxis besteht hier ein unverkennbarer Zusammenhang – ich habe zumindest noch nie von einer Frau gehört, sie würde aus Gründen der Mode für ihren überknielangen Rock hungern. Was man allerdings als Beweggrund für die krankhaften Abnehmbemühungen oft hört, ist die absonderliche Vorstellung, man bräuchte „Spaghettibeine“, um besser in Röhrenjeans zu passen bzw. um sich in kurzen Röcken „wohlzufühlen“. Solche Spaghettibeine hat man bei einer Größe von 1,80 ungefähr mit 50 Kilo – einem Body Mass Index (BMI) von unter 16. Das Normalgewicht beginnt bei BMI 19. In Modeboutiquen sind T-Shirts mit dem Aufdruck „Fashion is my religion“ erhältlich: Die Modeindustrie wird zur Ersatzreligion, der mit krankhaftem Eifer gehuldigt wird. Die Ideale homosexueller Modeschöpfer werden so zum Maßstab, dem die eigene Weiblichkeit geopfert wird.
4. Der Weg zum geschlechtslosen Gendermenschen
Bis vor wenigen Jahren waren fast ausschließlich Frauen von der Magersucht betroffen, doch immer mehr Männer (nicht nur Homosexuelle) erkranken daran. Wenn man sich die betroffenen Männer, oftmals Models, anschaut, fällt einem aber sofort auf, dass man sie kaum von ihren weiblichen mageren Kolleginnen unterscheiden kann – so ist es nicht verwunderlich, dass heute auch Männer bei Frauenmodenschauen mitlaufen. Die Wesen auf dem Laufsteg scheinen dabei alle gleich zu sein, alle haben sie etwas Androgynes, also etwas sowohl Feminines (z. B. die langen Haare) als auch Maskulines (z. B. die knabenhafte Figur) an sich.
Das Hinzukommen der magersüchtigen Männer, die ideologisch motiviert hungern (sonst fände man sie nicht in der Modebranche), wirft bezüglich der ideologisch motivierten Magersucht neue Fragen auf, denn das emanzipatorische bzw. rein modebedingte Erklärungsmuster der Annäherung an das Knabenhafte ist nun, da anscheinend Männer wie Frauen nach einem androgynen Vorbild streben, so nicht mehr haltbar.
Doch wer oder was steckt diesmal hinter dieser neuen Art der Magersucht? Was soll mit ihr erreicht und ausgesagt werden? Fragen, die zu ihrer Beantwortung zunächst einer genaueren Analyse des Begriffes Androgynie bedürfen.
Der Mythos des androgynen Wesens findet sich in verschiedenen Kulturen; wir beschränken uns hier auf die griechische. In Platons Symposion ist die Rede vom „Kugelmenschen“ (vgl. Symposion 15), ein kugelrundes Mischwesen, zur einen Hälfte Frau, zur anderen Hälfte Mann, mit acht Extremitäten. Der androgyne Mensch ist folglich ein Mannweib mit Ausprägung sowohl männlicher als auch weiblicher (Geschlechts-)Merkmale. Dieses war vor Urzeiten das „dritte Geschlecht“, das gewissermaßen beiderlei Geschlechts und daher mächtiger als die gewöhnlichen Menschen war, und, als es sich gegen die Götter erheben wollte, von diesen zur Bestrafung in seine beiden Einzelteile zerlegt wurde. Seit diesem Ereignis streben die beiden Teile des Kugelmenschen zu einer Verschmelzung ihrer Einzelexistenzen zu einem Sein.
Bei der Interpretation der Androgynität nach Platon kommt man zu dem Schluss, dass der Mensch sich unabhängig von seinem „zweiten Teil“ nach der Vervollkommnung seines Seins sehnt und daher mit allen Mitteln, auch durch Magersucht, diesen Zustand wiederherzustellen sucht. Eine weitere mögliche Deutung, ein eher hegelianisches Motiv, ist die Theorie, dass die Teilung des Kugelmenschen in zwei Teile als Bild für die Trennung von Subjekt und Objekt gedeutet werden kann, die durch die Annahme beider Geschlechter überwunden werden und in einer höheren Synthese „aufgehoben“ werden soll.
Diese beiden Erklärungsmodelle in Bezug auf die eigens erworbene Androgynität hätten noch vor einigen Jahren als ausreichend gelten können. Doch im Zeitalter der Queer-Ideologie – ein Sammelbegriff für alle möglichen sexuellen Orientierungen – drängt sich eine andere Erklärung auf, denn Androgynität bedeutet heute mehr oder weniger die vollkommene Realisierung der Ideale dieser Bewegung, die bekanntermaßen an der Abschaffung der traditionellen Geschlechter von Mann und Frau als soziale Norm arbeitet. Queer-Theoretiker sehen nämlich in der angeborenen Androgynität, die bei Menschen durchaus auch genetisch bedingt vorkommt, keine Geschlechtsidentifikationsstörung mehr, sondern eine zu bevorzugende Form der Geschlechtsidentifikation – daher zu bevorzugen, weil sie nichts mehr mit der traditionellen Geschlechterauffassung gemein hat. Letztendlich handelt es sich auch hierbei um eine Neuauflage der platonischen Leibfeindlichkeit, welche die Einheit von Körper und Seele nicht als gottgewollten Ideal-Zustand, sondern als Verfallsform menschlicher Existenz betrachtet. Der Körper, so schreibt Platon, sei „das Grab der Seele, wo sie nach Austernart eingekerkert ist“. Die eindeutige Einordnung eines Menschen als Mann und Frau aufgrund der körperlichen Geschlechtsmerkmale gilt als anmaßende Einengung der individuellen sexuellen Identität, die mit dem Körper nicht notwendigerweise zu tun habe. Der Körper behindert also gewissermaßen die Selbstverwirklichung. Dieser Ansatz steht im klaren Widerspruch zum Katholizismus, der in aristotelischer Tradition davon ausgeht, dass die menschliche Seele von Gott gerade dazu bestimmt ist, mit einem männlichen oder weiblichen Körper vereinigt zu sein und mit diesem Körper bei der Auferstehung der Toten auch wieder verbunden zu werden.
Der Einfluss der Queer-Ideologie ist ungeheuer groß, wie man heute am allgegenwärtigen Phänomen des Gender Mainstreaming und der geschlechtergerechten Sprache erkennen kann. So wird beispielsweise diskutiert, ob das Wort „Fußgängerübergang“ eine sexistische, diskriminierende und in unserer Zeit unmögliche Bezeichnung sei, die man durch den neutralen Ausdruck „Zebrastreifen“ zu ersetzen habe. Angesichts der Androgynisierung von Mann und Frau kann man durchaus die These aufstellen, die Gender-Ideologie habe durch die Anpreisung des grenzenlosen Geschlechts und den starken Druck auf die Gesellschaft eine neue Phase der ideologisch bedingten Magersucht hervorgebracht, die Gender-Magersucht. Schon heute kann man diese Perversion beobachten: Androgyne Männer posieren für Frauenunterwäschewerbung und die Öffentlichkeit reagiert mit Begeisterung. Auf der Fashion Week in Berlin eröffnet ein Designer seine Frauenmodenschau selbst in einem seiner Kleider – es scheint keine Grenzen zu geben.
Sämtliche Formen der ideologisch bedingten Magersucht haben eines gemeinsam: Sie richten sich gegen die gottgewollte Dualität der beiden Geschlechter und treiben damit die Zerstörung der Familie als Fundament der Gesellschaft voran, indem entweder die Frau in der Tradition des Feminismus in ihrer Lebensführung wie auch in ihrem äußerlichen Erscheinungsbild an den Mann angeglichen werden soll oder aber Männer wie Frauen gleichermaßen auf ein androgynes Ideal hin geformt werden sollen. C. S. Lewis drückt das so aus: „Es liegt im Aufgabenbereich dieser großen Meister [der Hölle], in jedem Zeitalter eine gewisse allgemeine, verkehrte Auffassung dessen zu schaffen, was man ‚sexuellen Geschmack’ nennen könnte. Sie erreichen das durch jenen verhältnismäßig kleinen Kreis von populären Künstlern, Modeschöpfern, Schauspielern und Reklamefachleuten, die den modischen Typ bestimmen. Das Ziel ist, das eigene Geschlecht wegzuführen von jenen Angehörigen des andern Geschlechtes, mit denen eine geistlich hilfreiche, glückliche und fruchtbare Ehe am ehesten möglich wäre.“[ii] Der Feminismus und die Gender-Ideologie haben die Leibfeindlichkeit und die Ablehnung des Weiblichen gemein – Tendenzen, welche gerade von feministischer Seite gerne zu Unrecht dem Katholizismus untergeschoben werden, während in Wirklichkeit gerade wir Katholiken die Leiblichkeit und die legitime Unterschiedlichkeit der Geschlechter als wesentliches Element der Schöpfungsordnung verteidigen: „Und er schuf sie als Mann und Frau“ (Gen 1, 27).
@Lilith
Ist „christlich“ für Sie nur etwas, was dem Geist der aussterbenden „westlichen Wertegemeinschaft“ entspricht?
Was ist Ihrer Meinung nach die Ursache für die grassierende Magersucht?
Versuch einer ideologiegeschichtlichen Deutung der Magersucht. Falsch. Versuch eine psychische Krankheit in den scheinheiligen, intoleranten Rahmen dieser pseudo-christlichen Seite zu pressen.